„Verliert der Sonntag – verlieren alle!“

Aktionskreis „Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage“ lud zum Podiumsgespräch ein

„Verliert der Sonntag – verlieren alle.“ Mit dieser Aussage brachte Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp die Notwendigkeit der Sonntagsruhe auf den Punkt. Der Monheimer und Langenfelder Aktionskreis „Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage“ hatte unter dem Motto „Entwicklung der Sonntagsarbeit: Sonntagsruhe – nur noch ein frommer Wunsch oder ein Relikt der Vergangenheit?“ zu einem Podiumsgespräch in den Rathaussaal der Stadt Monheim am Rhein eingeladen. „Wir sehen mit Sorge, dass immer mehr Menschen an Sonntagen arbeiten müssen“, erklärte der Sprecher des Aktionskreises, Franz Köchling, bei der Begrüßung, deshalb plädiere man immer wieder dafür, dass der Sonntag so weit wie möglich arbeitsfrei bleibe.In einem kurzen Grußwort hieß Bürgermeister Daniel Zimmermann die Teilnehmer in der „guten Stube“ Monheims willkommen.

Moderiert wurde die Runde von Dr. Werner Eichhorst, Direktor Arbeitsmarktpolitik Europa beim Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit. Auch er betonte in seiner Einführung, dass die grundgesetzlich geschützte Sonntagsruhe nicht mehr selbstverständlich sei, sondern durch Flexibilisierung und Säkularisierung immer weiter ausgehöhlt würde. „Der Sonntagsschutz ist löchrig geworden. Wir bewegen uns auf die Sieben-Tage-Woche zu, bei der rund um die Uhr gearbeitet werde“, so sein Fazit. So würde jeder siebte Arbeitnehmer regelmäßig und jeder vierte gelegentlich an Sonntagen arbeiten müssen.

Weihbischof Schwaderlapp unterstrich in seinem Beitrag, dass Arbeit ein Segen sei und dem Schöpfungsauftrag entspreche. Allerdings müsse man dabei immer beachten, dass die Arbeit für den Menschen und nicht der Mensch für die Arbeit da sei. „Schon in den zehn Geboten heiße es unmissverständlich, dass man den Sabbat – unseren heutigen Sonntag – heiligen solle. Insofern diene der Sonntag nicht nur der Gottesverehrung, sondern sei auch ein hohes Kulturgut, das letztlich auch für die menschliche Gemeinschaft von großer Bedeutung sei. Als Leitmaxime für den Sonntag müsse daher gelten, er ist grundsätzlich arbeitsfrei bis zum Beweis des Gegenteils.

Für Hans-Dieter Clauser, dem Vorsitzenden der Mittelstandsvereinigung der CDU im Kreis Mettmann, ist die Sonntagsruhe schon allein aus familiärer Sicht sehr wichtig. Allerdings dürfe man auch nicht vergessen, dass die Änderungen in den Lebensgewohnheiten der Menschen dazu beitrügen, dass auch die Sonntagsarbeit immer mehr ausgeweitet würde. Als Beispiele führte er den Flughafenbetrieb oder die Medienbranche an. Im Übrigen hätten auch seine eigenen Mitarbeiter im Bedarfsfall gerne am Wochenende wegen der entsprechenden Zuschläge gearbeitet. Außerdem sei es jedem Arbeitnehmer unbenommen, mit seinem Arbeitgeber arbeitsvertraglich zu vereinbaren, dass er an Sonntagen nicht arbeiten wolle.

„Unsere Gesellschaft braucht eine gemeinsame freie Zeit, um sich treffen oder gemeinsam feiern zu können.“ Mit dieser Feststellung warb auch Folkert Küppers-Koll, von der Gewerkschaft Ver.di, für den arbeitsfreien Sonntag. Schließlich sei die Aussage im Grundgesetz dazu ja eindeutig. Gleichzeitig bedauerte er, dass der bis in die 90er Jahre bestehende Konsens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Einzelhandel, an den Sonntagen keine Geschäfte zu öffnen, nicht mehr bestehe. Hier seien es vor allem die großen Konzerne, die ihren Einfluss geltend machten. Im Übrigen trügen auch die 120 Prozent-Zuschläge für die Sonntagsarbeit dazu bei, dass für viele Arbeitnehmer die Tätigkeit an Sonntagen finanziell attraktiv sei.

In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden noch viele Einzelfragen angeschnitten und vertieft. So wurde insbesondere beklagt, dass der Druck auf die Arbeitnehmer – auch durch die Ausweitung der Arbeit auf den Sonntag – immer größer werde und demzufolge auch psychische Erkrankungen zunähmen. Gleichzeitig wurde aber auch angemahnt, das jeder durch sein eigenes Verhalten dazu beitragen könne, dass Sonntagsarbeit sich nicht ausweite oder besser noch weniger würde. „Wenn niemand am Sonntag einkaufen ginge, würden auch keine Geschäfte geöffnet.“ So eine Stimme aus dem Kreis der Teilnehmer. Darüber hinaus sollten aber auch die Kirchen im Einzelfall konsequenter sein und sich beispielsweise nicht noch an verkaufsoffenen Sonntagen mit eigenen Aktivitäten einbringen.

Der Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" weist bereits seit über zwölf Jahren immer wieder auf die Bedeutung des Sonntags für die Menschen hin. Er beobachtet mit Sorge, für wie viele Menschen offenbar aus Gleichgültigkeit inzwischen alles gleich gültig ist". Kurzsichtiges Konsumdenken sollte dieses Kulturgut, das in Artikel 140 des Grundgesetzes sowie in Art. 25 der Verfassung des Landes NRW besonders geschützt ist, nicht zerstören.

Im Aktionskreis "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage" arbeiten die evangelische Kirche in Monheim, die katholischen Kirchengemeinden und Verbände KAB, kfd und KKV im Dekanat Langenfeld/Monheim mit, um den Sinn des Sonntags stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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