"Verfallsdatum" überschritten: Was nicht mehr geht - angeblich

Foto: Roland Handke/Pixelio
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Wie stylt sich Frau, wenn das Verfallsdatum abgelaufen ist? Diese Frage erörterte kürzlich ein Internet-Portal. Gemeint war übrigens das Outfit, was "ablaufe". Ab einem "gewissen" Alter müsse Frau sich von liebgewordenen Textilien trennen und sich "angemessen" und "stilvoll" kleiden, lautete der Styling-Tipp. Die Intention war aber wohl eher folgende: Die neuen Outfits der - teureren - Kollektion müssen/sollen vermarktet werden. In Web-Portalen stößt man manchmal auf perfide Einkaufs-"Tipps".

Im konkreten Fall ging es, wie unschwer zu erraten: um die Zielgruppe der kaufkräftigen Best Ager. Die heißgeliebten Chucks etwa gingen ab einem "gewissen" Alter gar nicht mehr. Erfährt man im besagten Beitrag eines Internet-Portals. Ebenso wenig entsprächen weder ein tief dekolletiertes Oberteil oder eine auf zerschlissen getunte Jeans dem Best Ager Style. Es wird wohl kaum verwundern, dass, schaut man sich die besagte Styling-Tipps an, klar wird, worum es eigentlich wirklich zu gehen scheint: Die oftmals gut situierten Best Ager zum Kauf neuer und teuerer Produkte zu animieren. Laut besagter Tipps zum Styling-Relaunch müssen es ab einem "gewissen Alter" anstatt "Chucks" selbstverständlich die Edel-Sneakers mit Echtleder-Einsätzen sein. Für schlappe 160 Tacken. Dazu eine Designer-Jeans für nahezu 300 Öcken. Und anstatt des tief ausgeschnittenen Leoprint-Oberteils wird reiferen Semestern ein edler Chiffonfummel im höheren Preissegment ans Herz gelegt. Zu haben für 170 Euro. Macht unterm Strich für ein "stilvolles" Best Ager Outfit: nahezu 1.000 Euro!

Unter dem Deckmantel des "Das-geht-jetzt-aber-nicht-mehr" wird Verbrauchern auf diese Weise beiläufig eingeflößt, auf teurere Ware umzusteigen. Aber heißt es nicht: "Man ist so alt, wie man sich fühlt" oder "Erlaubt ist, was gefällt?"

"Haut zeigen macht Spaß"

Was übrigens auch interessant ist: Dasselbe Portal säuselte vor wenigen Jahren (im Frühjahr!!) noch Folgendes:"Ein typischer Fehler der Frau über 40 ist zu denken, sie könnte ihren Körper nicht mehr zeigen. Doch nur weil er altert, muss man ihn nicht gleich verstecken. Figurbetonte Kleidung kann in jedem Alter reizvoll wirken. Vor allem dann, wenn man nur die Körperregionen betont, die einem selbst am Besten gefallen und alle anderen Stellen mit einfachen Tricks schön schummelt." Anschließend wurde auf figurformende Unterwäsche eingegangen: "So genannte Taillenslips halten den Bauch flach und die Hüften kurvig. Erste Altersanzeichen an den Beinen kaschieren Sie einfach mit figur-formenden Strumpfhosen. Gegen die Folgen von Schwerkraft und Schwangerschaften am Dekolleté gibt es spezielle Push-Up-BHs, die keinen übermäßigen Ausschnitt, sondern natürliche Rundungen formen." Zum Thema Dekolleté heißt es dort weiter:"Die Zeiten, in denen mit steigendem Alter immer höher geschlossene Ausschnitte getragen wurden, sind längst passé. Haut zu zeigen macht nicht nur Spaß, sondern auch jung. Trauen Sie sich: Tiefe Ausschnitte wirken vor allem dann edel und altersgemäß, wenn man sie mit passenden Accessoires, wie zum Beispiel Seidentüchern, schmückt. Die Tücher lassen zwar tiefe Einblicke zu, verdecken aber gleichzeitig Fältchen auf Hals und Dekolleté. Kurze Röcke passt man mit einer halb blickdichten Strumpfhose dem Alter an. Wer ärmellose Kleider tragen will, ohne zuviel Oberarm preiszugeben, kann sich einen schmeichelnden Schal um die Schultern legen. So blitzt noch immer Haut hervor, ohne dass Sie dabei zu freizügig zu wirken." Was sagt uns diese - saisonbedingte - Diskrepanz?

Einkaufstyp Best Ager:

"Sie gelten als kaufkräftig, konsumorientiert und qualitätsbewusst. Sie bestellen gerne online und sehen viel Fernsehen. Und es gibt immer mehr von ihnen, das bringt der demographische Wandel mit sich. Die Generation „50 plus“ hat heute am Gesamtkonsum einen Anteil von gut 50 Prozent und stellt damit die werberelevante Gruppe der 14 bis 49 Jahre alten Konsumenten in den Schatten. Best-Ager müssten also der Traum jedes Marketingleiters sein." (Zitat aus: "Schrille Alte oder graue Maus", F.A.Z. v. 16.11.2013)

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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