Fromm und fröhlich: Das passt gut zusammen: Ein Beispiel aus Styrum

Seit Januar 2014 leitet Pfarrer Michael Manz den evangelischen Gemeindebezirk rund um die Styrumer Immanuelkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Zuvor betreute er über 20 Jahre den 2013 aufgelösten Gemeindebezirk Friedenskirche in Heißen-Heimaterde. (Foto: Emons)
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  • Seit Januar 2014 leitet Pfarrer Michael Manz den evangelischen Gemeindebezirk rund um die Styrumer Immanuelkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Zuvor betreute er über 20 Jahre den 2013 aufgelösten Gemeindebezirk Friedenskirche in Heißen-Heimaterde. (Foto: Emons)
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"Das können Sie doch nicht machen. Das ist doch eine Entweihung des Gotteshauses", hat Pfarrer Michael Manz von einigen Gemeindemitgliedern zu hören bekommen, als sie davon erfuhren, dass er zu einem Karnevalsgottedienst in die Styrumer Immanuelkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße einladen wollte. Doch der Erfolg gab ihm recht. Rund 160 Besucher kamen, zum Teil kostümiert, zu seinem Karnevalsgottesdienst "Jeder Jeck ist anders". Sie hatten nicht nur ihren Spaß, als Manz als Engel im Praktikum" auf die Kanzel stieg und neben der Orgel auch die Pauken und Trompeten des Fanfarencorps der Mölmschen Houltköpp den Gottesdienst musikalische begleitete.

Kanzel wurde zur Bütt

Als "Engel im Praktikum" konnte Erz-Engel Michael auch aus dem kirchlichen Näh-Kästchen plaudern. O-Ton Manz: "Als ob ich mit 53 noch zur „Generation Praktikum“ gehöre! Letztens war ein Gemeindeglied total erstaunt, als ich erzählte, dass ein Berufsvorbereitungsjahr nicht reicht, um Pfarrer zu werden, sondern dass man studieren müsse. Sagt der doch: „Echt jetzt? Dann haben Sie sogar Abi?“ Und zum guten Schluss seiner fünften-jahreszeit-gemäßen Büttenpredigt gestand Engel Michael ein: "Es ist nicht leicht, ein Engel zu sein. Im Leben ist so mancher eher ein Schwein. Es ist nicht leicht, ein Engel zu sein. Es gibt so viel, was einen macht klein. Und das gilt auch für die Pfaffen, macht man sich doch oft zum Affen. So dass ich zum Schluss nur kann hoffen, ihr seid mir gewogen und offen. Und es gibt kein großes Krakel."
Das gab es tatsächlich nicht. Dafür gab es nach dem Karnevalsgottesdienst, frei nach dem Karnevalsschlager: "Es ist noch Suppe da" beim gemeinsamen Mittagsmahl mit der frommen und fröhlichen Gemeinde eine zünftige Gulaschsuppe.
Doch warum tun sich so viele fromme Menschen in der Kirche so schwer mit dem fröhlichen Fest des Karnevals, der sich doch ganz bewusst als Fastnacht ins Kirchenjahr eingliedert, eben als Festzeit, die der vor-österlichen Fastenzeit vorausgeht?

Frohe Botschaft beim Wort nehmen

Manz macht dafür unter anderem eine theologische Tradition verantwortlich, die die Frohe Botschaft eher als "Droh-Botschaft" begreife und von einer starken Arbeitsethik ausgehe, der jedes Feiern und Fröhlichsein suspekt sei. "Dabei sehen wir nicht nur am biblischen Beispiel der Hochzeit von Kana, dass Jesus das Leben geliebt und gerne, gemeinsam mit anderen, gefeiert hat", unterstreicht der für rund 3500 Gemeindemitglieder verantwortliche Pfarrer.
Er selbst, der als bekennender Fußballfan auch gerne mal zum Public-Viewing in die Kirche oder ins Gemeindehaus einlädt, nimmt die Frohe Botschaft Jesu Christi beim Wort und will sie deshalb in jeder Lebenslage als froh machende, lebensbejahende und ermutigende Botschaft verkörpern und verkünden. Für ihn ist klar, dass gläubige Christen mit der Aussicht auf Ostern und die Auferstehung gut Lachen haben sollten.
"Wenn wir in der Kirche lachen, dann lachen wir nicht über, sondern mit Gott auch über uns selbst. Das hat nichts mit einem mangelnden Respekt vor Gott zu tun", hält der gerade erst zum Ehrensenator des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval gekürte Manz Kritikern eines Karnevalsgottesdienstes entgegen. Und er gibt seinen christlichen Glaubensgeschwistern, mit denen er in der nächsten Session gerne einen ökumenischen Karnevalsgottesdienst feiern würde ein Wort des christlich erzogenen, aber später atheistisch denkenden Philosophen Friedrich Nietzsche als Mahnung mit auf den Weg. Denn Nietzsche urteilte über die Christen: "Die Christen müssten bei mir erlöster aussehen. Fröhlichere Lieder müssten sie singen, damit ich an ihren Erlöser glauben könnte."

Das nächste Karnevalsfest

Fröhliche Lieder und vieles mehr, das gut unterhält und die Laune hebt, gibt es übrigens auch beim katholischen Gemeindekarneval, zu dem St. Engelbert und St. Mariae Rosenkranz am Karnevalssamstag, 6. Februar um 19 Uhr in den Styrumer Unionsaal an der Neustadtstraße 19 einladen. Für 8,88 Euro sind Jecken und die, die es noch werden wollen, mit von der närrischen Partie.Thomas Emons

Seit Januar 2014 leitet Pfarrer Michael Manz den evangelischen Gemeindebezirk rund um die Styrumer Immanuelkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Zuvor betreute er über 20 Jahre den 2013 aufgelösten Gemeindebezirk Friedenskirche in Heißen-Heimaterde. (Foto: Emons)
Ein Wahrzeichen Styrums: Der um 1890 errichtete Turm der Immanuelkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße. (Foto: Emons)
Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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