Ticker: Die Bürgerversammlung zur Forensik

Klare Position: Lanstrop sagt Nein zur Forensik. | Foto: Magalski
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Die Forensik bleibt Thema in der Region. In der Aula der Gesamtschule in Scharnhorst geht es jetzt bei einer Bürgerversammlung um den geplanten Neubau der Klinik für den Maßregelvollzug. Der Lüner Anzeiger berichtet im Liveticker.

Seit Erlensundern am Lüner Stadtrand zu Lanstrop ins Gespräch gekommen ist, regt sich Protest in der Nachbarschaft. Eingeladen zur Bürgerversammlung am Montagabend hatte der Scharnhorster Bezirksbürgermeister Rüdiger Schmidt. Die zuständige Ministerin Barbara Steffens aus dem NRW-Gesundheitsministerium und der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug Uwe Dönisch-Seidel sagten zu. Mit dabei ist auch der Lüner Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick und der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Am Eingang der Schulaula ist eine Tafel aufgebaut, auf der die Besucher Punkte aufkleben dürfen, welches Thema sie am meisten interessiert. "Forensik im Erlensundern" liegt deutlich mit den meisten Klebern an der Spitze. Ob das Gelände im Erlensundern aber überhaupt für den Bau einer Forensik geeignet ist, das steht noch immer nicht fest. Das zuständige Ministerium hatte erst vor einigen Tagen erklärt, dass die Prüfung noch nicht abgeschlossen sei.

Der Live-Ticker aus der Bürgerversammlung:

17.20 Uhr: Broschüren zur Information liegen auf den Plätzen. Die Stimmung ist deutlich entspannter als bei der Bürgerversammlung in Lünen. Hier waren die Flyer von vielen Besuchern innerhalb kurzer Zeit zu Altpapier gemacht worden.

17.35 Uhr: Offizieller Einlass ist eigentlich erst seit fünf Minuten, doch der Saal ist schon fast gefüllt. Einige wenige Plätze sind noch frei.

17.52 Uhr: Fernsehkameras, Zeitungskollegen und Radioreporter - alle haben schon ihre Positionen eingenommen. Gerade kommt auch der Kamener Bürgermeister Hermann Hupe.

17.58 Uhr: Barbara Steffens ist da. Lauter Protest? Fehlanzeige. Nur einige Schilder: "Lanstrop sagt Nein" und "Schützt wertvolles Ackerland".

18.00 Uhr: Es geht los. Rüdiger Schmidt, der Bezirksbürgermeister, begrüßt die Gäste.

18.07 Uhr: Rüdiger Schmidt hatte es in seiner Begrüßung bemerkt: Die Gesamtschule Scharnhorst ist aktuell Baustelle. Einige Bauarbeiter scheinen von der Bürgerversammlung nichts gehört zu haben. Im Hintergrund wird gebohrt.

18.11 Uhr: Pfarrer Friedrich Stiller spricht mit dem Moderator Dr. Frank Claus. Stiller sitzt im Beirat der forensischen Klinik in Dortmund-Aplerbeck. Er erklärt, dass dieser Beirat nach dem Gesetz in Nordrhein-Westfalen gefordert ist.

18.18 Uhr: Stiller betont, dass Forensik niemals normal sei. Doch in Dortmund-Aplerbeck habe sich mit den Jahren eine gute Nachbarschaft entwickelt.

18.21 Uhr: Matthias Hüppe, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft gegen die Forensik an der Stadtgrenze zu Lanstrop, ist dran. Er greift den Lüner Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick direkt an: "Beugen Sie sich doch zu Frau Steffens herüber, sagen Sie ihr, dass Sie die Kaufoption für Erlensundern zurückziehen und in fünf Minuten können wir alle wieder zu Hause sein." Applaus und Beifalls-Rufe für Hüppe.

18.27 Uhr: Hüppe ist fertig. Er geht aber nicht, ohne Ministerin Steffens einen "Reset-Knopf" in die Hand zu drücken. Damit sie das Verfahren zur Forensik neu starten könne.

18.29 Uhr: Nun spricht Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Dortmund habe mit der Forensik in Aplerbeck schon eine ganze Menge Verantwortung übernommen.

18.39 Uhr: Gesundheitsministerin Barbara Steffens steht nun am Podium. Sie macht deutlich, wie dringend man neue Plätze im Maßregelvollzug in Nordrhein-Westfalen benötige. Aktuell habe man sogar Plätze in anderen Bundesländern angemietet. Viele der rund 400 Zuschauer zeigen wieder Plakate.

18.45 Uhr: Jetzt kommt der Knackpunkt. Die Sprache kommt auf Erlensundern. Steffens berichtet von einem Anruf beim Ministerium, in dem das Grundstück Erlensundern genannt worden sei. Buh-Rufe werden laut. Barbara Steffens reagiert: "Ich weiß nicht, warum Sie nun Buh rufen!"

18.54 Uhr: Wie lange die Prüfung von Erlensundern noch dauern werde, kann die Ministerin aktuell nicht sagen. Hier sei man auf die Aussagen von anderen Behörden angewiesen. Außerdem müsse man eine gerichtsfeste Aussage haben. "Dass später jemand eine Klage gewinnt, ist nicht in unserem Interesse." Zum Reset-Knopf von Matthias Hüppe sagt sie: "Zu diesem Zeitpunkt gibt es nichts zu resetten."

18.59 Uhr: Die Fragerunde der Besucher ist eröffnet.

19.05 Uhr: Ein Zuschauer bringt wieder das ehemalige Bundeswehr-Depot zwischen Lünen und Bork als Flächenvorschlag ins Spiel. Doch dieser Fläche hatte das Ministerium schon eine Absage erteilt. Einige Gäste verlassen den Saal.

19.10 Uhr: Ein Anwohner aus Methler sagt, dass Menschen am Standort Erlensundern nahe der Autobahn nicht gesund werden könnten. Zudem fehle die Infrastruktur. Wie solle man Menschen resozialisieren, die so weit ab der Stadt dann leben müssten.

19.28 Uhr: Die Fragerunde läuft etwas aus dem Ruder. Wenige Fragen, viele lange Statements. Wenig Bürgerstimmen, viele Politiker.

19.32 Uhr: Ein Anwohner aus Erlensundern fordert die Ministerin zu mehr Transparenz auf. Sie solle Roß und Reiter nennen und sagen, wer den Standort Erlensundern ins Gespräch gebracht habe. Gleichzeitig lädt er Steffens und ihr Team zu einem Spaziergang im Erlensundern ein. Die Ministerin erteilt der Frage eine Absage. Wer Erlensundern vorgeschlagen hat, könne sie nicht sagen. "Ich kann Ihnen aber sagen, dass es Herr Stodollick nicht war."

19.43 Uhr: Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick soll nun die Frage beantworten, ob Lünen beide Standorte mittrage. Stodollick nimmt kurz noch einmal Stellung, dass er den Standort Erlensundern nicht benannt habe und auch nicht benennen würde, weil er die Bürger nicht entzweien wolle. Stodollick: "Wir sind auch alles andere als begeistert über den Standort Victoria I / II." Er führt die zentrale Lage und die Altlasten im Boden als Gegenargumente an.

19.48 Uhr: Fragen und Antworten werden nun an einer Leinwand zusammen gefasst.

19.55 Uhr: Eine Anwohnerin in Lanstrop und Parteimitglied der "Linken" bringt noch einmal in Erinnerung, dass das Grundstück im Erlensundern einer Tochter der Stadtwerke Lünen gehört. "Lünen geht es finanziell ja nicht so gut, kann es sein, dass die Stadt sich am Verkauf des Grundstücks gesund stoßen will?"

20.06 Uhr: Wieder folgt eine Antwortrunde. Der Moderator mahnt an, dass die Veranstaltung um 20.30 Uhr beendet sein soll.

20.15 Uhr: Ministerin Steffens sagt, dass es keinen Ausgleich für den Bau einer Forensik für die Kommunen gebe. Stodollick ist an der Reihe. Er sagt, dass man mit einem Grundstücksverkauf nicht die finanziellen Probleme der Stadt lösen könne und nimmt damit Stellung zur Frage der Linken-Politikerin.

20.20 Uhr: Die Kollegen vom Radio haben Matthias Hüppe, dem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft gegen die Forensik, in einem Interview die Frage gestellt, ob die Bürgerversammlung in Scharnhorst gegen die vorherige in Lünen nicht ziemlich schlapp sei. Hüppe nutzt die Chance und lobt die sachliche Atmosphäre. Bezirksbürgermeister Schmidt kündigt an, dass man eine Erschließung des Geländes Erlensundern verhindern wolle, sollte es geeignet sein.

20.25 Uhr: Es wird unruhig im Saal. Wenn der Zeitplan passt, soll in fünf Minuten Schluss sein. Dr. Frank Claus, der Moderator, schaut auf die Uhr und läutet mit letzten Statements der Podiumsgäste die Schlussrunde ein. Die ersten Besucher gehen schon. Uwe Dönisch-Seidel, der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug in Nordrhein-Westfalen, betont in einer kurzen Stellungnahme, dass es im Umfeld einer forensischen Klinik keine Erhöhung der Straftaten gebe.

20.35 Uhr: Die Veranstaltung ist zu Ende, der Saal leert sich schnell.

20.50 Uhr: Wir beenden an dieser Stelle unseren Liveticker. Vielen Dank für Ihr Interesse!

Mehr zum Thema:
>Neue Prüfung für Forensik im Erlensundern
>So entschieden Lüner die Forensik-Frage
>Initiative wirbt für Verantwortung zu Forensik

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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