Arbeiten auf dem Land

Klaus Bird, Inhaber des Biolandhofs Frohnenbruch mit Praktikant Philipp Unkelbach bei den Hühnern. | Foto: Heike Cervellera
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  • Klaus Bird, Inhaber des Biolandhofs Frohnenbruch mit Praktikant Philipp Unkelbach bei den Hühnern.
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Die WirtschaftsWoche verkündete unlängst, dass beim Job des Landwirtes bis 2022 mit 19 Prozent weniger Einstellungen gerechnet werden muss. Die Realität sieht anders aus.

Machen junge Leute heutzutage überhaupt noch Ausbildungen in alten, traditionellen Berufen?

Ja, machen sie. Und das gar nicht mal selten. Bis 2017 sind die Ausbildungsstellen beim Biolandhof Frohnenbruch in Kamp-Lintfort bereits vergeben: „Wir haben eine große Anfrage an Bewerben, was aber mit Sicherheit auch daran liegt, dass wir ein Bio-Betrieb sind“, so Klaus Bird, Inhaber des Biolandhofs Frohnenbruch.
Bird sieht zudem das wachsende Interesse an einer Ausbildung als Landwirt auch mit den Umständen verknüpft, dass es in der Gesellschaft eine Sensibilisierung für faire und gute Tierhaltung gibt: „Die Menschen interessieren sich viel mehr dafür, wo ihr Fleisch oder ihr Gemüse herkommen.“
Der 17-Jährige Philipp Unkelbach absolviert ein zweiwöchiges Praktikum auf dem Biolandhof. Er hatte schon seit jeher großes Interesse für das Thema Ernährung: „Die Landwirtschaft ist so viel mehr, als das, was man kennt. Deshalb wollte ich mein Praktikum auch gerne auf einem landwirtschaftlichen Betrieb machen.“

Kein Achtstundenjob

Ein Job in der Landwirtschaft ist allerdings kein Zuckerschlecken, sondern ein Full-Time-Job, erzählt Bird: „Bei uns endet der Arbeitstag nicht um fünf Uhr, die Tiere müssen immer verpflegt werden. Darum bieten wir unseren Praktikanten und Auszubildenden auch an, dass sie hier schlafen können, um den ganzen Tagesablauf so realistisch wie möglich mitzubekommen. Außerdem bekommen sie so zum Beispiel auch mit, wenn Tiere nachts geboren werden.“
Das Schöne an einer Ausbildung als Landwirt ist, so Bird, die Möglichkeit schnell eigene Arbeiten zu erledigen. Nach noch nicht mal zwei Wochen Praktikum kann Unkelbach das Hühnermobil bedienen: Dieses wird wöchentlich ein Stückchen weiter gefahren, damit der Boden so regenerieren kann und die Hühner wieder frisches Gras zum Fressen haben.
Eine Besonderheit bei der Ausbildung zum Landwirt sind die wechselnden Betriebe: Bei 95 Prozent der Azubis werden die drei Jahre Ausbildung in drei verschiedenen Betrieben absolviert, so Bird: „Dadurch können die Auszubildenden die ganze Bandbreite der Landwirtschaft kennenlernen.“

Auf der Suche nach der Zufriedenheit

Der derzeitige Azubi, der 30-Jährige Nils van den Bruck, hat gerade Berufsschule. Er hat bereits einen Bachelor in Informatik und hatte einen gut bezahlten Job als Programmierer: „Morgens auf der Fahrt zur Arbeit hat Nils gesehen, wie die Bauern arbeiten und abends als er wieder dort vorbei kam, waren die Felder fertig. Das hat ihn zum Denken gegeben, da er in seinem Job als Programmierer quasi nie fertig wurde“, erzählt Bird. Seine Konsequenz daraus war, seinen unbefristeten Job aufzugeben und eine Ausbildung als Landwirt anzufangen.
Nun sei er zufriedener, berichtet Bird und auch Praktikant Unkelbach bestätigt: „Das Gesamtpaket bei diesem Praktikum stimmt: Morgens ist man erst bei den Rindern und nachmittags bei den Hühnern. Die Abwechslung macht vor allem viel Spaß.“
Egal, was die WirtschaftsWoche in der Vergangenheit schrieb, Bird bestätigt, dass die Leute, die eine landwirtschaftliche Ausbildung haben in der Regel nicht auf Arbeitssuche sind.

Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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