Leukämie: Lebensretterin für Kind aus den USA kommt aus Deutschland

Anke Köpper spendete Stammzellen in der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung
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„Ich hatte den Willen zu helfen. Ein Bahnticket war dann eigentlich das Einzige was ich zur Rettung eines Lebens brauchte.“ Anke Köpper aus Hamminkeln (Kreis Wesel) untertreibt ein bisschen. Sie hatte sich eine Stammzellspende viel komplizierter vorgestellt. Viel zeitintensiver und den Aufwand größer. Seit 2008 ist sie bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, registriert. Nun konnte sie helfen, das Leben eines an Leukämie erkrankten Kindes in den USA zu retten.

Leukämie ist eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit einer solchen Transplantation bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Hoffnung auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht ausreichen. Diese Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich typisieren lassen – sprich als potenzielle Stammzellspender in einer Spenderdatei wie der Stefan-Morsch-Stiftung erfasst sind. Anke Köpper ist eine der 370 WDR-Mitarbeiter, die sich haben registrieren lassen. 2008 arbeitete sie neben ihrem Studium bei dem Fernsehsender in Köln. Als die Stefan-Morsch-Stiftung vor Ort war, ließ sie sich als potentieller Lebensretter registrieren. Das WDR hatte die Typisierung zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung für einen kranken Kollegen organisiert.

Heute, 9 Jahre später, ist sie Ingenieurin für Foto- und Medientechnik. An die Typisierung dachte sie schon lange Zeit nicht mehr. Als dann der Anruf kam, dass sie eine der wenigen unter den 29 Millionen weltweit registrierten Stammzellspendern ist, die genetisch zu einem bestimmten Patienten passt, war sie überrascht, aber auch glücklich. Für die Hobby-Karate-Kämpferin war sofort klar, dass sie hilft: „Ich dachte daran, dass dieses Schicksal auch meine Familie treffen könnte. Da fiel mir die Entscheidung leicht.“

Sie war beeindruckt vom schnellen und reibungslosen Ablauf. „Alles war hervorragend organisiert. Ich musste mir eigentlich um nichts Gedanken machen, außer wann ich in den Zug einsteige.“ Im November bekam sie den Anruf, im Dezember war die Voruntersuchung und im Januar schon die eigentliche Spende. Die Voruntersuchung ist wichtig, denn hier wird sichergestellt, dass der potentielle Lebensretter wirklich kein gesundheitliches Risiko eingeht. Nach der Untersuchung und als Vorbereitung auf die Entnahme der Stammzellen, muss dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht werden, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Nach diesem Prozess kann die Apherese beginnen. Dabei werden die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert, ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse.

Auf die Frage, ob sie andere Menschen ermutigen würde, sich auch typisieren zu lassen und im Ernstfall zu helfen, hat sie eine klare Antwort: „Ich sitze lieber an der Apherese anstatt zu Hause vor dem Fernseher zu liegen. So unangenehm ist es nicht und vor allem kann ich damit ein Menschenleben retten.“

Wie funktioniert eine Stammzellspende?
Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmark-Entnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.

Ist eine Online-Registrierung möglich?
Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Über den Online-Registrierungsbutton auf der Startseite kommt man zur Einverständniserklärung. Dort müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen beantwortet werden, deshalb sollte die PDF „Wie werde ich Spender?“ vorab genau gelesen werden. Nach dem Ausfüllen der Einverständniserklärung bekommt man ein Registrierungsset mit genauer Anleitung zugeschickt. Für Spender, die jünger als 40 Jahre sind, entstehen dabei keine Kosten.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 450 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Autor:

Annika Zimmer aus Menden (Sauerland)

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