Back to the 50's!

Ruth Braun steht den Teilnehmerinnen mit Rat und vor allem auch Tat zur Seite. | Foto: Heike Cervellera
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  • Ruth Braun steht den Teilnehmerinnen mit Rat und vor allem auch Tat zur Seite.
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Der Klang von Elvis‘ Stimme füllt den Raum und um mich herum hängen Kleidungsstücke einer längst vergangenen Zeit. Einmal in die 50er und zurück, bitte!

Ein gewisses Faible für vergangene Jahrzehnte hatte ich schon immer. Kein Wunder also, dass es beim Abiball auch ein Petticoat-Kleid sein musste. Aber dass Pünktchen-Kleider gar nicht aus den 50er Jahren kommen, war mir nicht klar. So, wie vieles anderes nicht, was ich beim Vintage-Workshop im Seconrella gelernt habe. Frisieren und Schminken à la „Fifty-Girl“ inklusive.

Frauen und Verkleiden, das ist wie am Weihnachtsabend die Geschenke auspacken: Ganz viel Vorfreude, Gekicher und gute Laune. Und da spielt es auch keine Rolle, ob die Frauen noch junge Mädchen von 17 Jahren sind oder reife Damen mit 75. Denn eine Reise in die Vergangenheit macht allen Spaß.

Der erste Vintage-Workshop, den Christel Caradonna, Mit-Inhaberin des Seconrella angeboten hat, fand im März letzten Jahres statt. Seitdem folgten bereits sechs Workshops. Zusammen mit Caradonna gestaltet Ruth Braun, Angestellte im Seconrella und gelernte Herrenmaßschneiderin, die Vintage-Workshops.
Auf dem Tisch stehen sieben Spiegel, eine Menge Schmink-, und Stylingutensilien. Nach und nach kommen die fünf Teilnehmerinnen herein. Mehr als acht Teilnehmer nimmt Caradonna nicht, da auch genügend Zeit bleiben soll, sich um jeden intensiv zu kümmern, so erklärt mir die Mit-Inhaberin des Ladens. Die Workshop-Teilnehmerinnen sind eine bunt gemischte Truppe: Da ist die 46-jährige Christina, die zugibt, dass es die pure Neugierde sei, die sie an dem Workshop teilnehmen lässt. Caroline, 17 Jahre alt, hat ihr erstes Petticoat-Kleid bei einem Abschlussball der Tanzschule getragen und ist seitdem ganz begeistert von den Kleidern der 50er Jahre. Die 33-jährige Nina hat schon Erfahrung im Vintage- und Pin-Up-Bereich und probiert gern Neues aus.

Braun, die den Workshop leitet, stellt gleich zu Beginn klar, dass er vor allem eines machen soll: Spaß und Neugierde auf die 50er Jahre. Mit dem Haare aufdrehen wird angefangen. Braun zeigt, wie wir die Haare aufdrehen sollen und erklärt uns die Technik. Gar nicht so einfach, aber Caradonna und Braun helfen, die widerspenstigen Papilotten aufzudrehen. Bei längeren Haaren reicht ein Lockenstab und eine Menge an Klämmerchen zum Fixieren. Für die längeren Haare sollen es so genannte „Victory Rolls“ werden. Eine klassische Frisur, die bereits Ende der 40er Jahre aufkam.

Woher der Name kommt, ist nicht ganz klar: Eine Victory Roll war ein akrobatisches Flugzeug-Manöver, das die Piloten vollführten, wenn sie erfolgreich aus dem Einsatz zurückkehrten. Es besteht das Gerücht, dass die US-Ladies den Begriff übernahmen, um die heimkehrenden Soldaten zu ehren.
Während die Haare aufgedreht werden, erfahren wir aber noch viel mehr: Es gibt unheimlich viele Unterrichtungen, die sich mit den 50er Jahren beschäftigen. Zum Beispiel Rockabilly: „Leider ist es aber so, dass es so genannte ‚Szene-Nazis‘ gibt, die vorschreiben, wie die Richtung sich genau definiert und andere verurteilen, wenn sie nicht so sind, wie sie es vorschreiben“, erklärt Braun. Genauso unterschiedlich seien manchmal die Vorstellungen der 50er Jahre und die Realität: „Die meisten Workshop-Teilnehmerinnen denken bei den 50er Jahren vor allem an Pünktchen-Kleider, dabei wurden diese erst viel später getragen“, so Braun.

„Ich werde bestimmt mal eine Chanel-Oma“

Vor viereinhalb Jahren wurde der Laden von Caradonna und ihrer Schwester, Ingrid Wochner, eröffnet. Immer mehr merken sie, so Caradonna, wie viel Interesse an den 50er Jahren besteht: „Viele tragen heute ja doch relativ das Gleiche, aber manche möchten sich gerne etwas individueller kleiden und wir helfen gerne, das umzusetzen.“ Und keck fügt sie hinzu: „Ich selbst werde später bestimmt mal eine Chanel-Oma.“

Nach einer kurzen Pause geht es mit dem Make-Up weiter. Insbesondere beim Lidstrich muss Braun noch hier und da helfen: „Bei mir hat es beim ersten Mal auch nicht so geklappt, aber mit der Übung kommt es,“ versichert Braun.
Ich bin mir sicher, wenn ich in den 50er Jahren gelebt hätte, hätte ich morgens um 4 Uhr aufstehen müssen, um bis 8 Uhr meine Haare und meinen Lidstrich hinzubekommen. Ich ziehe innerlich den Hut vor den Frauen der damaligen Zeit: Trotz Haushalt sahen sie immer nahezu perfekt aus.

Individualität und Weiblichkeit

Und beim Anprobieren der klassischen 50er-Jahre-Kleider setzt Caradonna bei jeder der fünf Frauen die eigene Individualität und Weiblichkeit perfekt in Szene.
Die 17-Jährige Caroline bringt es auf dem Punkt: „Wenn man dann die Kleider anhat, dann fühlt man sich einfach schön.“
Und das denke ich auch, als ich mich später im Spiegel sehe. Wenn ich das nächste Mal einen schlechten Tag habe, weiß ich jetzt genau, was hilft:
Einmal zurück in die 50er, bitte!

Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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