Großbaustelle Altstadtkirche

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Die Altstadtkirche ist zurzeit nicht wiederzuerkennen. Für die Sanierungsarbeiten an Dach, Dachstuhl, Mauerwerk und Gesims ist das Langhaus des sakralen Gebäudes komplett eingehaust. Lediglich die Kirchturmspitze lugt noch zwischen den weißen, wetterfesten Planen hervor. Bis Dezember soll die Sanierungsmaßnahme dauern. Die Kosten liegen bei 1,55 Millionen Euro.

Die große Kirchentüre ist ausgelagert und durch eine aus dicken Sperrholzplatten ersetzt. Der Kirchenraum ist komplett leergeräumt, der Boden abgedeckt. Die Treppenstufen sind verkleidet, Säulen, Balustrade und Orgelempore ebenfalls. Kirchenbänke, Altar, Ambo und Orgelpfeifen sind ausgelagert. Die Orgel selbst ist dreifach eingehaust, da das Instrument sehr empfindlich auf Staub reagiert.

Nicht nur von außen, sondern auch von innen ist das 158 Jahre alte, unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht wiederzuerkennen. Ein großes Gerüst dominiert den Innenraum. Die Zwischendecke ist bereits entfernt und theoretisch könnte man bis in die Spitze des Langhauses gucken, wenn nicht die Metallplatten des Gerüstes die Sicht versperren würden.

Rund ein Jahr dauerte die Vorbereitungsphase für das Großprojekt bei dem die Altstadtkirche komplett saniert wird. Zur Erinnerung: Bei einer routinemäßigen Kontrolle vor eineinhalb Jahren ist festgestellt worden, dass das Dach erhebliche Schäden aufweist. Der Dachstuhl ist durch den Hausbockkäfer befallen und die Dachziegel sind nicht mehr in Ordnung. Im weiteren Verlauf der Untersuchung durch Statiker und Architekten wurden auch Schäden am Mauerwerk festgestellt.

Die Sanierung läuft nun nach einem fein abgestimmten Plan, den die auf Kirchengebäude spezialisierte Leverkusener Architektin Annegret Schüttler-Maser ausgearbeitet hat. Mit dem Aufbau des rund 20 Meter hohen Außengerüstes rund um die Kirche wurde am 9. Februar begonnen. „Es gibt nicht viele Firmen, die auf die Renovierung solcher Gebäude spezialisiert sind. Gerade für die Statik sind sehr viele Überlegungen nötig“, sagt Dr. Kurt Holz, Vorsitzender des Presbyteriums.

Rund vier Wochen später wurde das Wetterschutzdach auf das Gerüst aufgesetzt, damit Dachdecker, Zimmerleute und Maurer wetterunabhängig arbeiten können. „Das war schon gigantisch“, meint Holz. Drei Teilstücke waren bereits vormontiert und wurden mit einem Autokran nach oben gehoben und auf das Gerüst über dem Langschiff aufgesetzt. Das vierte Teilstück wurde vor Ort montiert. „Das Schutzdach ist nötig, damit der jetzige Dachstuhl wettergeschützt herausgenommen werden kann“, erklärt Dr. Kurt Holz.

Die Innenkonstruktion ist bereits raus. Ab nächster Woche kommt der Dachstuhl runter. Zunächst werden die alten Ziegel entfernt, dann die vom Hausbockkäfer befallene Holzkonstruktion. Wenn die Balken weg sind sind, können die Schäden am Gesims beseitigt werden. Parallel dazu finden die Arbeiten am Mauerwerk statt. Wann genau der komplett nach historischen Vorgaben neu gebaute und vormontierte Dachstuhl aufgesetzt wird, kann der Vorsitzende des Presbyteriums zurzeit noch nicht sagen.

Die trapezartige Konstruktion des Dachstuhls ist einmalig im Rheinland und da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, muss er entsprechend den historischen Vorgaben nachgebaut werden. Viel Aufwand, für etwas, das nicht zu sehen sein wird. „Den Dachstuhl hat vorher niemand gesehen und er wird auch nach der Sanierung nicht zu sehen sein. Die Innenabdeckung kommt wieder dran“, so Holz.
Die Sanierung ist natürlich auch eine gute Gelegenheit, die Kirche innen neu zu gestalten. Der Innenraum soll in abgestuften, warmen Grautönen gestrichen werden. Außerdem wird es eine neue Beschallungsanlage sowie ein neues Konzept für die Beleuchtung geben.

Außerdem wird die Kirche einen barrierefreien Zugang erhalten. Der neue Eingang soll unterhalb der Orgelempore zum Küsterhaus hin geschaffen werden. Dafür müssen ein Meter Höhenunterschied überbrückt werden. Dies soll über eine Rampe geschehen. Allerdings darf die Steigung nicht zu steil sein, damit Rollstuhlfahrer sie auch alleine bewältigen können. Natürlich wurde auch an einen Hublift gedacht. „Doch die sind zu anfällig, wenn sie täglich Wind und Wetter ausgesetzt sind“, meint Holz.

1,55 Millionen Euro kostet das Gesamtpaket. 300.000 Euro nimmt die Gemeinde aus Rücklagen. 200.000 Euro steuert die Stadt bei. 50.000 Euro kommen aus dem Orgelsanierungsprogramm des Bundes. 30.000 Euro sind bisher an Spenden eingegangen, darunter 5000 Euro von der Stiftung „Minsche für Minsche“ und 2500 Euro, die das restlos ausverkaufte Benefizkonzert unter Federführung von Oliver Drechsel eingebracht hat. Im Mai fällt außerdem die Entscheidung, inwieweit die Gemeinde von der Stiftung KiBa, der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Bundesdenkmäler, mit einem Zuschuss bedacht wird.

Über 950.000 Euro wird in Kürze ein Kredit bei der KD-Bank aufgenommen. „Dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt, denn die ersten dicken Rechnungen kommen in Kürze“, so Holz. Mit einem Zinssatz von 1,35 Prozent, der auf 20 Jahre festgeschrieben ist, soll dieser bei einer jährlichen Rate von 60.000 Euro bis 2036 abgezahlt sein. 75.000 Euro kostet allein die Wartung der Orgel, wozu natürlich auch der fachgerechte Aus- und Einbau sowie die Lagerung der Pfeifen gehört. Die Renovierung wäre jetzt sowieso fällig gewesen, da das Instrument alle 25 Jahre gewartet werden muss.

Die Kirche soll am dritten Adventssonntag, 11. Dezember, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst wieder eröffnet werden. Die Predigt hält der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. Anschließend bittet die Gemeinde zum Empfang in den Pfannenhof. Die Orgel wird bei dem Festgottesdienst noch nicht erklingen. „Das Instrument ist sehr empfindlich. Der Baustaub muss erst komplett weg sein. Daher wird die Orgel erst wieder im Februar 2017 in Betrieb genommen“, sagt Holz. Für eine andere musikalische Begleitung wird gesorgt.

Und die nächste Baustelle lässt auch nicht lange auf sich warten. Holz: „Bei der Friedenskirche müssen wir von außen gründlich ran. Dort ist an vielen Stellen der Beton abgeplatzt.“

Infos:
Wer die Sanierung mit einer Spende unterstützen möchte, kann diese unter dem Verwendungszweck „Sanierung Altstadtkirche“ auf folgendes Konto überweisen: Evangelische Kirchengemeinde, Stadtsparkasse Düsseldorf, IBAN: DE 98 3005 0110 1007 2741 92. BIC: DUSSDEDDXXX.

Autor:

Sabine Polster aus Monheim am Rhein

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