Akte des Mörders lagert im Stadtarchiv

Die Personalakte von Josef R. - oben ein Foto des verurteilten Mörders - lagert im Archiv der Stadt Lünen. | Foto: Magalski
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Josef R. ermordete vor fast hundert Jahren sechs Menschen in einer Nacht - eine Familie aus Brambauer und ihre Magd. Seine Beute: Zwei Revolver und knapp zwanzig Mark. Im Stadtarchiv fand sich nach dem Artikel im Lüner Anzeiger ein Dokument aus dem Leben des Verbrechers.

Leserin Marita Bartoschek ist in der Nachbarschaft aufgewachsen und kennt die Geschichte des Mörderhauses, sie brachte einen fast fünfzig Jahre alten Ausschnitt aus einer Zeitung in unsere Redaktion. Der Artikel mit der Überschrift „Gnade für dienstältesten Zuchthäusler“ erzählt vom Glück des sechsfachen Mörders Josef R., denn der eigentlich Lebenslängliche kam nach rund fünfzig Jahren hinter Gittern nach einem Gnadengesuch kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag in Freiheit. Von Rheuma geplagt, so erzählt es der Beitrag, wartete auf den alten Mann ein Platz in einem Altersheim. Im Artikel wird der Gewaltverbrecher als zurückhaltender, fast verschlossener Mann beschrieben, ein Musterhäftling. Im Gefängnis lernte er mit „Fleiß und Hingabe alle Handwerksberufe, die im Zuchthaus angeboten wurden“: R. reparierte Schuhe, zimmerte Möbel, webte Stoffe und half bei einem Bauern. „Obwohl damals kaum beaufsichtigt, unternahm er keinen Fluchtversuch.“ Siebenhundert Mark sparte der Mörder mit seiner Arbeit im Gefängnis.

Vom Todesurteil zu lebenslanger Kerkerhaft

Im Stadtarchiv im Rathaus fanden Mitarbeiter bei der Recherche die Personalkarte für einen Reichsausländer, ausgestellt auf Josef R. Der Mann kam demnach im Alter von dreizehn Jahren nach Deutschland, lebte in Brambauer, dann mal in Langendreer und wieder in Brambauer. Dramatisch ist der Eintrag vom Juli 1919: Der Richterspruch nach dem Mord an der Familie in Brambauer. Mörder Josef R. sprang dem Tod im letzten Moment von der Schippe. Das Todesurteil, das ein Kriegsgericht in Münster gegen den Mann verhängte, wurde umgewandelt in lebenslange Kerkerhaft und am Ende starb R. sogar – soviel ist nach dem Zeitungsartikel bekannt – als freier Mann.

Thema "Mörderhaus" im Lüner Anzeiger:
>Mann tötete sechs Menschen im Mörderhaus

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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