KKV: "Jeder hat das Recht auf Unerreichbarkeit!"

„Mensch bleib im Gleichgewicht – Mut zur Balance zwischen Arbeit und Freizeit“

Monheim am Rhein. „Weil die Arbeit nie aufhört, muss der Mensch immer wieder mit der Arbeit aufhören – zumindest im Urlaub und am Sonntag. Deshalb fordern wir seit längerem eine "Kultur der Unerreichbarkeit" als Teil einer neuen Arbeitsphilosophie.“ Mit diesen Worten appelliert Bernd-M. Wehner, Monheimer Bundesvorsitzender des KKV, Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung, zu Beginn der Ferienzeit erneut an Arbeitgeber und Vorgesetzte, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem im Urlaub wirklich abschalten zu lassen. Allein das fast jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland nach Feierabend in seine dienstlichen Mails schaue, wie eine Befragung der Meinungsforscher von YouGov ergab, zeige, wie stark der Beruf in das Privatleben eingreife. Hinzu komme, dass fast 20 Prozent mindestens einmal pro Woche nach Feierabend dienstlich angerufen würden. Kein Wunder das etwa jeder Dritte die ständige Erreichbarkeit als „eher“ oder „sehr belastend“ empfinde. „Keiner ist aber so wichtig, dass er jederzeit für seinen Arbeitgeber erreichbar sein muss“, unterstreicht Wehner und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Na ja, fast keiner!“

Moderne Medien machten jeden fast überall erreichbar – auch beruflich. Das verhindere das dringend nötige Abschalten und fördere burn-out der Mitarbeiter. „Jeder hat aber ein Recht auf Unerreichbarkeit – und das muss man auch akzeptieren.“ Nur so könnten die Mitarbeiter im Urlaub Zeit für sich und die Familie finden – und nach wenigen Wochen wieder richtig durchstarten. „Das ist ein Gebot der Menschlichkeit und letztlich auch im Sinne der Arbeitgeber: Denn nur erholte Mitarbeiter sind auf Dauer leistungsfähig“, so der KKV-Bundesvorsitzende.

Jeder kennt den Loriot-Sketch „Szenen einer Ehe“, bei denen der Ehemann einfach nur sitzen will, während seine Ehefrau, „die den ganzen Tag hin und her rennt“, ihn dazu auffordert, etwas zu tun. Genau hier werde deutlich, so Wehner, „der Mensch braucht Phasen, in denen er ausspannen, seine Seele baumeln lassen kann – völlig zweckfrei und scheinbar nutzlos.“ Und genau deshalb plädiere der KKV immer wieder für mehr Mut zur Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Er wirbt damit für eine neue Arbeitsphilosophie, die den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellt.

„In der Hektik der Zeit und in der Entfremdung von der Natur haben viele Menschen verlernt Stille ‚auszuhalten’, geschweige denn sie zu genießen. In jeder kleinsten Wartepause werden sie zappelig, nervös, setzen sich Kopfhörer auf, lassen sich berieseln oder telefonieren miteinander“, so die Psychotherapeutin Dr. habil. Elisabeth Lukas. Dabei kommt das Bedürfnis nach Ruhe nicht von ungefähr. Im Übrigen bestätige eine aktuelle Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga): Ständig für den Beruf auf Abruf zu stehen, hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit. So gaben ein Fünftel der Befragten an, dadurch in ihren Schlaf- und Erholungszeiten beeinträchtigt zu sein.

"Wir wünschen deshalb jedem den Mut, in seinem Urlaub wirklich offline zu gehen - und dazu einen Vorgesetzten, der das versteht", so Wehner. „Es gibt schließlich noch ein Leben jenseits der Arbeit!“ Im KKV diskutiert man das Thema auch im Rahmen der bundesweiten Kampagne www.neuearbeitskultur.de. Mit einem eigenen Plakatmotiv wirbt der Verband bereits seit längerem via facebook für die "Kultur der Unerreichbarkeit".

Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit rund 80 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923-0.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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