„Gönnen Sie sich ein paar Augenblicke für die Auenblicke“ in der Urdenbacher Kämpe

Gute Laune am reich gedeckten Tisch mit den direkten Erzeugnissen aus der  Urdenbacher Kämpe. Auf die neun neuen Kämpen-Projekte stoßen auf unserem Bild an (von links): Landrat Thomas Hendele, Düsseldorfs Umweltdezernentin Helga Stulgies, die Leiterin der Biologischen Station Urdenbacher Kämpe, Elke Löpke, NRW-Stiftung-Geschäftsführerin Martina Grote und Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann. Foto: Thomas Spekowius
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  • Gute Laune am reich gedeckten Tisch mit den direkten Erzeugnissen aus der Urdenbacher Kämpe. Auf die neun neuen Kämpen-Projekte stoßen auf unserem Bild an (von links): Landrat Thomas Hendele, Düsseldorfs Umweltdezernentin Helga Stulgies, die Leiterin der Biologischen Station Urdenbacher Kämpe, Elke Löpke, NRW-Stiftung-Geschäftsführerin Martina Grote und Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann. Foto: Thomas Spekowius
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In Monheim am Rhein ist vieles im Fluss. Das gilt aktuell auch ganz besonders für einen der größten Naturschätze entlang des großen Stromes, den sich die Monheimer und Düsseldorfer gemeinsam teilen, das zusammenhängende Überschwemmungsgebiet Urdenbacher Kämpe und Baumberger Aue. Ein in dieser Form wohl einzigartiges Paradies für Pflanzen, Tiere und den Menschen, für dessen Erhalt und Erlebniswert sich der Kreis Mettmann, die Landeshauptstadt Düsseldorf und das Land NRW unter anderem mit dem Unterhalt der „Biologischen Station – Haus Bürgel“ auf Monheimer Stadtgebiet seit Jahren finanziell engagieren.

Jetzt gibt es sogar Hilfe von ganz oben. Unter dem Obertitel „Auenblicke – Auen entwickeln und Auen erleben“ ist die Biologische Station Haus Bürgel gerade dabei, neun Projekte bis zum Jahr 2015 zu realisieren. Die Aktionspalette reicht dabei von der Anlage eines Naturerlebnispfades bis hin zur Wiederherstellung einer ehemaligen Hochflutrinne. Ziel ist zum einen, die naturnahe Entwicklung der Kämpe weiter zu fördern und sie zum anderen auch auf sanftem Wege noch mehr für die Öffentlichkeit zu erschließen. Ein spannender Spagat. Für die Umsetzung erhält die Biologische Station nach der erfolgreichen Beteiligung an einem von der NRW-Bank ausgelobten Wettbewerb nun mehr als 900.000 Euro zur „Förderung der Naturentwicklung und des Naturerlebens“. Die Mittel stellen die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Und was da alles geplant ist, klingt richtig vielversprechend.

„Die Menschen werden nur das schützen, was sie auch kennen“, unterstrich Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann jetzt bei der Vorstellung des Projekts „Auenblicke“ auf dem Gelände des alten Römerkastells Haus Bürgel. „Deshalb müssen wir auch diese einzigartige Naturlandschaft hier für die Menschen zumindest in Teilen erlebbar machen. Der Ansatz liegt dabei aber ganz klar bei der Förderung eines sanften Tourismus. Haus Bürgel ist ein Kleinod, das bei uns den Dreiklang aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf einzigartige Weise deutlich macht. Das alte Römerlager steht dabei für die Vergangenheit. Die heutige landwirtschaftliche Nutzung, mit der Kalblüterzucht durch die Familie Reuter, zeigt die Gegenwart. Und die Biologische Station ist neben dem heutigen Erlebbarmachen von Natur nicht zuletzt auch dafür da, diese für die Zukunft zu bewahren.“ Auch Thomas Hendele hob als Landrat des Kreises Mettmann die touristische Attraktivität der Auenlandschaft hervor. „Was hier jetzt geplant ist, passt hervorragend in unseren Masterplan Tourismus und in die Weiterentwicklung der Marke „neanderland“ – zum Wohle der Menschen im dichtbesiedeltsten Kreis des Landes.“ Genauso unterstrich Hendele aber auch die gemeinsame Verantwortung für den Erhalt dieses Naturparadieses. „Naturschutz kennt keine Kreis- oder Stadtgrenzen. Es ist gut, dass wir hier gemeinsam arbeiten.“

Auch die Leiterin der Biologischen Station, Elke Löpke, lobte diese Gemeinsamkeit und dankte hier der Düsseldorfer Umweltdezernentin Helga Stulgies und Martina Grote als Geschäftsführerin der NRW-Stiftung ausdrücklich für die große Hilfe, „ohne die wir dieses 900.000 Euro schwere EU-Projekt ganz sicher nicht stemmen könnten.“ Löpke: „Das ist für uns eine riesige Herausforderung. Da brauchen wir externe Beratung. Und das schaffen wir nur gemeinsam.“

Was aber passiert nun eigentlich genau in den nächsten drei Jahren? Das Projekt besteht aus den beiden Themenfeldern „Auen entwickeln“ und „Auen erleben“.
Der erste Teil umfasst dabei zunächst Projekte, die der Entwicklung von Natur und Landschaft dienen. Hier geht es unter andrem um das Anlegen und Vertiefen von Wassermulden, um das Trockenfallen zu verhindern, um die Aussaat von Kräuter- und Blumenwiesen und das Bereitstellen von Viehtränken für die „Landschaftspfleger“ auf den Streuobstwiesen – hunderte von Schafen.

Das zweite Themenfeld dient der Entwicklung des Naturerlebens und des naturverträglichen Tourismus. In diesem Teil erfolgt die Überarbeitung und Aufwertung des vorhandenen Wanderwegenetzes durch die Anlage von Ruheplätzen. Entlang des parallel zum Urdenbacher Altrhein verlaufenden Deiches soll zudem ein neuer Pfad entstehen, der vielen Besuchern interessante Interpretationen zum Landschaftsraum vermittelt. Die Außenanlagen um Haus Bürgel werden aufgewertet, um auch hier Möglichkeiten der Umweltbildung quasi „vor der Haustür“ zu verbessern. Und gemeinsam mit den Gastronomiebetrieben im Umfeld und dem Betreiber der Zonser Fähre soll die Straße „Am Ausleger“, geht es nach den Wünschen der Naturfreunde, ab dem kommenden Jahr an den Wochenenden teilweise gesperrt werden, um dem irgendwie so gar nicht in die Natur passenden Verkehrschaos an schönen Samstagen und Sonntagen wenigstens ein bisschen Herr zu werden.

Und schließlich sollen auch die „Neuen Medien“ verstärkten Einzug in die Urdenbacher Kämpe halten. Gedacht ist neben der Anbringung von QR-Codes zur weiteren Information auch an multimediale Unterstützung. „Zum Beispiel um mal zu zeigen, wie ein Pirol eigentlich aussieht und wie er sich anhört“, so Biostationsleiterin Elke Löpke.

Und wo wir schon bei neuen Medien sind: Viel mehr Informationen über die genauen Natur-Projekte erfahren Sie auch bei uns, auf www.lokalkompass.de. Der Klick lohnt – natürlich! Und es gilt die Empfehlung von Düsseldorfs Umweltdezernentin Helga Stulgies: „Gönnen Sie sich ein paar Augenblicke für die Auenblicke.“ – „Für uns ist die Entwicklung diese Gebietes ein großes und zentrales Projekt“, so die Geschäftsführerin der NRW-Stiftung Martina Grote.“ Und man sieht es tatsächlich auf den ersten Blick!

Hintergrund: Die neun Projekte im Überblick

1. Wiederherstellung einer ehemaligen Hochflutrinne
Zwischen Baumberger Weg und der Straße „Am Ausleger“ befindet sich eine Hochflutrinne. Diese Flutrinne soll um etwa zwei Meter vertieft werden, um für Amphibien und Wasservögel länger stehendes Wasser im Gebiet zu halten. An den Bürgeler Wiesen befinden sich kleinere Mulden, die im Sommer teilweise austrocknen. Zwei dieser Mulden sollen ebenfalls vertieft werde, um den Wasserstand in den Sommermonaten länger zu halten. Zusätzlich werden drei neue Mulden angelegt.

2. Bau von Viehtränkebrunnen
In der Urdenbacher Kämpe gibt es vier wertvolle Streuobstwiesen mit alten, regionaltypischen Sorten. Als „Landschaftspfleger“ sind Schafe im Einsatz, die Fläche ist an einen Schäfer verpachtet. Um die Beweidung aufrechterhalten zu können, sind Viehtränken notwendig. So kann langfristig das Biotop „Streuobstwiese“ erhalten werden. Auch der dort lebende Steinkauz wird unterstützt, da er nur auf kurz gefressenen Wiesen nach Nahrung wie Mäusen, Käfern, Raupen und Würmern sucht.

3. Verwendung von regionalem Saatgut
Zur Förderung artenreicher Wiesen wurde entlang des Rheins zwischen Ortweg und Fischerhaus regionales Saatgut ausgebracht. Die dichte Grasnarbe hatte bisher verhindert, dass sich Kräuter ausbreiten konnten. Um das zu verändern, werden kleine Flächen gefräst und regionales Saatgut eingesät. So wird die Wiederansiedlung der einheimischen Wiesenpflanzen begünstigt. Nicht nur die Besucher können sich an einer blühenden Wiese erfreuen, auch Insekten und Vögel profitieren davon.

4. Besucherlenkung Bürgeler Wiesen
Die Bürgeler Wiesen sind durch Hecken und Gehölze gegliederte artenreiche Mähwiesen und gehören zu den sensiblen Kernzonen des Gebietes.
Viele Ausflügler sind nicht mit den Ge- und Verboten in Naturschutzgebieten vertraut. Da es keine eindeutige Wegemarkierung gibt, laufen sehr viele Spaziergänger und besonders Hundehalter über die Mähwiesen und halten sich nicht an die Wege. Trampelpfade haben sich ausgebildet. Im Rahmen des Projektes ist vorgesehen, die Wiesen durch eine bessere Lenkung der Besucher zu schützen und die Akzeptanz für den sensiblen Naturraum zu verbessern.

5. Auenerlebnis Altrhein: Naturinterpretationspfad
Zur Vermittlung der ökologischen Bedeutung der vielfältigen Landschaft entlang des Altrheines wird ein so genannter Naturinterpretationspfad entwickelt. Dazu werden Schilder aufgestellt und interaktive Stationen zur Auen-Vermittlung angeboten. Angedacht sind rund zehn Stationen. Außerdem soll das weitere Umfeld (Wege entlang des Garather Mühlenbaches, Weg entlang der Geländekante nach Urdenbach) einbezogen werden. Bei der Planung wird berücksichtigt, dass die Folgekosten möglichst gering sind.

6. Auen-Wanderroute Urdenbacher Kämpe
Vor Jahren hat die Biologische Station landschaftsbezogene Thementafeln und eine Wander-Übersichtskarte entwickelt und die Inhalte in einer Broschüre veröffentlicht. Das Wanderwegenetz wird nun im Sinne der Besucherlenkung überarbeitet. Übersichtswanderkarten sollen die Orientierung erleichtern. Außerdem sollen neue Medien zur Informationsentwicklung einbezogen werden.

7. Tonteich mit Steg
Auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museums und der Biologischen Station sollen Besucher sich über Haus Bürgel und die Auenlandschaft informieren können. Der Eingang soll durch eine Informationsstele und einladende Sitze neu gestaltet werden. Ein gepflasterter Weg dient der Besucherlenkung und führt durch den Innenhof in den Garten. Die alten Obstsorten auf der nahen Obstwiese sollen mit Sortentafeln beschrieben werden. Ein öffentlich zugänglicher Ruheplatz bietet Rastmöglichkeiten. Der verlandete Teich soll zudem reaktiviert werden und als amphibischer Lebensraum für die Naturschutzbildung genutzt werden.

8. Auenerlebnis-Begleiter
Der Rhein mit seinen Auen zieht viele Besucher an. Die Nachfrage nach naturkundlichen Führungen ist in den letzten Jahren angestiegen und kann von der Biologischen Station nicht vollständig bedient werden. Es besteht ein Bedarf an gut ausgebildeten Natur- und Landschaftsführern. Diese „Auenerlebnis-Begleiter“ sollen zukünftig die Auenlandschaften mit ihrer ökologischen Vielfalt, Landschaftsgeschichte und den dort lebenden Tier- und Pflanzenarten lebendig und anschaulich vermitteln. Sie sind zugleich Botschafter und Multiplikatoren für ein naturverträgliches Freizeitverhalten in der Region und erweitern das Angebot für den sanften Tourismus. Regionale Betriebe und Produzenten (Landwirtschaft, Gastronomie und Übernachtungsbetriebe) sollen in die Tourenangebote mit eingebunden werden. Die Auenerlebnis-Begleiter können die große Nachfrage nach Führungen durch die Natur abdecken und auch das Angebot der Stadtführungen um naturbezogene Themen bereichern.

9. Verbesserung der Verkehrssituation am Ausleger
An sonnigen Wochenenden von April bis September kommt es häufig zu einem Rückstau an der Straße Am Ausleger. Gleichzeitig führt die Straße durch wertvolle Obstwiesen mit besonderem landschaftlichem Reiz. Durch den Autorückstau geht von dieser Atmosphäre viel verloren. Im Rahmen eines Verkehrskonzeptes sollen Lösungen zur Verbesserung der Verkehrssituation entwickelt, erprobt und umgesetzt werden.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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