Der Nächste, bitte! Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Darmkrebs-Vorsorge

Ein aufklärendes Gespräch kann Patienten Ängste nehmen und Mut machen. | Foto: Foto: PR-Foto-Köhring
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Diese ganzen Vorsorgeuntersuchungen, das ist doch Quatsch. Das jedenfalls denkt Thomas B. – und geht nicht zum Arzt, obwohl seine Krankenkasse die Vorsorgeuntersuchungen zahlen würde und seine Frau ihn immer wieder drängt.

Seine Argumentation: „Ich habe keine Beschwerden, also was soll das?“ Außerdem graut dem 60-Jährigen vor einer Darmspiegelung. Doch Thomas B. übersieht, dass bei den Vorsorgeuntersuchungen Erkrankungen in Anfangsstadien entdeckt werden, die noch keine Beschwerden machen, sich aber zu schweren Krankheiten entwickeln können.
„Vorsorgeuntersuchungen sind da sinnvoll, wo man auch etwas tun kann“, sagt Privatdozent Dr. Jan Schröder, Chefarzt der Medizinischen Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM).

Zum Beispiel bei Darmkrebs. Ärzte können die Krankheit früh erkennen und die Heilungschancen steigen, je früher der Krebs diagnostiziert wird. „Ich will gar nicht therapieren, ich will präventieren“, sagt Dr. Schröder. „Etwa 97 Prozent der Vorstufen von Dickdarmkrebs werden bei einer Darmspiegelung erkannt.“

Geringer Aufwand, großer Gewinn

Thomas B. geht auf Drängen seiner Frau schließlich doch zur Darmkrebs-Vorsorge – um endlich seine Ruhe zu haben. Bei einer Darmspiegelung, einer sogenannten Koloskopie, untersucht der Arzt das Innere seines Dickdarms mit einem Endoskop, einem langen, biegsamen Rohr mit einer integrierten Kamera. Bei Thomas B. wird bei dieser Untersuchung ein Polyp entdeckt und direkt entfernt.

Dafür ist kein erneuter Eingriff nötig. Polypen sind Schleimhautvorwölbungen, die aus der Darmschleimhaut ins Darminnere hineinragen, erklärt Prof. Dr. Philip Hilgard, Chefarzt der Medizinischen Klinik für allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie. Sie sind eine Vorstufe des Dickdarmkrebses.

„Seit Einführung der präventiven Koloskopie vor gut 14 Jahren konnten in Deutschland so etwa 180.000 bösartige Darmtumore verhindert werden. Das führt dazu, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Tumor auftritt, nun langsam anfängt zu sinken, nachdem sie jahrelang angestiegen ist.“

Zwischen dem 50. und 54. Lebensjahr zahlen die Krankenkassen einen jährlichen Stuhltest auf nicht sichtbares Blut im Stuhl, denn das kann auf Darmkrebs hinweisen. Ab dem 55. Lebensjahr übernehmen die Krankenkassen die Kosten für zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren.

Alternativ kann über einen Stuhltest alle zwei Jahre überprüft werden, ob nicht sichtbares Blut im Stuhl ist. Auch das zahlt die Krankenkasse. Es sei oft schwierig, die Männer zu motivieren, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen, sagt Dr. Schröder. Dabei ist bekannt, wie wichtig sie sind. Es gebe sogar Firmen, die ihre Führungskräfte zu den Untersuchungen schicken. „Der Aufwand ist relativ gering“, sagt Dr. Schröder. „Aber der Gewinn kann groß sein.“

Bei Darmspiegelungen kann der Patient auf Wunsch eine Schlafspritze bekommen, so dass er von der Untersuchung selbst nichts mitbekommt. Diese Schlafspritze ist eine Kurznarkose oder Sedierung, eine Art medikamentös hervorgerufene kurze Bewusstlosigkeit.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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