Furiose Ruhrbühne 2017

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Historische Band in altem Schloss: Für großartige Stimmung sorgte die legendäre Band „Sweet“ am Samstag, 12. August, auf Schloß Broich als Top-Act, unterstützt von der Band „The Equals“, die als Vorgruppe kräftig einheizte. Am Freitag, 11. August, hatten bereits die Heimathelden – vier lokale Bands – die Ruhrbühne erobert. Insgesamt rund 2.100 Besucher genossen an diesem Wochenende gleich mehrere musikalische Highlights auf Schloß Broich.

Mit teilweise 50 Jahren Bühnenerfahrung legten The Equals los, mit „I won’t be There“, der Single, die damals für die blutjungen Musiker auch den Durchbruch in Deutschland bedeutete. Von Altersmüdigkeit war an diesem Abend keine Spur: Sänger Derv Gordon, zusammen mit Pat Lloyd (Bass) ein Teil der Originalbesetzung der 60s, verbreiteten mit Gitarrist David „Dzal“ Martin und Ronnie Telemaque an den Drums beste Stimmung, mit einem bunten Kessel zwischen Rock ’n‘ Roll („Viva Bobby Joe“), funkigen Klängen wie „Black Skin Blue Eyed Boys“ und eine Hommage an Derv Gordons Heimat Jamaika – auch Reggae („No Woman no Cry“). Während der größte Hit der Band und Höhepunkt ihres Auftritts auf der Ruhrbühne, „Baby Come Back“, als Pop-Hit immer noch in aller Ohren ist, bewiesen The Equals immer wieder, dass auch härtere Gitarrenriffs zu ihrem Spektrum gehören.

Um 21 Uhr starteten schließlich Sweet, die populärsten Glam-Rocker der Siebzigerjahre: „Action“, der Hit, der es im Jahr 1975 an die Spitze der deutschen Charts geschafft hatte, zeigte eindrucksvoll, wie die Band auch heute noch das – natürlich durch The Equals bestens angeheizte – Publikum mitreißen und sofort zum Mittanzen animieren kann. Da schienen auch einige Regentropfen, die wenige Minuten vom Himmel fielen, förmlich zu verdampfen. Sweet sind ja „nicht aus Zucker“ – im Gegenteil, die vier Herren zeigten eine Spielfreude an Gitarren, Bass, Drums und Keyboard, als wäre die Ära der androgynen Rock-Superstars aus den 70s nahtlos in den Hof von Schloß Broich transportiert worden. Andy Scott, Gründungsmitglied und seit 1970 der harte Kern von Sweet, traf mit seinen drei Bandkollegen Pete Lincoln, Tony O’Hora und Bruce Bisland den Sound von damals punktgenau. Dabei ließen sie auch Raum für überraschende Coverversionen: In Broich kamen sie zurück in den „New York Groove“ der Glam-Rock-Kollegen Hello, gemixt mit einer Prise Alicia Keys – deren Stimme Sweet-typisch simuliert wurde. Überhaupt schafft es Pete Lincoln, seit 2006 Teil der Band, die hohen Parts des früheren Lead-Sängers Brian Connolly souverän zu meistern, während Scott immer noch den exzentrischen Glam-Rock-Gesang beherrscht.

Auch eine Stufe leiser sorgten sie immer noch für Mitsing-Flair, mit einem Akustik-Gitarren-Medley ihrer Debüt-Album-Hits „Co-Co“, „Funny Funny“ und „Poppa Joe“.
Aufgedreht wurde schließlich wieder bei „Teenage Rampage“, „Wig-Wam Bam“ und „Little Willy“: Tanzbare Rocksongs, die einst mehrere Wochen die höchste Chartplatzierung in Deutschland halten konnten. Nach einer Atempause des 1978er-Songs „Love is like Oxygen“, legten Sweet dynamisch den Endspurt ihrer auch heute noch bekanntesten und häufig gespielten Hits hin: „Fox on the Run“, „Blockbuster!“ und „The Ballroom Blitz“! Zufrieden hinterließen am Samstag beide Bands ihre Fans: „Ich bin nassgeschwitzt vom Tanzen – die Musik von Sweet und den Equals war einfach die Musik meiner Kindheit – und sie haben immer noch Power!“ fasste Konzertbesucher Ralf Fischer den Abend erschöpft aber glücklich zusammen.

Heimathelden

Bereits einen Abend zuvor war der Schlosshof in Gitarrenklänge, Schlagzeugbeats und buntes Licht gehüllt: Die Heimathelden standen auf der Bühne! Den Auftakt machten die drei Musiker von Atlas mit aussagekräftigen psychedelisch angehauchten Instrumentalklängen aus dem Jazz und Rockgenre. Dem leider recht ungemütlichen Wetter setzte sich auch die Band The Muted Kingdom erfolgreich entgegen: Mit wohlklingend sonorer Stimme wurden selbstgeschriebene Songs der Alternative-Rockband zum Besten gegeben.

„Hier stimmt das ganze Drumherum: die gute Technik, die große Bühne, die Leute kümmern sich toll um einen. Und wir merken als Band bei so einem Auftritt, dass wir von Konzert zu Konzert wachsen“, betonte Louis Wippich, Gitarrist von The Muted King-dom, der jüngsten Band an diesem Abend.

Mit Schwung und den Melodien bekannter Lieder, die zum Mitsingen einluden, überzeugte Plasticin Porter – sie brachten mit ihren Covern eingängiger Klassiker das mit Regenponchos ausgestattete Publikum zum Tanzen und Singen. Zum krönenden Abschluss des Ruhrbühnen-Freitags betraten Czes & Smut die Bühne: Ruhrgebiets-Rap vom Feinsten erreichte die Ohren und Beine der Gäste.
„Rap hatten wir in den letzten Jahren nicht auf der Ruhrbühne. Und es ist toll zu sehen, dass das Publikum sich auf Neues einlässt“, freute sich Peter-Michael Schüttler von Regler Produktion, die traditionell gemeinsam mit der MST GmbH für die Auswahl der Heimathelden verantwortlich ist. „Wir haben auch dieses Jahr wieder gemerkt, dass es hier in Mülheim überhaupt kein Problem ist, hochwertige Musiker zu finden.“

Fotos: Joshua Belack

Autor:

Joshua Belack aus Mülheim an der Ruhr

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