KKV: Elmar Borgmann, Geschäftsführer des SKFM, sprach über das Thema: „Hat Monheim eine soziale Schieflage?“

Elmar Borgmann nimmt das Gastgeschenk vom Vorsitzenden des KKV, Herbert Süß, in Empfang (von links).
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„Es ist nicht eine Stadt wie Monheim, die eine soziale Schieflage, besser eine Ungleichheit, insbesondere von Familien und Alleinerziehenden, verursacht“, so der Geschäftsführer des SKFM Monheim e.V., Elmar Borgmann. Vermögen und Einkommen der bundesdeutschen Bevölkerung würden weit auseinander klaffen. Mittlerweile bestünde die Mittelschicht nur noch aus 54 % der Deutschen (2006: 62 %). Die Arbeitslosigkeit würde auch immer als ein Indikator für ein soziales Gleichgewicht, aber auch für den sozialen Frieden gesehen. Die Arbeitslosigkeit nähme mit dem Beginn der Konjunkturbelebung in den letzten drei Jahren erfreulich ab. Dieser Rückgang wirke sich auch positiv in Monheim am Rhein aus. Wenngleich Anfang 2012 die Anzahl der Erwerbslosen zugenommen habe, sei doch zu erwarten, dass sich der leichte Negativtrend kurzfristig nicht weiter fortsetze. Das Nettoäquivalenzeinkommen läge bundesweit bei 1.564,00 Euro pro Monat, die Armutsgefährdungsgrenze bei 60 % des mittleren durchschnittlichen Einkommens, derzeit etwa 856,00 Euro pro Monat.

Armut läge immer dann vor, so Borgmann weiter, wenn eine Person ein sozio-kulturelles Existenzminimum nicht erreiche oder anders ausgedrückt, wenn sie keine angemessene Teilhabe an der Gesellschaft habe und somit ausgegrenzt sei. „Laut Sozialbericht der EU-Kommission wächst jedes fünfte Kind in der EU in Armut auf. Oft betroffen sind Kinder alleinerziehender Mütter und Väter. Von den 2006 in Deutschland lebenden 8,8 Millionen Familien machten Alleinerziehende laut Statistischem Bundesamt einen Anteil von 18,5 Prozent aus. Viele der Einelternfamilien beziehen Hartz-IV-Leistungen. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, dass für Alleinerziehende der Weg aus dem ALG-II-Bezug in den Arbeitsmarkt länger dauert und in erster Linie vom Alter der zu betreuenden Kinder abhängig ist: Je jünger die Kinder sind, desto mehr wird die Erwerbstätigkeit eingeschränkt“, erläutert der SKFM-Gewchäftssführer.

Viele Arbeitsmarktprogramme mit hohem Nutzen würden zu häufig aus marktwirtschaftlichen Gründen abgebaut bzw. wieder verhindert. „Hier benötigen wir Bildungs- und Qualifizierungsprogramme, die mit einer Bildungsplanung, die über die bisher sehr kurz angelegten Modelle hinaus geht“, so der Fachmann. Neben den politischen Bemühungen, eine Abmilderung der sozialen Ungleichheit zu erreichen, könnten viele Bürgerinnen und Bürger etwas für unsere Gesellschaft tun. Für die meisten Ehrenamtlichen sei dabei der Start ein Sprung ins kalte Wasser. Das am meisten bei Umfragen genannte Motiv sei das Bedürfnis an der gesellschaftlichen Mitgestaltung und Veränderung.

„Für uns, den SKFM, ist dieses Motiv besonders wichtig. Wir bestehen seit über 100 Jahren, gegründet aus dem Ehrenamt, das aus dem kirchlichen Umfeld heraus eine Verpflichtung zur Übernahme von Verantwortung für den Nächsten wahrnahm und wahrnimmt“, so Elmar Borgmann. Da die Ungleichheiten zunähmen und insbesondere die Menschen, die in gefestigten sozialen Systemen aufwüchsen und ihre Alterssicherung erreichten, nun die Ungleichheiten und die Armutsprobleme erkennen würden, wüchse beständig das bürgerschaftliche Engagement. Dieses Engagement sei viel mehr als ein Hobby, sondern als ein sinnvoller Beitrag zum sozialen Frieden in unserem Land zu sehen. Menschen, die im Ruhestand oder aufgrund solider finanzieller Absicherung ein Ehrenamt aufnähmen, um bspw. eine Tafel, ein Schulprojekt oder eine Patenschaft zu übernehmen, trügen Verantwortung und beteiligten sich fundamental an der Milderung der gesellschaftlichen Probleme. Sei es nicht ein Gebot unseres christlichen Menschenbildes, unserer Soziallehre, dass wir da anpacken würden, wo es den Anderen nicht gut gehe?

„Monheim hat keine soziale Schieflage, eine Schieflage entsteht durch die gesamtgesellschaftlich wachsende soziale Ungleichheit. Damit diese nicht weiter wächst, sind politische Anstrengungen notwendig, aber auch jeder kleine Beitrag ist gefragt“, so das Fazit des Geschäftsführers des SKFM. Die sich anschließenden Fragen wurden vom Referenten ausführlich beantwortet. Der Vorsitzende, Herbert Süß, dankte Herrn Borgmann für seine praxisnahen Erläuterungen zu diesem komplexen Thema.

Weitere Infos über den KKV unter: www.kkv-monheim.de bzw. www.kkv-bund.de.

Elmar Borgmann nimmt das Gastgeschenk vom Vorsitzenden des KKV, Herbert Süß, in Empfang (von links).
Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer
Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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