Er und er haben sich gefunden: deutsch-türkische Männerhochzeit

Seit knapp zwei Jahren sind sie ein Paar, haben sich gesucht und gefunden. Er: 49 Jahre alt, diplomierter Geograf, angestellt bei der Stadt Oberhausen, gebürtig aus Mülheim, Deutscher. Er: 33 Jahre alt, examinierter Altenpfleger, beschäftigt in einer soziotherapeutischen Einrichtung, gebürtig aus Recklinghausen, türkischer Abstammung. Und verliebt wie am ersten Tag - trotz aller Hindernisse und Vorurteile. Am heutigen Samstag krönen Markus und Hüseyin ihre homosexuelle Liebe mit einer deutsch-türkischen Hochzeit.

Kennengelernt haben sich die Mülheimer in einem Chat, kurze Zeit später fand das erste Treffen statt. „Ich habe ihn direkt gesehen und nett gefunden“, erinnert sich Hüseyin. Markus dagegen war anfangs eher skeptisch: „Ich dachte, er wär‘ so ein Jüngelchen.“ Lange hat der diplomierte Geograf an dem Altersunterschied von 16 Jahren „zu knacksen“ gehabt, hatte Angst, alle würden ihn angucken und denken: „Was nimmt der sich so‘n Jungen?“. Mittlerweile ist ihm egal, was andere denken.

Wenn sich Hüseyin und Markus am heutigen Samstag das Ja-Wort geben, liegt ein teils beschwerlicher Weg hinter den dann Frischvermählten. Vor allem Hüseyin hat „ziemlich viel hinter sich“.

„Ich sollte zwar die deutsche Kultur kennen lernen, bin aber sehr streng und gläubig erzogen worden. Zu Hause dominierte die Türkei“, so der 33-jährige Hüseyin. Dass er homosexuell ist, geschweige denn einen Mann heiratet, wissen seine Eltern nicht. „Hätten meine Eltern mich gefragt, hätte ich offen mit ihnen gesprochen. Ich glaube zwar, meine Mutter ahnt etwas, gesagt hat sie aber nichts.“ Und die Geschwister? Stehen nicht geschlossen hinter ihrem Bruder. „Eine Schwester kommt definitiv nicht, dafür aber mein Bruder und meine drei anderen Schwestern.“ Aber gerade weil seine Situation nicht einfach ist, möchte er mit seinem frühen Outing und der Hochzeit anderen Mut machen, sich nicht weiter zu verstecken. Und anderen Eltern zeigen, dass es in Ordnung ist, wenn das eigenen Kind homosexuell ist.

Markus hat sich mit 22, 23 Jahren geoutet, der Kontakt zu seinen Eltern brach daraufhin ab. „Sie wollten immer, dass ich ein Mädel kennenlerne“, erinnert sich der 49-Jährige. Irgendwann aber hätten sie akzeptiert, dass ihr Sohn Männer liebt. „Seitdem unterstützen sie mich total.“ Und haben auch Hüseyin schon längst ins Herz geschlossen. „Markus‘ Mutter hatte vor Kurzem einen Oberschenkelhalsbruch“, erklärt Hüseyin. „Notfalls trage ich sie zur Hochzeit, sie darf bei der Trauung einfach nicht fehlen.“

Geheiratet wird auf dem Standesamt im Schloß Broich. Obwohl der Verwaltungsakt der gleiche ist wie bei einer Ehe zwischen Heterosexuellen, handelt es sich im Fall von Hüseyin und Markus „nur“ um eine eingetragene Lebenspartnerschaft. „Leider“, findet das Paar. „Mit unserer Hochzeit möchten wir ein Zeichen setzen, unsere Liebe nach außen tragen“, bekräftigen der Geograf und der Altenpfleger unisono. Viele heirateten erst nach 20 Jahren, „wir wollten nicht so lange warten“. Warum auch!? „Wir führen eine ganz normale Partnerschaft, kochen zusammen, putzen, saugen, waschen - genauso wie ein heterosexuelles Paar.“ Auch hätten die beiden die gleichen Interessen und verträten die gleichen Werte. Symbolische Zeichen ihrer Verbundenheit: goldene Ringe. „Wenn, dann auch richtig“, begründet Markus die Entscheidung.

Ihre Flitterwochen verbringt das Paar in einem Hotel in Karlsbad in Tschechien. Und der Nachwuchs? „Ist geplant“, so Hüseyin. „Wir wissen, eine Adoption ist ein langwieriger Prozess, wir möchten aber gern Kinder haben.“