Neubau sorgt für Unruhe

Die Otto-Pankok-Straße mit Mauer udn Häuser im Modell. | Foto: Markus Pionke GmbH
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  • Die Otto-Pankok-Straße mit Mauer udn Häuser im Modell.
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Eigentlich sollte der Ortstermin der Bezirksvertretung 3 mit dem Investor „Markus Pionke - Klassik neu definiert GmbH“ an der Otto-Pankok-Straße nicht öffentlich sein. Jedenfalls nicht so richtig, denn man wollte wohl unter sich bleiben. Das klappte aber nicht. Den Nachbarn, die sich gegen den geplanten Neubau von drei Gebäuden auf dem Gelände hinter der historischen Mauer wehren, blieb er nicht verborgen. Und so verlief der Termin so, wie man es erwarten konnte: Anwohner rund um die Otto-Pankok-Straße machten ihrem Ärger Luft.

Die Bezirksvertreter hatten Mühe, die Fragen und Diskussion immer wieder zu versachlichen. „Unser Auftrag heute ist es, sich über das Bauvorhaben zu informieren“, betonte Bezirksbürgermeisterin Gerhard Allzeit. „Das ist doch eine reine Werbeveranstaltung des Investors“, so empfand das eine Anwohnerin. Die Anwohner führen eine deutlich erhöhte Verkehrsbelastung an, bemängeln den Durchbruch in der historischen Mauer sowie das Fällen aller Bäume im vorderen Bereich des Grundstückes.

Bauvorhaben muss genehmigt werden

Verschiedene Blickwinkel, die kaum in Einklang zu bekommen sind. Denn das wurde bei dem Termin deutlich: Der Politik sind die Hände gebunden. Sie kann das Bauvorhaben nur abnicken, da der Investor alle Vorgaben erfüllt hat.
Warum das so ist, erklärte Jürgen Liebich, Leiter des Stadtplanungsamtes: „An dieser Stelle gibt es keinen Bebauungsplan. Es handelt sich hier um eine Baulücke, für die Wohnbebebauung vorgesehen ist. Also kann man hier keine Wohnbebauung verhindern.“

An dieser Stelle greife der Paragraph 34. In diesem Falle entscheidet die Verwaltung über den Bauantrag, nicht die Politik. Es gibt keine Bürgerbeteiligung oder -Information. Die Verwaltung muss verschiedene Kriterien prüfen: Art der Bebauung, Größe und nachbarschaftliche Belange. Da die Wohnbebauung von der Planung und Größe her in den Bereich passte, konnte die Verwaltung nur zustimmen. Auch nachbarschaftliche Belange werden nicht so beeinträchtigt, dass die Stadt diese Bebauung verhindern könnte. Auflagen zum Denkmalschutz der Mauer und Vorgaben zum Schutz des angrenzenden Naturschutzgebietes hat der Investor erfüllt. „Erteilt man dem Antragsteller dann keine Genehmigung, kann er die Stadt übel verklagen“, so Liebich.

550 Unterschriften gesammelt

Die Anwohner wollen und können sich nicht damit abfinden, dass sie nicht angehört werden. 550 Unterschriften wurden gesammelt und der Stadt übergeben. Manche Kontakte laufen nur über einen Anwalt. Da fällt es Andreas Schmelzer, Vertriebsleiter von Markus Pionke, manchmal schwer, die Ruhe zu bewahren. Wenn er betont, dass die Firma immer öffentlich agiert habe und dass er sich jedem, den er vor Ort getroffen habe, vorgestellt habe, dann wird er empört der Lüge bezichtigt: „Ich kenne diesen Mann gar nicht, mir hat er sich nicht vorgestellt“, ruft nicht nur eine Anwohnerin. Nun gut, Schmelzer hat auch nicht an jeder Tür geklingelt, aber das hat er auch gar nicht behauptet. Er wiederum fühlt sich angesichts von aufgehängten Fotomontagen und Veröffentlichungen der Nachbarn terrorisiert. Wo Schmelzer von großem Interesse an den Wohnungen und viel Zustimmung spricht, verweisen die Anwohner auf die gesammelten Unterschriften. Gute Nachbarschaft sieht anders aus.

Letztlich, so Liebich, sei der Zug bereits vor einem Jahr abgefahren, als ein Bauvor-antrag von einem anderen Investor für sechs Doppelhaushälften nach §34 gestellt wurde. MBI-Sprecher Lothar Reinhard sah die Sache ähnlich: „Jetzt können wir da nichts mehr machen.“ Seiner Meinung nach hätte die Stadt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen können. Das direkt angrenzende besonders schützenswerte FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) hätte das gerechtfertigt. „Jetzt“, so Liebich, sei es zu spät dazu. „Jetzt damit anzukommen, wäre Willkür“. Nur ein Verwaltungsrichter, so Liebich, könne bei diesem Stand des Verfahrens noch anders urteilen.

Drei Gebäude mit zehn Wohnungen

Im April 2013 hat die Markus Pionke - Klassik neu definiert GmbH das Grundstück an der Otto-Pankok-Straße gekauft. Die vorherigen Eigentümer hatten zunächst drei Ein-Familienhäuser, dann sechs Doppelhaus-Hälften geplant. Pionke will auf dem 3300 Quadratmeter großen Grundstück drei Gebäude bauen mit insgesamt zehn Wohnungen (ursprünglich waren 14 geplant) zwischen 79 und 300 Quadratmetern Größe. Damit die Häuser sich besser einpassen, stehen sie nicht in Reih und Glied, sondern Giebel an Traufe.

Nach Gesprächen mit der Stadt wurde ein Haus um 1,70 Meter weiter in das Grundstück von der Mauer aus versetzt, die Traufenhöhe herabgesetzt und auf Dachterassen verzichtet. Mindestabstand zur Mauer ist drei Meter.Eine Tiefgarage unter den Häusern bietet Platz für 28 Fahrzeuge, die mittels Aufzug in die Tiefe gebracht werden. So sei der Schallschutz gewährleistet. Der hintere Teil der Tiefgarage ist zur Hanglage offen, hier sind vier Räume à 30 Quadratmeter mit Sanitäranlagen geplant, die mit einer der Wohnungen gekauft werden können. Hier kann zum Beispiel Pflegepersonal untergebracht werden.

Im Bereich der Häuser werden alle Bäume die jetzt dort stehen, gefällt. Der hintere Teil des Grundstückes, der unter Naturschutz steht, bleibt mit seiner Obstwiese erhalten. Ein hoher Holzzaun schützt ihn vor Beeinträchtigung. Der Hofbereich zwischen den Häusern bleibt autofrei. Mit dem Bau soll begonnen werden, sobald der Bauantrag genehmigt wird. Innerhalb von 16 Monaten sollen die Häuser mit einem Investitionsvolumen von rund neun Millionen Euro gebaut werden.

Lesen Sie dazu meinen Kommentar.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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