Modellprojekt "Guter Ganztag" - was bedeutet das?

Ulrich Ernst: „OGS und Ganztag sind seit Jahren Thema. Wir geben viel Geld dafür aus. Jetzt ist Qualität gefragt.“  Archiv-Foto: Walter Schernstein
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Am kommenden Montag, 30. Januar, kommt das Modellprojekt „Guter Ganztag“ in den Bildungsausschuss. Daher lag es der Stadtverwaltung am Herzen, die wichtigsten Fakten und Ergebnisse schon vorab vorzulegen. Dezernent Ulrich Ernst: „Wir haben den Wunsch, den Auftrag zu erhalten, so – wie bisher – weiterzumachen.“ Seit 1 ½ Jahren haben sich acht engagierte Schulleiter zusammen mit OGS-Kräften auf den Weg gemacht, an der Qualität des Offenen Ganztags zu arbeiten. Zur Zeit werden 2.300 Schulkinder in 92 Gruppen an Mülheimer Grundschulen betreut.

Andreas Illigen, Schulleiter der Grundschule am Schildberg: „Den Offenen Ganztag haben wir seit 14 Jahren. Die Aspekte: Betreuung, Erziehung und Bildung wachsen seitdem kontinuierlich an.“ Gemäß Illigen muss der Verzahnungsprozess morgens und nachmittags neu überarbeitet werden, damit Betreuung nach dem eigentlichen Unterricht auch wirklich „gut“ wird.

Ulrich Ernst: „OGS und Ganztag sind seit Jahren Thema. Wir geben viel Geld dafür aus. Jetzt ist Qualität gefragt.“ Das Modellprojekt hält Mülheims Beigeordneter für äußerst wichtig, weil die ganztägige Betreuung weiter zunehmen wird. Mülheim deckt heute mit bis zu 75 Prozent den Bedarf an Kita-Plätzen für unter zweijährige Kinder. Die Eltern wünschen sich durchweg eine 35-Stunden-Betreuung in den Kindertagesstätten. Das wird sich nicht ändern, wenn die Kinder dann in die Schule kommen, so Ernst. Die Eltern brauchen eine Betreuung, die über 12 oder 13 Uhr hinausgeht. „Und – die Betreuung muss gut sein, ob im Ganztag oder im offenen Ganztag.

Für Birte Kellermann, teilnehmende Schulleiterin (GS Krähenbüschken) am Modellprojekt, ist guter Ganztag dann gut, „wenn die Kinder um 16 Uhr noch bleiben möchten.“ Vergessen werden darf nicht, dass Kinder heute „Arbeitstage“ haben wie Erwachsene, so die Schulleiterin. Die Zeit der Betreuung ist eine qualitativ hochwertige Zeit, die für die Kinder gewinnbringend genutzt werden sollte. Andreas Illigen hat bei der praktischen Umsetzung zum „Guten Ganztag“ festgestellt, dass das nur im einvernehmlichen Miteinander funktionieren kann. Die OGS-Lehrkraft kommt auch in die Unterrichte, um am Nachmittag die Hausaufgaben betreuen zu können. Die Bestandsanalyse hatte ergeben, dass Erzieherinnen am Nachmittag häufig nicht den Eindruck haben, wesentlicher Teil eines multiprofessionellen Schul-Teams zu sein, sondern dass sie immer noch als „Nachmittagsbetreuung“ wahrgenommen werden.

Die Unterlage zur Vorlage am Montag sieht vor, Lernen und Spielen, Bewegung und Entspannung, Essen und Kultur in einen strukturierten Ganztag zu bringen. An allen Schulstandorten sollte eine Ganztags-Koordinatorin eingesetzt sein. Schulleitung, OGS-Träger und Koordination bilden in gemeinsamer Verantwortung des Offenen Ganztags ein Dreieck mit eindeutiger Rollen- und Aufgabenklärung. Danach wird die Verzahnung von Vormittag und Nachmittag vertraglich umgesetzt. Zusammenarbeit, Austausch und Struktur sind Grundvoraussetzungen – aber auch finanzielle Ressourcen.

Brita Russack vom Bildungsbüro: „Elternwünsche werden im Vorfeld abgefragt.“ Kinder können zwischen 15 und 16 Uhr abgeholt werden. Verlässliche Ferienangebote müssen aber noch geprüft werden. Finanzen sparen ließe sich durch den Einsatz von Honorarkräften, Praktikanten oder in der Zusammenarbeit mit Ehrenamt oder Sportvereinen. Der Personalschlüssel bleibt abhängig vom sozialen Umfeld der Grundschule. Der bisherige Schlüssel sieht zwei volle Stellen in der OGS vor, 1,5 Stellen für jede weitere Gruppe der Schule. Der 1,5 Stellenschlüssel ließe sich auf 1,2 Stellen zurückfahren, so Russack. Die finanzielle Seite des Modellprojekts „Guter Ganztag“ wird Thema in der nächsten Verhandlungsrunde sein. Im Vordergrund steht aber vor allem die Qualitätsverbesserung der OGS im Zeitalter wachsender Aufgaben - auch durch Zuwanderung.

Autor:

Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr

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