Vorbeugende Anti-Schimmelprodukte nur begrenzt wirksam - Sinnvolle Kniffe zur Vorbeugung

Energieberater, Michael Näfe und Umweltberaterin, Kerstin Ramsauer
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Schimmel in der Wohnung belastet die Raumluft und gefährdet die Gesundheit. Der Handel hält dagegen eine ganze Palette an vorbeugenden Produkten bereit: Spezielle Farben etwa, Anti-Schimmel-Grundierungen, Kleisterzusätze oder besonderes Silikon, das die ungeliebten Pilze fernhalten soll. Wie tauglich diese Mittel sind, wollte die Verbraucherzentrale NRW von einigen Herstellern wissen, die speziell mit einer Anti-Schimmel-Wirkung werben. Doch Nachweise für Wirksamkeit waren Mangelware. Nur vier von zehn auskunftsbereiten Herstellern legten einen aussagekräftigen Test vor. Und von sechs Anbietern, die mit Langzeitwirkung ihre Produkte werben, legte sich nur einer auf einen konkreten Zeitraum fest. „Die Nützlichkeit der Mittel wird nicht immer zweifellos belegt. Einige Produkte mit versprochener Anti-Schimmel-Wirkung haben klare Nachteile“, so das Fazit der Verbraucherzentrale NRW zu ihrer Herstellerbefragung. Wer Schimmelbefall von vornherein verhindern will, sollte folgende Hinweise von der Umweltberaterin, Kerstin Ramsauer, und Energieberater, Michael Näfe, beachten:

Schimmel- und Bakterienkiller belasten Umwelt und Gesundheit: Bestimmte Substanzen, die Schimmel vorbeugen und in vielen Produkten Schimmelpilze und Bakterien bekämpfen sollen, können lebenslange Kontaktallergien hervorrufen. Da sich die Wirkstoffe meist im Hausstaub oder in der Raumluft wiederfinden, sind auch die Bewohner diesen Substanzen ausgesetzt. Zudem besteht die Gefahr, dass Bakterien immun gegen die Wirkstoffe werden und zunehmend mit diesen nicht mehr bekämpft werden können. Die meisten Anti-Schimmel-Substanzen sind auch für Wasserorganismen sehr schädlich.

Pilzen die Grundlage entziehen: Schimmelpilze wachsen nicht auf stark alkalischen beziehungsweise basischen Untergründen. Diese Abneigung gegen hohe pH-Werte kann man sich zu Nutze machen: Mineralische Wandverschönerer wie Silikat- und Kalkfarben sind stark alkalisch und bieten Schimmel keinen Nährboden. Da solche Farben und Putzstoffe keine Konservierungsmittel enthalten und die Raumluft nicht belasten, sind sie auch für Allergiker vorteilhaft. Eine Langzeitgarantie gegen Schimmel bieten aber auch diese Produkte nicht. Dampfdurchlässige, ebenfalls alkalische Kalziumsilikatplatten, die zur Innendämmung eingesetzt werden, liefern dem Schimmel keinen nahrhafte Boden, müssen aber unbedingt fachgerecht eingebaut werden.

Ursachenbekämpfung ist das A und O: Schimmel wächst und gedeiht bei hoher Feuchtigkeit in den Innenräumen. Zur wirksamen Abwehr des Übeltäters müssen defekte Rohre repariert, Neubauten getrocknet und kalte Außenwände gedämmt werden. Wer feuchte Luft dann noch regelmäßig weggelüftet, entzieht Pilzen und Bakterien die Wachstumsgrundlage. Der Einsatz von Anti-Schimmel-Produkte ist dann überflüssig. Wird das Feuchteproblem nicht rigoros bekämpft, können auch vorbeugende Anti-Schimmel-Produkte dauerhaft nichts ausrichten.

Richtig lüften, vor allem in Bad und Küche: Aus den Räumen, in denen mit Wasser hantiert wird, müssen Dampf und Nässe raus. In der Küche sorgt dafür ein Dunstabzug mit Abluftrohr oder regelmäßiges Stoßlüften beim Kochen. Nach dem Baden und Duschen sollten Fenster im Badezimmer weit geöffnet sowie Fliesen und Fugen trocken gewischt werden. In fensterlosen Bädern kann eine Abluftanlage, am besten ausgestattet mit einem Feuchtesensor, Dampf nach draußen befördern.

Hygrometer hilft: Das Feuchtigkeitsmessgerät zeigt an, wann eine Stoßlüftung nötig ist. Spätestens wenn die Luftfeuchtigkeit auf über 60 Prozent steigt, sollten die Fenster für wenige Minuten weit geöffnet werden. Das hilfreiche Messgerät gibt‘s für rund zehn Euro im Fachhandel und im Baumarkt.

Entfeuchter mit Trockenmittel reichen nicht: In kleinen Gartenhäusern oder Wohnwagen, die in der kalten Jahreszeit nicht regelmäßig gelüftet werden können, sind Luftentfeuchter, ausgestattet mit Trockenmitteln, zur Not eine Lösung, um für trockene Luft zu sorgen. Doch die Reichweite und Kapazität solcher Trockner ist begrenzt. Zur Schimmelvorbeugung in Wohnungen reichen sie nicht aus. Regelmäßiges Lüften größerer Wohnflächen können sie nicht ersetzen.

Michael Näfe, Energieberater der Verbraucherzentrale bewertet die Situation bei einem Vor-Ort-Termin in der Wohnung der Betroffenen. Sowohl die baulichen Gegebenheiten, als auch das Wohnverhalten spielen dabei eine wichtige Rolle. Näfe erläutert die Ursachen für eventuelle Feuchteschäden, fasst das Ergebnis in einem Kurzprotokoll zusammen und zeigt geeignete Schritte auf, um den Schimmelschaden zu beheben.

Weitere Informationen zum Thema Vorbeugung und Bekämpfung von Schimmel gibt’s bei der Umweltberatung der Verbraucherzentrale NRW – Kontakt im Internet unter www.vz-nrw.de/umweltberatung. Bei bautechnischen Fragen hilft die Energieberatung. Näheres unter www.vz-nrw.de/energieberatung.

Autor:

Kerstin Ramsauer aus Marl

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