Letzte Ruhestätte im Ruheforst: Ein Friedhof im Cappenberger Wald

Maximilian Brauer im Ruheforst.
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Seit dem 10. April hat sich etwas verändert im Waldstück in Cappenberg – zwischen Cappenberger Straße, Brauereiknapp und Struckmannsberg. Wer durch den Wald spazieren oder joggen geht, wird den Unterschied unter Umständen nicht bemerken. Der Wald ist nämlich Ruheforst, ein Friedhof für Urnengräber.

Eine Infotafel am Weg weist darauf hin, dass man sich im Wald an ausgesuchten Bäumen bestatten lassen kann. Vier Hektar, also rund eine Fläche von vier Fußballfeldern, wird als erste Teilfläche bereits genutzt.
Auf den ersten Blick sieht man nur naturbelassenen Wald, lediglich beim genauen Hinschauen entdeckt man kleine runde Schilder mit Nummern an den Bäumen, oder nach Wunsch auch kleine viereckige Schilder mit Namen der Beigesetzen.

80 Hektar des Waldes hat die Ruheforst GmbH für die Nutzung von Graf Kanitz gepachtet, für zunächst 99 Jahre. Zuständig für den noch jungen Ruheforst in Cappenberg ist Maximilian Brauer. Der Diplom-Forstwirt kommt aus Rheinland-Pfalz, wohnt nun „Am Löwentor“ in Cappenberg.

Die Urnengräber heißen im Ruheforst „Ruhebiotop“, erläutert Brauer. Wie der Name bereits ankündigt, wird besonderen Wert auf die Naturbelassenheit des Waldes gelegt, der in Cappenberg übrigens Naturschutzgebiet ist. „Der Wald wird nicht forstwirtschaftlich genutzt. Totholz bleibt liegen, bietet wertvollen Lebensraum für Tiere“, so Brauer. Lediglich die mit Hackschnitzeln belegten Wege werden, wenn nötig, von Bäumen oder Ästen geräumt. Herbstlaub bleibt liegen. Um die Natur des Waldes zu erhalten, sind auch Blumenschmuck oder jegliche Erinnerungsstücke nicht erlaubt. „Im Ruheforst entfällt somit die Grabpflege, Kosten treten nur am Anfang und einmalig auf“, so Brauer.
Bis zu zwölf Urnen können an einem Baum beigesetzt werden. „Die Urnen, ob aus Steinmehl oder Holz, sind so konstruiert, dass sie sich nach drei bis fünf Jahren auflösen. Die Asche der Verstorbenen wird sozusagen eins mit dem Wald“, erklärt Brauer einen weiteren Punkt des Konzepts.

Für eine Trauerfeier gibt es einen Andachtsplatz mit Bänken aus Holz. Eine Konfession oder überhaupt eine Zugehörigkeit zu einer Religion ist kein Kriterium für eine Bestattung. Jeder kann im Ruheforst seine letzte Bleibe finden. „Es ist eine wichtige Sache, dass sich die Menschen schon vor dem Tod damit beschäftigen, nur so kann der letzte Wille der Bestattungsform gewährleistet werden. Außerdem nimmt man den Hinterbliebenen schwere Entscheidungen in der Trauerzeit ab“, rät Brauer.

Wer sich den Ruheforst ansehen möchte, kann sich dort jederzeit frei bewegen. Brauer bietet dazu auch Führungen an. „Der Ruheforst soll im Rahmen auch von Spaziergängern, Joggern oder Hundebesitzern als naturbelassener Wald weiter genutzt werden“, so Brauer. Auch die Waldschule Cappenberg ist weiter im Wald unterwegs. So ist der Ruheforst eine Ruhestätte und naturnaher Wald für die Bevölkerung zugleich.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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