Theaterpremiere unter neuer Regie: Lenonce und Lena

Noch laufen die Proben, am 15. September feiert das Stück Premiere. | Foto: PR-Foto Köhring/KP
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Mit „Leonce und Lena“ hat Georg Büchner bereits 1836 eine Komödie geschrieben, die auch in der heutigen Zeit nichts an Aktualität verloren hat. Leonce und Lena sind beide auf der Flucht vor einer fremdbestimmten Hochzeit – bis ihre Wege sich kreuzen. Büchner entwarf Bilder von Automatenmenschen und Menschenpuppen, die den zerstreuten Menschen im digitalen Zeitalter nicht unähnlich sind.

Sven Schlötcke, künstlerischer Leiter des Theaters an der Ruhr, berichtete im Pressegespräch über das Stück: „In der digitalen Welt entfremdet sich der Mensch von seinem eigentlichen Tun.“ Will er ein Buch schreiben, stößt er am Computer sitzend erst einmal auf ungeöffnete Emails, die zu bearbeiten sind. Das zerstreut und das eigentliches Vorhaben tritt in den Hintergrund.

„Leonce und Lena“ nach Büchner spielt in keiner realistischen Welt. Das Bühnenbild ist karg, die Personen sind schlicht gekleidet, der Betrachter konzentriert sich auf die irrwitzigen Wortspiele, die das Geschehen weiter treiben. Der Österreicher Philipp Preuss konnte erstmals als Regisseur gewonnen werden. Für ihn stehen bei der Inszenierung zwei Fragen im Vordergrund: Wer treibt die Mechanik des Stückes nach vorne? Und: Was treibt die Figuren eigentlich an?.
Sven Schlötcke weiß um die Schwierigkeit: „Es wird nicht klar, wer inhaltlich an den Fäden zieht.“ Ursprünglich plante das Theater an der Ruhr das Stück "The Circle" zu zeigen, scheiterte jedoch. Aufgrund der inhaltlichen Parallelen entschied man sich für Büchners "Leonce und Lena". In "The circle", das bald auch in die Kinos kommt, begeben sich Menschen freiwillig in Abhängigkeit. Philipp Preuss erklärt: „Durch diesen Stoff kam die Idee für „Leonce und Lena“. Philipp Preuss kommt aus Wien, kam durch seinen Regie-Professor ins Ruhrgebiet. „Vom Barock in die ehrliche Stadt Dortmund,“ wie er sagt.

Helmut Schäfer war es, der Preuss nach Verträgen in Wien, Dortmund, Bochum, Leipzig und Moers entdeckte und für das Theater an der Ruhr gewinnen konnte. „Wir sind ihm hinterher gereist“, verrät Sven Schlötcke. Preuss interessierte am Mülheimer Theater vor allem der intellektuelle Austausch und die Art und Weise, wie an Stücke herangegangen wird. Große Bühnen sind für ihn „Tanker“, wo alle unter Druck stehen, da möglichst viele Produktionen umgesetzt werden. Das Arbeiten in einem kleinen Haus – wie dem Theater an der Ruhr – funktioniert völlig anders. Sven Schlötcke erinnert sich an zahllose Gespräche, auch allgemeiner Art über Theater, im Vorfeld.

Die Premiere der Büchner-Komödie ist am Donnerstag, 15. September, und dann wird sich zeigen, wie Menschen zu Maschinen werden und mit Hilfe von Rausch nach Freiheit streben. Am Schluss entsteht eine Form von Utopie, ein Sprachgewitter ohne große Handlung. „Sehr interessant für die heutige Zeit,“ urteilt Schlötcke und auch die Umsetzung unter der Regie von Philipp Preuss wird zeigen, dass alle Beteiligten die gleiche Theatersprache sprechen. Weitere Vorstellungen von „Leonce und Lena“: Samstag, 24. September, Sonntag, 9. Oktober, und Freitag, 21., und Donnerstag, 27. Oktober.

Autor:

Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr

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