Karneval, ist eine „ernste Angelegenheit!“…

…das sehen zumindest viele aktive Karnevalisten so. Denn hinter allem, was nach Spaß und Party aussieht, steckt ein ganzes Jahr harte Arbeit, Engagement und Herzblut. Die Devise lautet: „Nach Karneval ist vor Karneval!“

Das fängt bei regelmäßigen Proben der Tanzgarden, Mariechen und Musikzügen an, geht über Programmplanung inkl. Künstlereinkauf für die Veranstaltungen, Organisation von Sommerfesten und hört irgendwann bei der sehr mühsamen Suche nach Sponsoren auf. Ohne die, geht nämlich gar nichts.

Karneval ist Brauchtum, und das will gepflegt werden.

Ich möchte hier mal mit dem kursierenden Vorurteil „Karnevalisten saufen doch nur“, aufräumen. Natürlich trinkt auch der aktive Karnevalist das ein oder andere Bierchen. Die oberste Regel dafür aber lautet: „Erst nach dem Auftritt, wenn die Uniform ausgezogen und die Minderjährigen der Gruppe zurück in die Obhut der Eltern gegeben sind“ sagt zum Beispiel Kerstin Schatke, 1. Vorsitzende der Fanfarencorps Mölmsche Houltköpp 1955 e.V. Sie ist aktive Karnevalistin seit 1984.

Nicht auszudenken, wie die Musik klingen würde, wenn überspitzt gesagt, ein komplett betrunkener Musikzug in einen Saal einmarschiert. Oder was passieren könnte, wenn ein Tanzmariechen von einer Hebefigur fällt, weil ihr Tanzpartner ein paar über den Durst getrunken hat. Ebenso wenig könnte ein Programm geleitet oder ein Bühnenbild aufgebaut werden.

Beim Thema Karneval scheiden sich ja häufig die Geister. Die Einen lieben es und können nicht ohne, die Anderen können damit gar nichts anfangen.

Interessant ist, dass die, die damit so gar nichts anfangen können, am Rosenmontagszug häufig diejenigen sind, die am lautesten „HELAU!“ rufen, um die (so glauben nämlich viele) kostenlosen Süßigkeiten und Teddybären abzustauben. Nachher sich sogar noch beschweren, dass jedes Jahr weniger geworfen und der Zug immer kürzer wird.

Auch darauf habe ich eine Antwort. Denn die meisten Nichtkarnevalisten wissen bzw. ahnen ja nicht, dass die Leute auf dem bunten Karnevalswagen, zum größten Teil das Wurfmaterial aus eigener Tasche finanzieren! Denn leider kommt heutzutage nur noch der geringste Teil von Sponsoren.

Seien wir mal ehrlich, wer wirft denn schon gerne freiwillig sein eigenes Geld unter die Leute?

„Bei uns kann es zwischen 100 € und 150 € kosten, wenn man Wurfmaterial für den Rosenmontagswagen kaufen möchte, um selbst werfen zu können. Besonders gemein ist auch, wenn die Bonbons dann auch noch mutwillig zurückgeworfen werden. Ganz zu schweigen von den Verletzungen, die dabei entstehen können. Man fühlt sich dann schon gedemütigt, wenn man sich Mühe gibt, sein Geld investiert und bei Wind und Wetter Musik spielt um gute Laune zu verbreiten.“ so Kerstin Schatke weiter.

Das Brauchtum Karneval hat es nicht leicht.

Um das Ganze mal abzuschließen… Jeder der unterstützen möchte, ist herzlich Willkommen. Egal ob er sich finanziell engagiert oder einfach mit anpackt.

Auch Tänzerinnen und Tänzer sowie Musiker, werden immer gebraucht. Man kann in jedem Alter damit anfangen…es ist nie zu früh oder zu spät! Jeder Verein freut sich über Zuwachs. Ganz gleich, welcher Art.

Besonders die Jugendarbeit ist wichtig. Denn ohne die Jugend, stirbt das Brauchtum aus.

Das betont auch Stephanie Wolter, Gardeleitung des MCC Rot – Weiß 1959 e.V. und ehemalige, stellvertretende Jugendleiterin des Mülheimer Hauptausschusses. Sie ist aktiv im Karneval seit 1986.
„Mir ist und war es immer wichtig, die Kinder von der Straße zu kriegen. Sie sinnvoll zu beschäftigen, ihnen Gemeinschaftsgefühl und Verantwortung zu vermitteln. Wir bemühen uns sehr, das Augenmerk auf die Jugend zu richten, denn sie sind die Zukunft des Vereins. Für uns bedeutet Karneval in erster Linie auch den Tanz als Sport zu sehen und nicht nur auf die Feierei aus zu sein.“

Auch ich selbst bin aktive Karnevalistin seit über 25 Jahren und habe Erfahrung als Tänzerin und als Trainerin. Der Bazillus Karneval wurde mir schon im die Wiege gelegt. Deshalb lag es mir am Herzen, mal ein paar klare Worte über die Arbeit hinter den Kulissen zu verfassen.

Und vielleicht gibt es ja schon im nächsten Jahr, einen etwas größeren Rosenmontagszug und wieder mehr Wurfmaterial. Darüber können sich ja dann auch wieder alle freuen…

In diesem Sinne,

3mal „Uss Mölm, Helau!“

Autor:

Maria Lucia Lantermann aus Mülheim an der Ruhr

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