Ökumenische Fahrradsternfahrt nach Zollverein klang mit Radler-Segen aus

Radler-Gruppe von der Margarethenhöhe beim Zwischenstopp am Rheinischen Platz. Pressefoto: Stefan Koppelmann/Kirchenkreis Essen
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Mit einer Predigt über die erste „Critical Mass der Geschichte“ und einem Radler-Segen unter dem Doppelbock-Fördergerüst von Zeche Zollverein fand die Ökumenische Sternfahrt der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Essen am vergangenen Samstag (23. September) einen würdigen und stimmungsvollen Abschluss. Zu der Veranstaltung hatten die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Essen, in der zehn Konfessionen zusammenarbeiten, der Evangelische Kirchenkreis und das Katholische Stadtdekanat gemeinsam eingeladen.

Sonnenschein sorgte für gute Laune

Vor dem Start der zwölf Touren hatte die behördliche Entscheidung, für die gemeinsame Fahrt im großen Verband ab Zwischenhalt Rheinischer Platz keine Genehmigung zu erteilen, zu einer leichten Verstimmung bei den Organisatoren geführt. Doch schnell sorgten das gute Wetter und die Aussicht auf einen schönen Aufenthalt auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes – mit Zechenfest und freiem Eintritt in die Ausstellung „Der geteilte Himmel“ im Ruhrmuseum – für jede Menge gute Laune. Radler-Gruppen, die etwa aus Bergerhausen oder von der Margarethenhöhe aus am Rheinischen Platz eintrafen, wurden dort nach kurzem Halt durchgewunken und begaben sich einzeln auf die letzten Kilometer bis zum Zollverein-Gelände. Direkt hinter dem Eingang an der Fritz-Schupp-Allee wurden sie von Grüne Hauptstadt-Volunteers in Empfang genommen und zu einem eigens eingerichteten, betreuten Fahrradparkplatz geleitet, von dem aus nur noch wenige Schritte zum Ort des Gottesdienstes zurückzulegen waren. Völlig zu Recht gab es vor dem Beginn des Gottesdienstes von Steffen Hunder für die perfekte Vorbereitung ein Sonderlob. Der Pfarrer aus der Kirchengemeinde Altstadt bat die Zuhörer um Verständnis, denn die Liste der Kooperationspartner und Mitwirkenden, denen es zunächst zu danken galt, war lang – Ruhrmuseum, Grüne Hauptstadt-Büro, Stiftung Zollverein, ADFC, Critical Mass Essen und andere Radler-Organisationen, Sternfahrt-Organisator Frank Rosinger – sie alle hatten ihren Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung geleistet. Auch der Bläserchor „Neue Pauluskirche“, der die Feier musikalisch begleitete, und der Küster wurden nicht vergessen.

Fahrradklingel ersetzt Kirchenglocken

Statt Kirchenglocken läutete Pfarrer Gerd Heusch (St. Gertrud) seine Fahrradklingel – und ein stimmungsvoller Gottesdienst begann, der gleichzeitig für einigen Erkenntnisgewinn sorgte. Wie üblich erklangen Choräle, es wurde gebetet und ein Psalm gesprochen, es gab Fürbitten und eine Predigt – und doch war heute einiges anders: Als biblisches Motto hatte Steffen Hunder den Vers „Du stellst meine Räder auf weiten Raum“ (in freier Anlehnung an Psalm 31,9b) ausgewählt – und wahrscheinlich hatte kaum einer der Zuhörer bis dahin geahnt, dass der Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten die „erste Critical Mass der Antike“ war. „Natürlich haben wir Fahrradfahrer nicht selten mit sturen und manchmal auch rücksichtslosen Autofahrern zu kämpfen“, sagte der Theologe, der sich selbst mindestens einmal am Tag auf sein Zweirad setzt und diesen Kampf daher aus eigener Erfahrung kennt. „Doch insgesamt ist das Fahrradfahren für mich fast wie eine Meditation, es lässt uns durchatmen, sorgt für ein befreiendes Gefühl und weitet den Blick“, so empfindet es der Pfarrer. „Auf dem Fahrrad unterwegs zu sein ist eine sehr schöne Erfahrung, die mich beschwingt und glücklich macht.“ Und nicht zuletzt trage Fahrradfahren zur Bewahrung der Schöpfung bei: „Als klimafreundliches Fortbewegungsmittel verbindet Fahrradfahren ökologische Weitsicht mit frommer Klugheit.“

"Gottes Kraft im Rücken - auch bei Gegenwind"

Dennoch: Auch der Ärger über einen nicht vorhandenen Radweg und die Wut über Glasscherben auf dem Weg gehören zu den Radler-Gefühlen – und so tat es den Anwesenden an diesem Samstag gut, sich höheren Beistands zu vergewissern: „Wir haben Gottes Kraft im Rücken, auch bei Gegenwind. Wo es auf unserem Weg eng wird, macht Gott unser Leben weit. Und wir können auf seinen Zuspruch trauen: Ich bin bei dir, wohin du auch fährst.“ Mit dieser Gewissheit falle es leichter, ein „offenes Herz für alle zu haben, denen wir unterwegs begegnen, und uns für die gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr einzusetzen“. Dass Gott selbst ein guter Radfahrer ist und weiß, worauf es ankommt („Festhalten, sagte der liebe Gott. Gut festhalten, das ist alles, sagte er ... Es kann sowieso nichts passieren“), hatte im Übrigen auch schon Hanns Dieter Hüsch erkannt – Gerd Heusch trug diese Geschichte des Kabarettisten vom Niederrhein vor, bevor der Gottesdienst mit dem Radler-Segen würdig zu Ende ging: "Gott gebe euch die Kraft, allzeit in die Pedale zu treten und euch vom Geist der Hoffnung antreiben zu lassen."

Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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