„Handlanger. Im staatlichen Auftrag.“ Veranstaltung im Marler Rathaus

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Unter der Überschrift „Handlanger. Im staatlichen Auftrag.“ war die deutsche Polizei im NS-Regime, das zentrale Thema, als die Stadt Marl am Auschwitz-Gedenktag 2017 an die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte. Neben der Gestapo waren im Nationalsozialismus auch andere Sparten der deutschen Polizei am Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung und an der Verfolgung von Menschen jüdischen Glaubens beteiligt.

Polizei als Verfolgungsinstanz im Nationalsozialismus

Im Mittelpunkt des Gastvortrags stand in diesem Jahr die Rolle der Polizei im NS-Staat. Unter dem Titel „Handlanger in staatlichem Auftrag“ zeigt der Historiker Thomas Köhler von der Forschungsstelle Villa ten Hompel (Münster) auf, wie die Polizei zum Erfüllungsgehilfen des NS-Terrors wurde. Köhler: „Die Polizei war die Schlüsselorganisation bei der Umsetzung des Holocausts“. Sie sei an Massenerschießungen und an Transporten in die Vernichtungslager beteiligt gewesen und habe selbst beim endlosen Töten in den Lagern mitgewirkt. Mehr als die Hälfte der Holocaust-Opfer sei direkt oder unmittelbar durch Mithilfe der Polizei ums Leben gekommen, erklärte Köhler.

Die Ordnungspolizei als Täter beim Holocaust

Die Ordnungspolizei" (BdO) im Wehrkreis VI wurde aus der Villa ten Hompel in Münster befehligt. Dieser bevölkerungsreichsten und größten Polizeibereich umfasste das heutige Nordrhein-Westfalen, den Raum Osnabrück und ab 1940 Teile Belgiens. Alles in allem befehligte der BdO im Wehrkreis VI damit an die 200.000 Mann.
Es wurden dort Wachmannschaften für die Deportationszüge in die Vernichtungslager und Transportbegleitungen in die Konzentrationslager im Osten gestellt.
Die Ordnungspolizei bildete in der Zeit des Nationalsozialismus das organisatorische Dach der uniformierten Polizeikräfte im Deutschen Reich. Sie war dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler unterstellt. Die Ordnungspolizei war an der Durchführung von Kriegsverbrechen sowie dem Holocaust beteiligt.

Polizeibataillone

Zum Aufgabenspektrum der Ordnungspolizei gehörte auch die Aufstellung von Polizeibataillonen, die später massiv an den Morden an der jüdischen Bevölkerung Osteuropas beteiligt waren. Köhler berichtete über die Taten der Polizeibataillone aus unserer Region.

Thomas Köhler:

ist Pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geschichtsort Villa ten Hompel
Assoziierter wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU)
Seine Arbeitsbereiche:
Forschung, historisch-politische Bildung für Erwachsene, wissenschaftliche Anfragen, Sammlung und Archiv, Ausstellungskonzeptionen.

Veröffentlichungen

"Nicht durch formale Schranken gehemmt". Die deutsche Polizei im Nationalsozialismus, hg. von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Deutschen Hochschule der Polizei, Bonn 2012 (zusammen mit Elke Gryglewski und Wolf Kaiser)

Lublin-Majdanek. Das Konzentrations- und Vernichtungslager im Spiegel von Zeugenaussagen, hg. vom Justizministerium des Landes NRW, Düsseldorf 2003, 2. Aufl. 2014 [Juristische Zeitgeschichte NRW, Bd. 12]. (zusammen mit Dieter Ambach)

Herausgeberschaft:

"Dienst am Volk"? Düsseldorfer Polizisten zwischen Demokratie und Diktatur 1919 – 1949. Frankfurt a.M. 2007 (zusammen mit Carsten Dams u. Klaus Dönecke)
Transparenz und Schatten. Katalog zur Dauerausstellung im Polizeipräsidium Düsseldorf, Düsseldorf 2008 (zusammen mit Carsten Dams und Klaus Dönecke)

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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