Expedition ins Vogelreich der Bislicher Insel

Leider gibt es nicht viele Vögel zu sehen. Selbst mit dem Fernglas nicht.
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  • Leider gibt es nicht viele Vögel zu sehen. Selbst mit dem Fernglas nicht.
  • hochgeladen von Britta Müller

Am 06.09.2015 lud der Regionalverband Ruhr (RVR) zur „Expedition ins Vogelreich der Bislicher Insel“ ein. Um 10 Uhr trafen sich die interessierten Teilnehmer am NaturForum Bislicher Insel in Xanten. Unter der Führung von Vogelkundler Bruno Gasthaus von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Sonsbeck e.V. ging es zu einer Wanderung über die Bislicher Insel mit Einkehr in die dortigen Vogelbeobachtungshütten.

Gleich am Parkplatz des Treffpunkts können schon ein paar Vögel entdeckt werden. Auf der gegenüberliegenden Wiese liegen ein paar Graugänse - sie sind großflächig verteilt zwischen grasenden Kühen. Die meisten Gänse schlafen friedlich mit dem Kopf im Gefieder, andere Gänse halten Wache mit langem Hals und beobachteten die zahlreich anreisenden Besucher. Sogar Reisebusse erklimmen die schmalen Straßen zum hiesigen Parkplatz.

Mit Ferngläsern in der Hand geht es zu Fuß ein Stück auf der Straße entlang und dann in einen Waldweg. Auf der linken Seite sieht man nach kurzer Zeit ein Storchennest - ein langer Pfahl im See mit einer Plattform in luftiger Höhe. In diesem Jahr hat ein Nilgans-Paar in dem Storchennest gebrütet, berichtet Bruno Gasthaus. Als die Störche aus dem Süden angereist kamen, konnten sie ihr angestammtes Storchennest nicht zurückerobern. Die Vogelfreunde haben ihnen daher einen neuen Brutplatz gebaut, den die Störche dankbar angenommen haben. Ein paar Etagen darunter wohnen ebenfalls große weiße Vögel – dort schwimmen und brüten Schwäne.

Eigentlich sollte man keine Nisthilfen bauen müssen, sagt Bruno Gasthaus. In einer intakten Natur kommen die Tiere ohne menschliche Hilfe klar. Der Mensch sollte also lieber für eine intakte Natur sorgen – mit morschen Bäumen und naturnahen Wäldern – anstatt Nisthilfen zu bauen. Das wäre natürlich die Ideallösung, sind sich die Teilnehmer der Führung einig, aber eine intakte Natur werden wir in Ballungsgebieten kaum herstellen können. Nahezu alle Flächen werden vom Menschen in Beschlag genommen, um sie nach eigenem Ermessen zu nutzen – egal, ob Wald, Feld, Flur oder Garten.

Ich denke darüber nach, dass man hier so bemüht ist, den Störchen ein schönes zu Hause zu bieten, während in Hannover bereits Abschusspläne für die dort brütenden Störche gestrickt werden. In der Hauptstadt des Landes Niedersachsen befürchtet man, dass die Störche eine Gefahr für Flugzeuge darstellen könnten und daher wollen die Betreiber des Flughafens alle Störche abschießen, die im Umkreis von 13 km rund um den Flugplatz nisten. Für mich als Vogelfreund ist das kaum zu glauben.

Aber auch den Vögeln an der Bislicher Insel droht zuweilen der Tod. Dort hat man es von Seiten der Jäger vor allem auf das Leben der Gänse abgesehen. Die letzte Jagd ist noch nicht lange her. Das könnte auch die Erklärung dafür sein, dass kaum Vögel zu sehen sind.

Unser Ornithologe berichtet, dass den Störchen das Zugverhalten angeboren ist. Noch bevor die Storcheneltern in den Süden ziehen, machen sich ihre Kinder schon auf den Weg. Die Eltern kommen später nach. Bei den Gänsen ist das Zugverhalten dagegen nicht angeboren. Gänsekinder lernen den Vogelzug erst von ihren Eltern.

Ganz am Ende des Waldwegs kehren wir in eine Beobachtungshütte ein. Gut 20 Personen stehen und sitzen darin und schauen mit Ferngläsern durch die Sehschlitze. An den Innenwänden der Beobachtungshütte befinden sich Informationstafeln mit Zeichnungen und Erklärungen zu den dort lebenden Vögeln. Die Brutvögel sind mit einem Nest gekennzeichnet. Ein Kalender zeigt an, in welchem Zeitraum der jeweilige Vogel dort anzutreffen ist.

So riesig wie das Gewässer vor der Hütte ist, so leer ist es auch. Es sind kaum Vögel zu sehen. In weiter, weiter Ferne entdecken wir ein paar Rostgänse. Eine kleine Gruppe badet im Gewässer, eine andere Gruppe befindet sich am Gewässerrand am Ufer. Zwischen den Gänsen sieht man eine größere Gruppe von Kiebitzen huschen. Am anderen Ende des großen Sees sitzen drei Stockenten. Sie schlafen dort mit dem Schnabel unter dem Flügel. Ein weißer Seidenreiher sitzt weit weg im Schilf und hofft auf eine Fischmahlzeit. Nicht viele Vögel für so ein großes Gewässer.

Für Gesprächsstoff unter den Anwesenden sorgt ein Seeadler, der dort hin und wieder zu sehen sein soll.

Ein Besucher außerhalb unserer Gruppe erklärt stolz, dass er aus Neuss kommt und dort die einzigen Schneegänse in ganz Europa brüten. Es seien wunderschöne Gänse und sie seien ganz zutraulich. Man komme locker bis auf 3 Meter an sie heran. Als ich ihn frage, ob ihm bekannt sei, dass die Stadt Neuss sehr bemüht sei ihre Schneegänse auszurotten, schaut er mich ungläubig an. Das war ihm offensichtlich nicht bekannt.

Da die Hütte eine Endstation ist, gehen wir den gleichen Weg zurück, wie wir gekommen sind. Am Wegesrand liegen ein paar hübsche Villen – hoch eingezäunt und mit Alarmanlagen gesichert. Wer da wohl wohnt? Bunte Mülltonnen vor den Toren verraten, dass selbst in dieser Einsamkeit die großen LKW der Müllabfuhr fahren. Ein kleines bisschen ärgern sich die Naturschützer über die Bebauung im Schutzgebiet.

Um das wilde Gestrüpp rechts und links der Straße zurückzudrängen, hat man Kühe auf der Bislicher Insel eingesetzt. Grobe Wildgitter auf der asphaltierten Straße verhindern, dass sie das Gebiet verlassen. Heute verraten nur frische Kuhfladen, dass sie da sind – sehen ließen sich die Kühe nicht. Unserer Exkursionsführer verrät, dass die Kühe die stacheligen Sträucher verschmähen und man darüber nachdenkt, zusätzlich ein paar Wildpferde einzusetzen. Man befürchte jedoch, dass diese die Wildgitter überspringen und entlaufen könnten. Dass Pferde stachelige Sträucher abknabbern halte ich persönlich für sehr unwahrscheinlich.

Nach einem kleinen Spaziergang kommen wir wiederum zu zwei Beobachtungshütten rechts und links des Weges. Baulich sind sie sich alle sehr ähnlich. Immerhin schön groß, gut in Schuss und zahlreich besucht. Aber auch hier findet man eine kaum nennenswerte Vogelwelt. Auf der einen Seite entdecke ich ein Haubentaucher Paar mit ihren Küken. In weiter Ferne schwimmt eine Gruppe Blässhühner und auch Zwergtaucher sollen gesichtet worden sein. Von der Hütte auf der anderen Seite des Weges sieht man die Brutbäume der Kormorane. Ein einzelner Kormoran sitzt auf dem Baum.

Als ich die Leute mit ihren Ferngläsern über den See schweifen sehe, auf dem kein Vogel zu sehen ist, kommt mir der Gedanke an das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.  Ich frage die Anwesenden, was sie sehen, denn ich würde keinen Vogel entdecken können. Die Antwort war, dass es an dieser Hütte tatsächlich fast nie etwas zu sehen gäbe. Unser vogelkundiger Wanderführer konnte immerhin berichten, dass ein Zaunkönig in der Hütte auf Augenhöhe ein Kugelnest gebaut habe. Irgendwann sei das Nest leider weg gewesen – Menschen haben es vermutlich zerstört.  Da keine Eier in dem Nest zu sehen waren, war es wohl nur ein Schlafnest. Der Zaunkönig baue viele Nester, es werde aber längst nicht in allen Nestern gebrütet.

Eine vogelstimmenkundige Exkursionsteilnehmerin weist auf den Warnruf eines Teichrohrsängers hin. Das ticksen hört sich  ganz ähnlich dem Warnruf des Rotkehlchens an. Man kann den Vogel zwar nicht sehen, aber immerhin hören.
Gegen 12 Uhr sind wir wieder zurück am Parkplatz. Viele Vögel habe ich auf der „Expedition ins Vogelreich der Bislicher Insel“ leider nicht gesehen. Mit dem Auto fahre ich zur Flutmulde. An der Flutmulde sind eigentlich immer zahlreiche Vögel zu sehen. Aber auch hier ist heute Fehlanzeige zu vermelden. Auf der Wiese grasen in weiter Ferne ein paar Kühe. Mit dem Spektiv erkenne ich bei 60facher Vergrößerung einen einzelnen Löffler. Ein Nilgans Paar leistet dem Löffler Gesellschaft. Einzelne Graugans Familien überfliegen die Flutmulde.

Da es nun anfängt zu regnen, entschließe ich mich, nach Hause zu fahren.

Weitere Informationen über die Bislicher Insel mit Terminen findet man im Internet unter http://www.metropoleruhr.de/freizeit-sport/natur-erleben/bislicher-insel.html oder auch bei der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Sonsbeck e.V. unter http://oas-sonsbeck.eu/

Autor:

Britta Müller aus Marl

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