Es war einmal ein Kaufhaus: Hertie-Mädels erzählen

Ehemalige Hertie-Mitarbeiterinnen bei ihrem jährlichen Ausflug. | Foto: Albrecht
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  • Ehemalige Hertie-Mitarbeiterinnen bei ihrem jährlichen Ausflug.
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Die Mauern des Hertie-Kaufhauses brechen auseinander, doch die Hertie-Mädels halten zusammen! Die ehemaligen Mitarbeiterinnen aus dem Erdgeschoss verbindet eine starke Freundschaft. Bis heute treffen sie sich regelmäßig.

Heidi Albrecht und Ilona Quander sind zwei von ihnen. Sie haben mit Hertie viel erlebt und waren bis zum Ende dabei. Ihre Erinnerungen, die positiven wie die negativen, sind noch sehr präsent. „Hertie war 40 Jahre mein Leben“, so Ilona Quander. Die 62-Jährige fing 1969 mit 17 Jahren im Lüner Kaufhaus an, nachdem sie zuvor eine Lehre in einem Schuhgeschäft absolvierte. 1980 kündigte sie, kehrte später aber in Etappen zu Hertie zurück – zuerst als Putzfrau, dann bei Promotionen und im Saisongeschäft. „1988 stieg ich als Teilzeitkraft wieder fest ein“, erzählt Ilona Quander. „Ich habe es geliebt.“ Heidi Albrecht (50) begann 1981 ihre Lehre als Einzelhandelskauffrau bei Hertie. Nach einer fünfjährigen Pause fing sie mit Einführung des langen Donnerstags wieder dort an, ebenfalls in Teilzeit.

Zusammenhalt der Mitarbeiterinnen

Hertie – Karstadt Kompakt – wieder Hertie: Der Name des Kaufhauses änderte sich, der Zusammenhalt der Mitarbeiterinnen blieb. „Wir haben gemeinsam viel durchgemacht. „1986 bildeten wir mit Verdi eine Kette ums Haus, um gegen eine Schließung zu protestieren.“ Hertie Lünen überlebte, aber die Mitarbeiterzahlen gingen stetig zurück. Zum Vergleich: Waren es 1975 noch rund 650, blieben am Ende gerade mal 40 Angestellte übrig.

Dann kam der 7. März 2009, 18 Uhr – ein Datum, das Ilona Quander nie vergessen wird. Es war der letzte Tag von Hertie. „Ich bin zusammengebrochen“, erinnert sich die 62-Jährige. „Am nächsten Tag war ich wieder da. Und wurde nach Hause geschickt.“ Im Vorfeld hatte sich die Belegschaft bereits arbeitssuchend melden müssen, aber das Unausweichliche drang nur langsam durch. „Wir hatten gar nicht den Kopf dafür, zu viel passierte im Haus“, so Heidi Albrecht. Am schlimmsten war es, als die Firmen ihre Waren abholten“, blickt Ilona Quander zurück. „Wir haben den Chef angerufen, ob das alles seine Richtigkeit hat.“

Viele Erinnerungen an das Kaufhaus

Trotz des letztlich traurigen Ausgangs denken die beiden Frauen gerne an ihre Zeit bei Hertie zurück. „Man hat von den Kolleginnen alles mitbekommen – Hochzeiten, Kinder, Verluste...“ So war Ilona Quander zum Beispiel die erste Mama und die letzte Oma. „Freundschaften über einen so langen Zeitraum kann ich nicht mehr aufbauen“, weiß sie. „Es war einfach nur schön.“ Und genau deshalb treffen sich die Kolleginnen von damals auch heute noch regelmäßig zum Stammtisch und unternehmen auch gemeinsame Ausflüge. Natürlich ist Hertie stets ein Thema, das bleibt gar nicht aus. Zu viele Erinnerungen sind mit dem Traditions-Kaufhaus verbunden. Und sie werden für immer in den Hertie-Mädels lebendig sein.

Ehemalige Hertie-Mitarbeiterinnen bei ihrem jährlichen Ausflug. | Foto: Albrecht
Ilona Quander (links) und Heidi Albrecht vor „ihrem“ Hertie. | Foto: ede
Autor:

Claudia Prawitt aus Lünen

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