Ein Teich macht Arbeit!

WinterTeich trägt Mütze

In Vorfreude auf den nächsten Sommer will ich Ihnen heute mal einen vom Teich erzählen. So ein Gewässer ist nämlich eine tolle Sache!
Besonders viel wert ist es, wenn sich das gleich an die Terrasse anschließt. Mal stürzt ein Gast direkt von der Kaffeetafel aus rein, ein andermal pfeift der Wind den Wäscheständer hinterher; die Goldfische hecken wie die Karnickel und eine eigene Mückenzucht bekommt man gratis obendrein.
Klingt abträglich?

Ganz im Gegenteil! Ich sehe da ausschließlich Vorteile!
So man ein Wasserspiel installiert hat, murmelt und plätschert es beschaulich; für schlechte Zeiten tummelt sich Fisch, der nur darauf wartet, geschlachtet zu werden; und mit Frischwasser bevorratet ist man außerdem.
Ich denke dabei an die 14Tage alten Hamster, die der Bundesregierung gehören. Weil von denen echt lange keiner mehr gesprochen hat, will ich die an der Stelle mal wieder erwähnen. Sollen ja nicht in Vergessenheit geraten!

Von der Fresserei ab, lässt sich am Ufer auch prima chillen.
Nach Feierabend und am Wochenend stiere ich regelmäßig ein Loch ins Algenwasser. Gucken ins Grüne erholt nämlich die Augen! Man braucht dann lange keine Brille. Alternativ reicht es aber auch, wenn man viele Möhren isst.

Um augenschonend auch ganz sicher zu gehen, stehen um unseren leuchtend grünen Teich herum hohe Bäume. Laubbäume wohlgemerkt. Sie ahnen, woher jetzt die Brücke zum Teich kommt?
Herbstlaub! Würden wir die Klassiker der heimische Flora ungehindert ins Wasser abhaaren lassen, wäre im nächsten Frühjahr Essig mit unserer plätschernden Teichfreude. Stattdessen würde ein großer Komposthaufen an unserer Terrasse grenzen. Das sieht nicht nur unschön aus, das stinkt auch.

Als junge Teichbesiter (mit dem menschlichen Alter hat das nichts zu tun) erlebten wir das nämlich schon einmal. Deshalb spannt mein Mann nun Alle-Herbste-wieder ein großes Fangnetz quer über den Teich. Ursprünglich sollte das den Fischreiher vom Fressen unserer Haustiere abhalten - weil dem das Hindernis aber egal war und er einfach pfeilschnell drunter herrannte, wenn er Hunger hatte, lauben heute nur noch die Bäume drauf ab. Die alten Blatthaare hängen dann den ganzen Winter über wie eine wärmende Mütze dicht über dem Wasser. Den Fischen gefällt das auch, denn seitdem friert der Teich nur noch im extrem kalten Winter zu.

Letzten Sonntag fiel meinem Mann beim Frühstück ein: „Mensch, wir haben ja Herbst ...“
Pubi kippte sich gerade eine Schüssel voll Müsli: „Das weiß ich schon seit den Herbstferien. Die nennt man nicht umsonst so.“
Mir war die Jahreszeit egal, ich hatte einen Termin. Ich packte meine Sachen und überließ meine Blitzmerker sich selber.

Als ich am Nachmittag zurückkam, schwebte die IsolierMütze über dem Teich. Als hätten die Bäume nur darauf gewartet, endlich ihre Blätter abschmeißen zu dürfen, war von der Netzstruktur schon kaum mehr was zu erkennen: Eine dicke gelbe Matte Biomasse lag darauf.
Arm in Arm am Fenster betrachteten mein Mann und ich sein Werk. Zufriedenheit durchströmte uns, denn das Netz ist das letzte, was wir in jedem Gartenjahr tun. Danach halten wir es mit den Bauern und schlafen bis zum Frühjahr.
Plötzlich sagte mein Mann: „Scheiße!“
„Was ist los?“ Ob der Kombination der beschaulichen Herbstromantik mit der FäkalVokabel war ich irritiert.
„Das Gebüsch am Ufer steht noch. Hat irgendwie keiner zurückgeschnitten ...“ Er sah mich strafend an.
So ein Mist, jetzt sah ich das auch. An der Wasserkante wucherte noch die undurchdringliche, grüne Wand des Sommers, bestehend aus Schilf, Farn, verblühten Staudengewächsen und Unkraut. Die gehört vor der Bespannung zurückgeschnitten, weil man danach nicht mehr herankommt.
„Und nun?“
Mein Mann winkte ab: „Das nehm ich nicht noch mal ab. - Vielleicht schafft‘s der Fischreiher ja auch nicht, durchzukommen.“

Nun sind wir jedenfalls gespannt, wie optimal sich der Schutzwall auf unsere Fischpopulation auswirkt.

Autor:

Anke Müller aus Mülheim an der Ruhr

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