Entwicklungskonzept für die Friedhöfe auf den Weg gebracht - Neue Bestattungskultur stellt auch Mülheim vor neue Herausforderungen

v.l. Magarete Wietelmann, Dr. Martin Venne, Silvia Waage, Daniel Mühlenfeld, Dieter Splitholff und Inge Wennmann. | Foto: PR-Fotografie Köhring/SM
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„Mülheims Friedhofslandschaft hat sich verändert, und sie wird sich weiter verändern. Das hat natürlich auch Auswirkungen, denn es werden künftig weitaus weniger Flächen benötigt als derzeit vorhanden.“ Diese Aussagen von Sylvia Waage, Leiterin des Amtes für Grünflächenmanagement und Friedhöfe, gilt für alle städtischen Friedhöfe in unserer Stadt.

Welche Veränderungen wird das mit sich bringen? Wie sehen Mülheims Friedhöfe in 20 oder 30 Jahren aus? Welche finanziellen und planerischen Auswirkungen kommen auf die Stadt zu, aber auch auf die Bürger? Diese Fragen sollen und werden ein neues Friedhofsentwicklungskonzept klären, das die Verwaltung derzeit auf den Weg bringt.

Und dass die Zukunft der Friedhöfe ein „echtes“ Thema ist, konnte Daniel Mühlenfeld, Sprecher der SPD-Fraktion im Ausschuss für Umwelt und Energie, erfreut feststellen, denn zum Ortstermin im Rahmen der Sommeraktionen seiner Fraktion kamen nicht nur die Verwaltungsfachleute. Kommunalpolitiker und Friedhofsexperten, sondern auch zahlreiche interessierte Bürger. „Schauplatz“ war der Heißener Friedhof am Sunderweg, wo die Fachleute beispielhaft erklärten, was sich künftig auf unseren kommunalen Friedhöfen tun kann, muss und wird.

Bestattungskultur hat sich gewandelt

Zunächst einmal gibt es eine gesetzliche Vorschrift, dass Friedhofsgebühren für die Städte kostendeckend sein müssen. Und die ist auch für Mülheim verbindlich. Und diese Vorgabe einzuhalten, werde aufgrund einer im Laufe der Jahre gewandelten Bestattungskultur immer schwieriger. Gruften, Waldgrabstätten und große Familiengräber werden auch in unserer Stadt immer weniger angenommen.

Stattdessen sind Kolumbarien und Urnenstelen längst fester Bestandteil einer neuen Begräbniskultur. Urnengrabstätten und kleinere Gräber liegen auch in Mülheim voll im Trend, und der werde sich verstärkt fortsetzen. Landschaftsarchitekt und Friedhofsexperte Dr. Martin Venne, der den Kommunalpolitikern und Bürgern auf dem Heißener Friedhof für Informationen und Rückfragen zur Verfügung stand, hat seine Doktorarbeit diesem Themenbereich gewidmet und ist zugleich der Frage nachgegangen, wie Städte ihre Friedhofsflächen effektiver nutzen können. Für Mülheim hat er ein Gutachten erstellt, dessen Schlussfolgerungen in das Friedhofsentwicklungskonzept eingearbeitet wurde.

Weniger Friedhofsfläche benötigt

Neue Grabmodelle und kleinere, pflegeleichte Grabflächen seien künftig noch mehr gefragt, was aber im Umkehrschluss bedeute, dass die Städte dafür weniger Gebühren einnehmen können, denn Berechnungsgrundlage ist die Größe einer Grabfläche. Andererseits wird dadurch weniger Friedhofsfläche insgesamt benötigt, was wiederum weniger Pflegeaufwand durch die Stadt und letztendlich auch hier weniger Kosten bedeute. Demnächst werde es auf den Friedhöfen deutlich mehr Grünflächen geben, die auch zur Naherholung dienen sollen.

„Wir müssen diese neuen Wege gehen und auf die geänderte Bestattungskultur eingehen“, so Sylvia Waage im Gespräch mit unserer Redaktion, „das sind wir der nachfolgenden Generation schuldig.“ Bei der Erstellung des Entwicklungskonzepts habe man „unzählige Gespräche“ geführt, mit Bestattern, Steinmetzen, der Politik und den eigenen Mitarbeitern, so die Leiterin des Amts für Grünflächenmanagement und Grünflächen.

Stadtrat beschließt im Oktober

Die Gesprächsergebnisse wurden natürlich genauso wie das „Venne-Gutachten“ bei der Erstellung einer Beschlussvorlage für die Politik berücksichtigt. Und die nimmt nach den Sommerferien ihren Weg durch die Fraktionen und die beteiligten Ausschüsse, ehe der Stadtrat im Oktober seine Entscheidung trifft.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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