Polizei sucht Waffe bei "Reichsbürger"
In Selm war die Polizei am Mittwoch im Großeinsatz. Beamte suchten bei einer Razzia in zwei Gebäuden nach einer Waffe - der Besitzer bezeichnet sich nach Angaben der Ermittler als "Reichsbürger".
Im Besitz einer scharfen Waffe - so berichtet die Polizei - war der Mann als Jäger auf legale Weise, doch die Waffenbesitzkarte war abgelaufen und weil der Selmer seit längerer Zeit an keiner Jagd mehr teilgenommen hatte, entfiel auch der Grund für den Besitz einer solchen Waffe. Der Mann hätte die Waffe abgeben, vernichten oder verkaufen müssen, doch weil der Nachweis ausblieb, brachte ein Gericht den Durchsuchungsbefehl auf den Weg. Zweifel an der Zuverlässigkeit des Mannes zum Führen einer Waffe gibt es außerdem, denn der Beschuldigte bezeichnet sich nach Angaben der Polizei als Reichsbürger. Mitglieder dieser Gruppierung erkennen die Bundesrepublik Deutschland als Staat nicht an und ebenso wenig ihre Gesetze oder ihre Vertreter, zum Beispiel Polizisten.
Beschuldigter stellt sich Polizei in den Weg
Spezialkräfte führten am Vormittag den ersten Zugriff am Firmensitz im Gewerbegebiet Selm aus, der Beschuldigte wollte die Maßnahmen verhindern und stellte sich ihnen daher nach Auskunft von Thomas Röwekamp, Sprecher der Polizei in Unna, in den Weg. Polizisten überwältigten den Mann, dabei wurde der Selmer am Bein verletzt und liegt jetzt im Krankenhaus. Im Wohnhaus des Verdächtigen begannen zur gleichen Zeit die Durchsuchungen. Die Maßnahmen, bei denen auch Hunde zum Einsatz kamen, dauerten mehrere Stunden. Neben Ermittlern der Polizei waren ebenfalls Mitarbeiter des Finanzministeriums vor Ort, hier läuft aktuell eine Anfrage des Lüner Anzeigers zu den Hintergründen.
Vorsicht nach tragischem Einsatz in Bayern
Polizei-Bullis, die auf dem Weg zum Einsatzort durch Selm fuhren, erregten schon früh Aufmerksamkeit. Im Vergleich zur Suche nach einer Waffe scheint der Aufwand auf den ersten Blick ziemlich groß, doch die Polizei entschied sich aus Gründen des Eigenschutzes für den Großeinsatz. In Bayern war im Oktober letzten Jahres ein Polizist bei einer Razzia von einem sogenannten Reichsbürger erschossen worden, entsprechend groß war die Vorsicht beim Einsatz am Mittwoch in Selm. Die Durchsuchung brachte nach Auskunft von Pressesprecher Röwekamp ein scharfes Gewehr, ein Softair-Gewehr, eine Softair-Pistole, zwei Luftgewehre und eine Luftpistole sowie Munition zu Tage. Das Gewehr sei allerdings nicht das auf der Waffenbesitzkarte eingetragene gewesen - von dem gibt es auch nach der Durchsuchung keine Spur.
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