Ein kleines Stückchen Stoff: Gruppe „Engelkleidchen“ näht Kleidung für Sternenkinder

Nicole Plein und ihre Kleider | Foto: Heike Cervellera
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Nicole Plein hilft mit einer Gruppe von Freiweilligen denen, die es nicht ganz bis auf die Erde geschafft haben: Sternenkindern.

Ein Baby. Immer noch das größte Wunder, welches es auf dieser Erde gibt. Manchmal geschieht es allerdings auch, dass Babys es nicht schaffen. Die Kleinen werden still geboren oder versterben nach wenigen Tagen. Um auch diesen Kindern einen würdevollen Abschied zu ermöglichen, haben sich einige Frauen zusammengetan, um winzig kleine Kleidchen oder Säckchen für die kleinen Babys zu nähen.

Nicole Pleins Sohn Frederick musste in der 34. Schwangerschaftswoche per Notkaiserschnitt geholt werden, da die Gefahr eines Gebärmutterrisses bestand: „In der 34. SSW war Frederick natürlich ein Goliath unter den Frühchen“, so Plein. Da der Kleine aber nicht atmen wollte, musste er auf die Neonatologie verlegt werden: „Der Kleine lag im letzten Zimmer und wir mussten immer durch alle Zimmer durch, wenn wir zu ihm wollten. So habe ich natürlich auch Frühchen gesehen, die es leider nicht geschafft haben. Die Kleinen wurden dann in ein Moltontuch gewickelt – das ging mir durch Mark und Bein.“

Engelkleidchen werden zum Erfolg

Wieder zuhause mache Plein sich schlau, was sie gegen diese Art der letzten „Bekleidung“ machen könne: „Ich bin dann im Internet auf eine Gruppe in den USA gestoßen, die aus ehemaligen Brautkleidern kleine Kleidchen oder Säckchen nähen.“ Das war der Ursprung von „Engelkleidchen“. Im September des letzten Jahres starte Plein dann einen Facebook-Aufruf für Hochzeitskleider. Was dann geschah, übertraf ihre gesamte Vorstellungskraft: „Mein Mann hatte anfangs gesagt, ‚sei froh, wenn du drei Kleider bekommst‘, innerhalb von zwei Monaten bekamen wir 2.500 Nachrichten bei Facebook.“

Lieferung auch an Krankenhäuser

Angesprochen waren am Anfang 50 Brautkleider, die Plein zusammen mit einer kleine Gruppe eifriger Näherinnen, verarbeiten wollte. Innerhalb kürzester Zeit erhielt die Neukirchen-Vluynerin jedoch über 150 Kleider, die derzeit auch noch eingelagert sind: „Meine Adresse wurde leider einfach weiter gegeben und so entwickelte das ganze eigene Eigendynamik. Wir können jetzt noch nähen bis wir 105 sind!“

Pro Set, das aus zwei Kerzen, einer Karte und entweder einem Kissen, einem Kleid oder einem Säckchen besteht, brauchen die eifrigen Näherinnen zehn Stunden. Plein gesteht: „Ich selbst komme kaum noch zum Nähen, da die administrativen Aufgaben unglaublich viel Zeit schlucken.“ Darum ist die Gruppe auch über jede neue Näherin, die noch mit nähen möchte, mehr als glücklich: „Wir verschicken dann als Erstes ein Probemuster und die Näherinnen können ausprobieren, ob sie das hinbekommen. Es ist nämlich nicht ganz einfach diese winzig kleinen Kleidchen zu nähen“, weiß die Neukirchen-Vluynerin.

Momentan beliefert die Gruppe drei Krankenhäuser mit ihren Sets. Alles komplett umsonst: „Wir möchten den Eltern einfach etwas abnehmen und ihnen ein Stück weit etwas Entlastung verschaffen“, so Plein. „Eine Mutter musste nach dem Tod ihres Babys erst 60 Kilometer weit fahren, um ein passendes Kleidungstück zu bekommen. Diese Arbeit möchten wir den Eltern abnehmen. In diesem Moment haben sie auch ganz andere Sachen im Kopf.“

Wer macht mit?

Wer bei der Gruppe „Engelkleidchen“ mit nähen möchte, kann sich gerne per Facebook der Gruppe „Engelkleidchen“ anschließen oder Nicole Pein dort anschreiben. Für die Hochzeitskleider gibt es derzeit eine Warteliste, die über 500 Plätze lang ist: „Näherinnen können wir deshalb dringend gebrauchen“, so Plein. Und wenn es dazu führt, dass die eine Mami nicht noch nach ihrem tragischen Verlust 60 Kilometer weit fahren muss, ist das für Plein und die anderen eifrigen Näherinnen Freude genug.

Alle Fotos: Heike Cervellera

Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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