Mittwoch ziehen hier die ersten Flüchtlinge ein

Foto: PR-Foto Köhring/AK
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Die Arbeiten auf dem Kirmesplatz laufen mit Hochdruck. Ein Holzhaus ist bereits als Versorgungs- und Aufenthaltshaus eingerichtet worden, weitere Holzhäuser sind im Auf- oder Innenausbau. Auf den Dächern wird gewerkelt, ein tiefer Schacht durchzieht den Platz, hier werden die erforderlichen Versorgungsleitungen entlanggeführt. Es sieht noch lange nicht fertig aus, aber an diesem Mittwoch werden die ersten 20 Menschen hier einziehen.

„Was wir in den letzten zwei Monaten hier geschafft haben, dauert normalerweise ein Jahr“, erklärt Frank Buchwald, Chef des städtischen ImmobilienServices. Vor vier Wochen haben die Bauarbeiten begonnen, in 14 Tagen soll das Flüchtlingsdorf fertig sein. Dann stehen hier zehn Wohnhäuser, ein Verwaltungshaus, Leichtbauhallen für die Sozial- und Verpflegungsräume, sowie Container mit 22 Toiletten, 22 Duschen, zehn Waschmaschinen und zehn Trocknern - sechs Millionen Euro kostet das die Stadt.

„Dabei haben wir uns an die Erfahrungswerte der Notunterkunft an der Lehnerstraße gehalten“, erklärt Frank Langer vom DRK. Das Gelände ist von einem grünen Zaun umgeben. „Der Zaun dient dem Schutz der Bewohner und der Zugangskontrolle. Aber natürlich können sich die Flüchtlinge jederzeit frei in der Stadt bewegen, es ist ausdrücklich erwünscht, dass sie auch am sozialen Leben der Stadt teilnehmen“, betont Langer.

Containereinheiten als Übergangslösung

Allerdings kommt man auch an diesem Standort nicht ohne Übergangslösung aus. Denn nach einem einwöchigen Aufnahmestopp erhält die Stadt nun wieder 20 Flüchtlinge täglich zugewiesen, bis zu 100 pro Woche. Die bisher gefundenen Standorte sind voll oder noch nicht belegungsreif. So hat der ImmobilienService übergangsweise Containereinheiten angemietet und auf dem Kirmesplatz aufgestellt, die in den kommenden zwei Wochen den Menschen einen Platz zum Schlafen bieten, bis die Holzhäuser fertig sind.

Ein Holzhaus vor Kopf ist, ebenfalls übergangsweise, als Aufenthalts- und Versorgungshaus eingerichtet worden. Es bietet Aufenthalts- und Spielbereich, Registrierung, Essbereich und Küche. Versorgt werden die Bewohner durch einen Caterer. „Wir werden mit den Bewohnern eine Gruppe bilden, die bei regelmäßigen Treffen mit dem Caterer eine beratende Funktion hat, sodass wir das Essen den Bedürfnissen unserer Gäste anpassen können“, so Langer.
Wenn die Leichtbauhallen fertig sind, wird auch dieses Haus zu einem Wohnhaus umgestaltet.

Nachhaltigkeit in der Bauweise

Nachhaltigkeit steht bei der Errichtung der Holzhäuser, die die Stadt kauft, im Vordergrund. Den Auftrag führt der Mülheimer Uwe Siepmann aus, Inhaber der Siepmann Holzbau GmbH. Er baut normalerweise Einfamilienhäuser, mit dem ImmobilienService entwickelte er diese Holzhäuser. Sie sind aus deutscher Fichte, erfüllen die Feuerwiderstandsklasse 30 und können damit später von der Stadt auch anderweitig genutzt werden, zum Beispiel als Kindertagesstätte.
Dort finden je vier Menschen in den 16 Quadratmeter großen Räumen Platz. An jedem Bett gibt es zwei Steckdosen, wichtig für Flüchtlinge, die meist nur über Handy Kontakt zur Familie und zur Heimat halten.

Jedes Haus hat zudem einen Raum für die Technik und Reinigungsmittel. Denn die Stadt legt Wert darauf, dass die Bewohner selber für die Sauberkeit in den Räumen sorgen und gegebenenfalls auch Schnee schippen. „Wir stellen das Material, den Rest regelt ein Putz-, Reinigungs- und Streuplan“, erklärt Frank Langer.

Alle Bewohner haben sich selbstverständlich an die Hausordnung zu halten, die in neun verschiedenen Sprachen ausgehändigt wird. Dazu gehört das absolute Rauch- und Kochverbot in allen Räumen. Das klappe der Erfahrung nach aber gut, weiß der DRK-Einsatzleiter. Für weitere Sicherheit sorge die Brandmeldeanlage, die direkt mit der Feuerwehr verbunden ist.

Hier kann man helfen:

>>Alleine die DRK-Mitarbeiter haben in den letzten Wochen Tausende von Stunden ehrenamtlich geleistet. Für den Standort Saarn werden nun neue Kräfte eingestellt. Für 60 Stellen haben sich 400 Bewerber gemeldet. Insgesamt werden 72 Personen im Drei-Schicht-System eingesetzt.
>> Rund 200 Bürger haben sich schon beim DRK gemeldet, um im Flüchtlingsdorf zu helfen. Infos gibt es im Internet hier.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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