Flaute bei der Bürgerbeteiligung zum Windkraftprojekt entlang der Autobahntrasse

Schon vor Beginn der Bürgerbeteiligung erläuterte Stadtplaner Robert Ulrich (rechts) den aktuellen Stand der Dinge.
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Mit Blick auf die geplante Ausweisung einer Windkraft-Konzentrationszone entlang der A 59 hatte die Stadtverwaltung an diesem Montag zu einer „Frühzeitigen Bürgerbeteiligung“ in den Monheimer Ratssaal eingeladen. Dabei ging es neben Wind und Emotionen vor allen Dingen auch um sehr viel Zahlenmaterial.

Die wichtigste Zahl des Abends setzten bei dieser Anhörung allerdings die Bürger selbst. Nicht einmal 50 Zuhörer hatten den Weg ins Rathaus gefunden, um dort ihre Zusprüche und Einwände protokollieren zu lassen. Man darf also davon ausgehen, dass es den mit Abstand meisten Monheimern offenbar ziemlich egal ist, ob und wie viele Windräder künftig zwischen der Autobahn und dem Knipprather Wald in welchen Abständen auch immer stehen werden. Zieht man von den nicht einmal 50 Gästen noch die engagierten Monheimer Rats- und Ausschussmitglieder der einzelnen Parteien sowie eine fünfköpfige Langenfelder Bürger-Delegation ab, die sich aus Berghausen auf den Weg in Richtung Innenstadt gemacht hatte, bleibt tatsächlich nur noch ein kleines Häufchen Interessierter.

Das Wichtigste dennoch. Bürgermeister Daniel Zimmermann nutzte auch das kleine Forum nochmal, um zumindest für die Idee eines eigenen Windkraft-Projekts in Monheim zu werben. Und er machte auch keinen Hehl daraus, dass ihm dies in Händen der Stadttochter MEGA mit Abstand am sympathischsten wäre. Natürlich ging es am Montagabend auch viel um Ideologie, um Fragen nach dem großen Ganzen, um die Energiewende und ihre Kosten für die Allgemeinheit. Monheims Stadtoberhaupt bekannte allerdings, anders als das Gros seiner Bürger, an diesem Abend zumindest eindeutig Farbe: „Mir ist es lieber, wenn ich auf einer meiner Fahrradtouren mal ein paar Windräder sehe, als immer das Gefühl zu haben, dass wir hier von Atom- und Braunkohlekraftwerken in unserer Nähe abhängig sind. Ich finde, es wäre ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass wir Windkraft, die wir hier bei uns erzeugen, tatsächlich auch physikalisch direkt vor Ort verbrauchen. Die EEG-Umlage zahlen wir ohnehin alle. Warum sollen wir dieses Geld also nicht auch bei uns vor Ort in saubere Energie investieren, statt es nur in andere Kommunen weiterzuleiten?“

Um mal ein paar relativ konkrete Zahlen zu nennen: Die MEGA geht davon aus, mit fünf Windkraftanlagen im Jahr durchschnittlich etwa 30 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren zu können. Bei einer bisherigen Gesamteinspeisung der Stadttochter in das Monheimer Netz von rund 140 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, wären das immerhin weit über 23 Prozent des Monheimer Gesamtverbrauchs. Zimmermann: „Mit unseren Bürgersolaranlagen und der Blockheizkraft-Energie kommen wir heute nicht einmal auf 15 Prozent. Wir müssen also jedes Jahr sehr viel Energie teuer am Markt zukaufen.“

So viel zu den guten Seiten. Doch Windräder werfen im wahrsten Sinne des Wortes nunmal auch Schatten. Und diese Schatten werden immer größer, weil auch die Anlagen immer höher werden. Auch in Monheim weht der Wind eben erst in sehr luftiger Höhe so richtig effizient. Die jetzt von der Stadt und den durch sie beauftragten Gutachtern ins Auge gefassten Windtürme haben eine Höhe von 140 Metern – bis zur Nabe. Daran würden sich dann Räder mit einem Durchmesser von 120 Metern drehen. Davon die Hälfte macht immerhin 60 Meter. Plus die 140 sind stolze 200 Meter Gesamthöhe. „Deutlich höher als der Kölner Dom“, so ein von Bürgerseite oft gehörtes Argument an diesem Abend. Und es stimmt. Der kommt gerade einmal auf 157 Meter. Mit Josef Lambertz und Fred Schambiel waren hier gleich zwei Bürger bereit, die Wette mit dem Bürgermeister aufzunehmen, „dass man diese Windräder auch von der Monheimer Innenstadt aus noch sehen wird.“
Neben dem Schattenwurf ging es am Montag auch um Fragen zur Geräuschentwicklung und um die weitestgehend noch unerforschten Auswirkungen des sogenannten Infraschalls, also von Schallwellen in einem Frequenzbereich, der vom Ohr gar nicht mehr als Geräusch, wohl aber möglicherweise eben doch als „störend“ wahrgenommen wird.

Und es ging natürlich auch um Naturschutz. Nicht nur Holger Pieren, von der Biologischen Station auf Haus Bürgel, brachte hier die Flugwege von Vögeln ins Spiel, die zwischen den Monheimer und Langenfelder Baggerlöchern wechseln. Johannes Sühs, Eigentümer der Berghausener Wasserski-Anlage: „Sie planen da gemeinsam mit Langenfeld eine über 200 Meter hohe Wand aus sieben Windrädern. Das wird eine Schredderanlage für Zugvögel. Welcher Vogel soll denn da noch drüber fliegen?“ Und nicht nur der Langenfelder Betreiber des auch bei vielen Monheimern so beliebten kleinen Naherholungsparadieses mahnte den Eingriff in die Natur an. Josef Lambert vom Verein „Landschaftsschutz in Monheim“ mit Blick in Richtung Bürgermeister: „Sie geben da eine immerhin 2,5 Quadratkilometer große Zone auf, ein kleines aber sehr wichtiges Landschaftsschutzgebiet und ein Gebiet, in dem sich die Menschen gerne im Wald oder an der Wasserskianlage erholen – und zwar nicht nur die Monheimer. Ich höre immer als Argument, Windräder seien da nicht so schlimm, weil dort ja schon die Autobahn und die Hochspannungsmasten sind. Man könnte aber auch genauso gut sagen: Es ist einfach schon genug an dieser Stelle!“

Genug an dieser Stelle auch vom Montagabend. Die Unterlagen der Gutachter zur Windkraftkonzentrationszone sind ab sofort auch über die städtische Homepage www.monheim.de abrufbar.

Auch Bürgermeister Daniel Zimmermann machte zum Start in diese Woche deutlich, dass vor dem Stadtrat hier noch sehr viel Arbeit liegt. Das Abwägen und Prüfen soll jedoch rasch voranschreiten. Noch im Sommer soll die amtliche Offenlage der Pläne folgen. Und der Monheimer Bürgermeister machte noch einmal deutlich, dass er zur Fläche an der A 59 keine echte Alternative im Stadtgebiet sieht. „In der Baumberger Aue und im Rheinbogen wollen wir solche Anlagen nicht.“ Bleibt die Frage, inwieweit die Stadt tatsächlich gezwungen ist, überhaupt eine Windkraftkonzentrationszone auszuweisen. Der Bund macht hier offenbar mächtig Druck. Und die Stadt will Herr der Lage und des Standorts bleiben. Zimmermann: „Mit der Ausweisung dieser Zone wollen wir vor allen Dingen andere Gebiete ausschließen und klar sagen: Wenn, dann nur hier.“ Die konkreten Pläne mit der MEGA und die bereits offen geäußerte Form der finanziellen Beteiligung aller interessierten Monheimer, ähnlich wie schon bei den Bürgersolaranlagen, spricht jedoch dafür, dass es zumindest nach Wunsch des Bürgermeisters nicht allzu lange bei der bloßen Ausweisung der Flächen bleiben dürfte. Zur Tat schreiten muss nun allerdings erst einmal die Politik.

Fotos: Michael de Clerque

Schon vor Beginn der Bürgerbeteiligung erläuterte Stadtplaner Robert Ulrich (rechts) den aktuellen Stand der Dinge.
FDP-Planungsexperte Ulrich Anhut positionierte sich mit seiner Partei bislang als einzige Vertreter der Bürgerschaft klar gegen die geplante Ausweisung einer Windkraftkonzentrationszone in Monheim.  Die Botschaft: „Wir lehnen alle Standorte ab.“ Vor dem Rathauseingang verteilte er am Montag Flugblätter. Die Zahl der Abnehmer hielt sich jedoch auch hier in Grenzen.
Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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