125 Jahre Adolf Grimme, Glückwunsch nachträglich, Herr Grimme!

Der niedersächsische Medienkritiker Adolf Grimme hätte am 31. Dezember seinen 125igsten Geburtstag gefeiert. | Foto: Grimme-Institut
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  • Der niedersächsische Medienkritiker Adolf Grimme hätte am 31. Dezember seinen 125igsten Geburtstag gefeiert.
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Adolf Grimme, der Namensgeber des renommierten Marler Instituts und Fernsehpreises, wäre am 31. Dezember 125 Jahre alt geworden.

125 Jahre Adolf Grimme

(31.12.1889 - 27.08.1963)
Grimme, der durch seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen, seine tief religiöse Mutter, den Ersten Weltkrieg, Nationalsozialismus, der Verfolgung, Haft und den Zweiten Weltkrieg geprägt war, stand vor allem der Bildungsauftrag des Rundfunks im Vordergrund, aus dem sich auch der Qualitätsanspruch ableitete. Dieser prägt den Grimme-Preis und die Ausgestaltung seiner Statuten bis heute. 2014 wurde der Preis zum 50. Mal in Marl verliehen. 1973 wurde Adolf Grimme auch der Namensgeber des heutigen Grimme-Instituts. Es zählt heute zum kleinen Kreis renommierter Forschungs- und Dienstleistungseinrichtungen in Europa, die sich mit Fragen der Medienkultur und– Kompetenz befassen und unermüdlich die Frage nach der Qualität stellen. In der unübersichtlichen, entgrenzten Welt der digitalen Medien ist das Identifizieren und Hervorheben von Qualität sowie gesellschaftlicher Relevanz wichtiger denn je. Auch wenn sich die Medienlandschaft radikal geändert hat und sich der Grimme-Preis und das Grimme-Institut weiterentwickeln, stehen die Preise und das Institut in einer Tradition, die sich mit der Haltung von Adolf Grimme verbindet: unabhängig, werte- und qualitätsorientiert.

Leben und Wirken Adolf Grimmes

Die Quellen über seinen Werdegang zeichnen ein arbeitsreiches Leben, das von seinen christlich-sozialen Überzeugungen geleitet wurde. Adolf Grimme wurde am 31. Dezember 1889 in Goslar im Harz geboren. Sein bewegtes berufliches und politisches Leben begann er als Lehrer. Schon in jungen Jahren profilierte er sich als entschiedener Reformpädagoge; politisiert wurde er nicht zuletzt durch den Ersten Weltkrieg.
Adolf Grimme wurde nach einer engagierten Rede 1918 in den örtlichen Arbeiter- und Soldatenrat in Leer gewählt und sodann Mitglied der DDP (Deutsche Demokratische Partei), der er bis 1920 angehörte. Im Jahr 1922 trat er in die SPD ein und war Mitglied im „Bund religiöser Sozialisten“. In der Weimarer Republik machte er zunächst Karriere in der Schulverwaltung, dann im Preußischen Kulturministerium und wurde schließlich von 1930 bis 1932 Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Als sozialdemokratischer Minister hat er gegen den Aufstieg der NSDAP gekämpft. Schließlich wurde er am 20.07.1932 von der neuen Reichsregierung im Rahmen des sogenannten „Preußenschlags“ entlassen.
Adolf Grimme zog sich ins Privatleben zurück und hegte Fluchtpläne, die er letztlich nicht realisierte. Im Jahr 1942 wurden Grimme und seine erste Frau Mascha inhaftiert. Mascha Grimme wurde in das Frauengefängnis am Alexanderplatz, Adolf Grimme in das Gestapo-Gebäude in der Prinz-Albrecht-Straße gebracht. Beiden wurde die Unterstützung der kommunistischen „Roten Kapelle“ vorgeworfen, und sie mussten mit ihrer Hinrichtung wegen Hochverrats rechnen. Die meisten Prozesse, die im Zusammenhang mit der „Roten Kapelle“ standen, endeten mit Todesurteilen. Mascha Grimme wurde im März 1943 frei gesprochen. Adolf Grimme wurde zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren verurteilt, weil er nach Auffassung des Gerichtes das Vorhaben zum Hochverrat nicht angezeigt habe.
Schon drei Monate nach seiner Befreiung, am 01.08.1945, wurde Adolf Grimme kommissarischer Regierungsdirektor der Provinz Hannover und von 1946 bis 1948 Kultusminister des Landes Niedersachen. Als Kultusminister war er Mitglied des Hauptausschusses des NRWR; als dieser im März 1948 den Verwaltungsrat wählte, wurde Grimme Vorsitzender des Gremiums.
Nach der kurzen Zeit als Kultusminister folgte die letzte berufliche Station von Adolf Grimme: Er wurde Generaldirektor des NWDR, dessen Sendegebiet sich auf Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin erstreckte. Seine schwierige Aufgabe bestand darin, eine Verwaltungsstruktur aufzubauen; er selbst verfolgte das Ziel der Einheit und Staatsferne des Senders. Für das Radio- und Fernsehprogramm war Grimme nicht verantwortlich, sondern die Intendanten der einzelnen Funkhäuser. Mit seiner Antrittsrede als Generaldirektor zeigt Grimme indes eine deutliche Haltung zu den Aufgaben des Rundfunks. Diese Grundgedanken stehen in Verbindung mit den Motiven und Grundwerten, die Anfang der 60er-Jahre dazu führten, dass der Deutsche Volkshochschulverband ein Fernsehpreis stiftete, der zum renommiertesten Fernsehpreis der Bundesrepublik wurde.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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