"Schmerzliche Heimat": Opfer des NSU-Terrors im Mittelpunkt des Theaterstücks

10. November 2015
19:00 Uhr
Theater Marl, 45768 Marl
Wie viel Verlust und falsche Anschuldigungen, wie viel Unfähigkeit von Polizei und Verfassungsschutz kann man ertragen? Szene aus dem Stück "Schmerzliche Heimat", inszeniert vom WLT Castrop-Rauxel. | Foto: Volker Baushausen
  • Wie viel Verlust und falsche Anschuldigungen, wie viel Unfähigkeit von Polizei und Verfassungsschutz kann man ertragen? Szene aus dem Stück "Schmerzliche Heimat", inszeniert vom WLT Castrop-Rauxel.
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Seit Monaten berichten Medien über den Prozess gegen Beate Zschäpe. Nicht nur Journalisten, Politiker und Juristen diskutieren darüber, sondern auch Kunstschaffende. Im Mittelpunkt des Theaterstücks "Schmerzliche Heimat" stehen die Opfer des NSU Terrors, das für junge Zuschauer in der Reihe Young Line im Theater Marl gezeigt wird.

Das spannende, kritische und frische Programm für junge Menschen wird in Zusammenarbeit mit dem Abrahamsfest mit dieser Produktion erweitert. Das Theater Marl präsentiert am Dienstag, 10. November, ab 19 Uhr das Stück „Schmerzliche Heimat“ nach dem Buch von Semiya Simsek. Christian Scholze hat es für das Westfälisches Landestheater Castrop-Rauxel bearbeitet. Semiya Simse, geboren 1986 und Tochter des ersten Opfers des NSU Terrors, verfasste zusammen mit dem Journalisten Peter Schwarz ihre Erinnerungen an das Leben ihres Vaters und die Jahre nach seinem Tod.
Auf der Gedenkveranstaltung für die Opfer der NSU-Morde am 23. Februar 2012 im Berliner Konzerthaus hielt sie eine stark beachtete Rede. 2013 erhielt sie den nach der französischen Frauenrechtlerin und Schriftstellerin benannten Olympe de Gouges-Preis.

Unfähig: Polizei, Behörden, Verfassungsschutz

Zum Stück: Ein Blumenstand an einem Autobahnzubringer, ein Samstag. Enver Simsek hilft aushilfsweise für einen Bekannten an diesem Wochenende, hat den Straßenverkauf übernommen. Ein zufriedener Geschäftsmann, Blumengroßhändler. Als er aus seinem Wagen etwas holen will, treten zwei Männer auf ihn zu und feuern neun Schüsse auf ihn ab. Enver Simsek ist das erste Opfer der Terrorzelle NSU.

300 Kilometer entfernt wird in dieser Nacht seine Tochter Semiya in ihrem Internat aus dem Bett geholt. Sie versteht nicht, warum sie ihre Sachen packen soll. Mit ihrem Onkel fährt sie nach Nürnberg ins Krankenhaus. Noch bevor sie zu ihrem Vater kann, wird sie von der Polizei gefragt, ob er Waffen im Haus habe. Semiya ist zu durcheinander, um zu verstehen, was von ihr erwartet wird.

Geschichte einer Familie in Deutschland

Nun erzählt sie. Vom Leben ihres Vaters. Bis zu seinem Tod. Und von ihrem Leben, dem ihrer Mutter, ihres Onkels in den Jahren danach. Jahre, die geprägt waren von Beschuldigungen, Verdächtigungen, Zerstörungen durch die hilf- und orientierungslose Polizei, die Behörden, den Verfassungsschutz. All jene Institutionen, denen es nur darum ging, zu beweisen, dass die Familie in den Mord verwickelt war. Die Geschichte einer Familie in Deutschland. Opfer einer terroristischen rechtsextremen Vereinigung, Opfer deutscher Behörden.
Was macht das mit einem Menschen? Mit einer Familie?

Karte-Infos:
i-Punkt im Marler Stern, Montag bis Freitag 9.30 Uhr bis 18 Uhr, Samstag 9.30 Uhr bis 13 Uhr, Telefon: 0 23 65/99 43 10.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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