Hochwasser-Ticker: Im Einsatz an der Elbe

Knoten zu, fertig ist der Sandsack. | Foto: Magalski
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Deutschland rückt zusammen! Der Kampf gegen das Hochwasser fordert Helfer aus der ganzen Republik. Lesen Sie hier im Liveticker einen Tag über die Arbeit der Freiwilligen aus dem Kreis Unna vor Ort an der Elbe in Niedersachsen.

7.17 Uhr: Guten Morgen von der Autobahn 2. Wir sind auf dem Weg nach Lüchow-Dannenberg. Hier ist seit Freitag die 5. Feuerwehrbereitschaft aus dem Regierungsbezirk Arnsberg im Einsatz. Dabei sind Kräfte aus Lünen, Bergkamen, Kamen, Unna und Holzwickede. Was ist die Aufgabe der ehrenamtlichen Helfer, von denen viele an diesem Wochenende ihre Freizeit opfern? Wie ist die Situation für sie vor Ort? Das wollen wir klären. Begleiten Sie uns doch!

7.30 Uhr: Gestern haben die Helfer aus dem Kreis Unna geholfen, einen Deich mit Sandsäcken zu verstärken. Was heute auf dem Plan steht, das ist bisher noch nicht bekannt.

7.47 Uhr: Immer mehr Helfer rücken an. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Sanitätszüge rollen auf der Autobahn Richtung Flutgebiet.

7.58 Uhr: Wir haben die Autobahn verlassen, nun ist es noch eine knappe Stunde bis Damnatz, wo die Feuerwehrbereitschaft stationiert ist.

9.27 Uhr: Endlich wieder Internet-Empfang. Lüchow-Dannenberg ist nun erreicht. Der Kreis ist für den Durchgangsverkehr gesperrt. Das Flutgebiet ist weiträumig abgeriegelt, um Katastrophentourismus am Wochenende zu vermeiden. Wer trotzdem mit dem Auto bis zum Deich fährt, muss mit Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen, meldet gerade ein lokaler Radiosender.

9.43 Uhr: Das Wasser steigt schneller als erwartet, hört man im Radio aus Hitzacker. Rund einen halben Meter in der letzten Nacht. Sandsäcke sollen es richten.

9.49 Uhr: Die Bundeswehr rollt in einer langen Kolonne vor uns Richtung Einsatzgebiet. Es ist sehr schwierig, eine Internetverbindung zu bekommen.

10.32 Uhr: Einige Kilometer Umweg aufgrund Sperrungen und eine Polizeisperre später haben wir die Kräfte aus dem Kreis Unna erreicht. Die Stimmung scheint gut. Eine Supermarkt-Kette hat Kappen gespendet, um die Feuerwehrleute gegen die Sonne zu schützen. Denn die brennt vom Himmel. Rund 20 Grad, keine Wolke in Sicht. Entlang der Deiche liegen überall Sandsäcke bereit, die Dämme sind verstärkt. Nebenan arbeiten die Feuerwehrleute aus Dortmund noch an der Verstärkung der Deiche.

10.46 Uhr: Ein Lastwagen verteilt Sonnenmilch und Getränke. Beides ist heiß begehrt.

10.52 Uhr: Damnatz, wo die Kräfte aus dem Kreis im Einsatz sind, ist ein idyllisches Dorf. Rund dreihundert Menschen leben hier. Das Hochwasser der Elbe steht schon bis zum Deich.

11.12 Uhr: Der Anblick ist beeindruckend. Sandsack an Sandsack befestigt den Deich, auf einer Länge von über zwanzig Kilometern. Das haben die Feuerwehrleute zusammen mit der Bundeswehr schon am Freitag geschafft.

11.20 Uhr: Kurz wird es hektisch. Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht fahren durch das Dorf. Die Einheit soll nach Hitzacker verlegt werden, um die Stadtinsel zu sichern. Dann Entwarnung. Eine andere Bereitschaft fährt.

11.49 Uhr: Die Kräfte der 3. und 5. Feuerwehrbereitschaft sind für die Deichsicherung zuständig. Am Nachmittag sollen Boote zu Wasser gelassen werden, um den Deich auch von der Wasserseite zu kontrollieren. Landwirte schaffen von den Sandgruben in der Umgebung pausenlos Sandsäcke heran.

12.30 Uhr: Hochwasser ist man hier gewohnt, erzählt eine Anwohnerin. Ungewohnt sind die vielen Menschen in dem kleinen Dorf. Bundeswehr, Feuerwehr und viele andere sind unterwegs.

13.07 Uhr: Kurze Pause. Das Essen aus der großen Küche ist da. Die Einsatzkräfte können nach Stunden im Einsatz nun etwas entspannen.

13.20 Uhr: Wo Wasser ist, da sind auch Mücken. Eine Rettungswagenbesatzung hilft. Und verteilt Salbe und Insektenschutzmittel.

14.14 Uhr: Probleme macht nicht nur das Wasser, das über den Deich kommen könnte. Der hohe Wasserstand vor dem Deich drückt auch hinter dem Deich das Wasser an die Oberfläche. Die Feuerwehr Bergkamen sichert einen Graben mit Sandsäcken ab.

14.41 Uhr: Der Internetempfang vor Ort ist leider sehr schlecht. Wir aktualisieren unseren Ticker aber so oft wie möglich.

15.03 Uhr: Boote sollen gleich Treibgut vor den Deichen entfernen. Das ist wichtig, weil Baumstämme und andere Dinge den Deich zusätzlich schwächen könnten.

15.20 Uhr: Untergebracht sind die Feuerwehrleute übrigens in Dannenberg im Containerdorf der Polizei. Das wird sonst für die Beamten bei Castortransporten benutzt.

15.32 Uhr: Interessante Information am Rande: Zum ersten Mal sind nordrhein-westfälische Kräfte in dieser Art in der überörtlichen Hilfeleistung tätig, sagt der Pressesprecher.

16.30 Uhr: Mission geglückt. Ein treibender Baum konnte von Feuerwehrleuten aus Dortmund zusammen mit der Ortsfeuerwehr Damnatz geborgen und zersägt worden.

16.43 Uhr: Wathose an und ab in den Graben. Rohre müssen gespült werden, damit das Grundwasser abfließen kann, das nun aus dem Boden drückt. Eine Aufgabe, die auch von den beiden Bereitschaften aus dem Regierungsbezirk Arnsberg übernommen wird.

16.57 Uhr:Für die Feuerwehrleute aus Kamen und Bergkamen gibt es ein paar Kilometer weiter am Deich eine Unterrichtsstunde zum Hochwasserschutz. Denn damit hat man als Feuerwehrmann im Kreis Unna eher weniger zu tun. Nun wird erklärt, wie ein Deich aufgebaut ist, was passiert, wenn das Wasser den Deich durchweicht.

17.10 Uhr: Das Wasser steigt ziemlich schnell. Aktuell sind es in Damnatz etwa sechs bis acht Zentimeter in der Stunde. Ein Schild, das am Mittag noch aus dem Wasser ragte, ist nun fast verschwunden.

17.23 Uhr: Neue Nachrichten aus Lünen. Das Technische Hilfswerk, der Ortsverband Lünen, ist nun auch zum Hochwassereinsatz gerufen worden. Michael Franz Knobloch bestätigt das auf Anfrage des Lüner Anzeigers. Nach seinen Informationen geht es für die Helfer nach Burg in Sachsen-Anhalt.

18.16 Uhr: Burg in Sachsen-Anhalt liegt nahe Magdeburg – und dort ist die Hochwasser-Lage aktuell besonders kritisch. Welche Aufgaben im Katastrophengebiet auf die Lüner warten, ist noch nicht bekannt. Beim Ortsverband werden aktuell alle Fahrzeuge startklar gemacht, dann soll es Richtung Osten gehen.

19.12 Uhr: Liebe Leser, hier noch einmal der Hinweis: das Mobilfunknetz vor Ort ist teilweise überlastet. Aktualisierungen können deshalb leider etwas länger dauern.

19.14 Uhr: Pressemitteilung vom Roten Kreuz aus Lünen: Wegen der Hochwasserkatastrophe fallen in den Flutgebieten viele Blutspendetermine aus. Um Blutkonserven weiter vorrätig zu haben, sind alle Bürger aufgerufen, die nächsten Blutspendetermine in Lünen zu besuchen: DRK-Zentrum, Spormeckerplatz, Sonntag, 16. Juni, 9.30 bis 13 Uhr und Coldinne-Stift Alstedde, Mittwoch, 26. Juni, 16 bis 19.30 Uhr.

19.43 Uhr: Vorläufig Feierabend! Die Bereitschaften rücken ein, heute wird gegrillt. Ob es ein ruhiger Abend wird, entscheidet das Wasser.

20.11 Uhr: Zu früh gefreut! Die 5. Feuerwehrbereitschaft muss nochmal an die Schüppe. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Sandwerk in Tramm nahe Dannenberg müssen Sandsäcke gefüllt werden.

21.06 Uhr: User Julian Schilase hat bei Youtube ein Video vom Hochwasser in Lüchow-Dannenberg hochgeladen. Zu sehen ist es hier: Link

21.30 Uhr: Die Bereitschaft ist in Kolonne vom Quartier auf dem Weg zur Sandgrube. Blaulicht an und los geht es!

21.40 Uhr: Das Ziel ist erreicht. Die Stimmung hier ist nicht in Worte zu fassen. Dutzende Helfer schaufeln schon Sand in tausende Säcke. Jeder hilft jedem. Die Feuerwehr baut Licht auf, denn bis spät in die Nacht sollen Sandsäcke gepackt werden.

21.51 Uhr: Dutzende Bagger fahren durch die Sandgrube, bringen Paletten, holen sie ab. Schütten Sand auf große Haufen, von denen die Helfer die Säcke füllen. Eine Frau begrüßt die Unnaer: Toll, dass ihr diesen weiten Weg für uns gefahren seid. Die Dankbarkeit ist unheimlich groß.

22.08 Uhr: Immer mehr Helfer kommen. Hier ist in dieser Nacht sicher noch lange nicht Schluss. Palette um Palette wird von Lastwagen und Traktoren Richtung Elbe abtransportiert.

22.24: Die Meldungen im Radio sind beunruhigend. Die Pegel steigen immer weiter. Hitzacker ganz in der Nähe ist vom Wasser nahezu eingeschlossen. Man erwartet hier eine Rekord-Pegelstand.

22.32 Uhr: Die Feuerwehrbereitschaften sollen etwa bis zwei Uhr Sandsäcke packen, damit die Helfer am Sonntag wieder im Flutgebiet eingesetzt werden können. Zur Ablösung in der Gruppe sollen Technisches Hilfswerk und Bundeswehr in der Sandgrube anpacken.

23.06 Uhr: Die Bundeswehr rückt an. Fahrzeug um Fahrzeug rollt auf der Landstraße zur Sandgrube. Schon Anfang der Woche könnte auch im Kreis Unna die nächste Verlegung von Feuerwehrleuten Richtung Elbe anstehen. Der Kampf gegen das Hochwasser, er schweißt die Menschen in ganz Deutschland zusammen. Eines ist klar: So schnell wird hier niemand diesen Kampf aufgeben.

23.32 Uhr: Wir beenden an dieser Stelle unseren Liveticker vom Einsatz der Freiwilligen aus dem Kreis Unna in Lüchow-Dannenberg. Vielen Dank für Ihr Interesse. Noch mehr Fotos finden Sie ab Sonntag hier im Lokalkompass Lünen.

Mehr zum Thema:
>Feuerwehren auf Weg in Hochwasser-Gebiet
>Retter bereiten Hochwasser-Einsatz vor

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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