Veranstaltung über „Euthanasie“ Tötung von „lebensunwertem Leben“, der sog. T4-Aktion

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Veranstaltung am 1. September 2014, um 19:30 Uhr im Pfarrsaal der St.-Gertrudis-Gemeinde in Recklinghausen-Hillerheide. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der St.-Gertrudis-Gemeinde und der KAB Canisius-Liebfrauen statt.

Historische Hintergründe sind der 81. Jahrestag des Beginns des zweiten Weltkrieges und der rückwirkenden Inkraftsetzung der persönlichen Ermächtigung von Adolf Hitler zur Durchführung der als „Euthanasie“ bezeichneten Tötung von „lebensunwertem Leben“, der sog. T4-Aktion. Die „Euthanasie“ war nicht nur der grausame Endpunkt der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ sondern auch Ergebnis kriegswirtschaftlicher Erwägungen.
Die Veranstaltung beginnt mit dem Dokumentationsfilm des Diakonischen Werkes Gladbeck-Bottrop-Dorsten e.V. aus dem Jahr 2010 „Wohin bringt ihr uns?“.
Anschließend wird eine Präsentation der VVN-BdA, Kreisvereinigung e.V. über das „Leben und Leiden der Elisabeth Cohaupt“ gezeigt. Elisabeth Cohaupt wurde am 13.08.1913 geboren und ist in Recklinghausen-Hillerheide aufgewachsen. Kurz vor ihrem 20. Geburtstag wurde sie in einem katholischen Erziehungsheim in Münster aufgenommen. Ein Jahr später landete sie in der katholischen Heil- und Pflegeanstalt Stift Tilbeck, die vor allem der Behandlung von Epileptikerinnen diente. Am 5. Mai 1937 wurde sie auf Weisung des Landesfürsorge­verbandes aus ausschließlich wirtschaftlichen Erwägungen in die staatliche Heil- und Pflegeanstalt nach Lengerich verlegt. Im Zuge der T4-Aktion wurde sie am 26.08.1941 mit weiteren 114 Frauen und 96 Männern in die Zwischenanstalt nach Weilmünster verlegt, von wo aus sie eigentlich in die Tötungsanstalt Hadamar hätte weiter transportiert werden sollen. Da aber Adolf Hitler zwei Tage zuvor die mündliche Weisung erteilt hatte, die Tötungsaktion zu beenden, verblieb sie in der Anstalt von Weilmünster. Zweieinhalb Jahre muss sie unter schweren Misshandlungen und großem Hunger gelitten haben, bevor sie mit 31 Jahren verstarb. Anonym verscharrt und überdeckt mit neuen Gräbern aus der Nachkriegszeit blieb sie im Massengrab Nr. 12 über Jahrzehnte vergessen. Erst die Recherchen ihres Neffen, Michael Georg Cohaupt, und der VVN-BdA brachten ihr Schicksal wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit.
In der Veranstaltung soll auch an Josef Althaus erinnert werden, der von 1920 bis 1940 der Gemeinde St. Gertrudis als Pfarrer diente und die Familie Cohaupt sehr gut gekannt hat. Am 3. Juni 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet und 6 Monate lang im Polizeipräsidium Recklinghausen schikaniert, gequält und zutiefst gedemütigt.
Mit der Veranstaltung verbinden die Organisatoren die Hoffnung auf eine Genehmigung durch die Stadt Recklinghausen, eine Gedenkplatte für Elisabeth Cohaupt vor ihrem Elternhaus in der Gertrudisplatz 26 verlegen zu dürfen, um auf diese Weise den Opfern der Euthanasie zu gedenken, vor einer Wiederholung von Rassenwahn zu mahnen und für eine soziale und friedliche Zukunft zu werben. Über diese Zielsetzung soll abschließend in der Veranstaltung diskutiert werden.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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