Bergbauführung über die Zeche Rosenblumendelle – Ende und Neuanfang vor 200 Jahren

Schwarzes Gold - Auch in Mülheim war die Steinkohle sehr begehrt
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Manchmal ist ein Ende auch ein Anfang, wie die Geschichte der Zeche „Rosenblumendelle“ in Mülheim an der Ruhr zeigt. Vor genau 200 Jahren wurde ein Vorgänger der späteren Zeche „Rosenblumendelle“ stillgelegt. Mit der Wiederinbetriebnahme des Bergwerks fing die Geschichte der Zeche dann aber erst richtig an. Spuren davon sind heute noch im Stadtbild erhalten. Die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ meldet sich nach einer Pause zurück und lädt am 28.05.2017 wieder zu einem geführten Rundgang auf diesen Spuren ein, um die Erinnerung an die letzte Mülheimer Zeche „Rosenblumendelle“ wach zu halten.

Das größte Problem des Mülheimer Bergbaus war das Wasser

Erstmals urkundlich erwähnt wird das Bergwerk 1641 als „Rosidell Kohlwerk“, das im Bereich rechts und links des heutigen Frohnhauser Weges in Mülheim-Heißen Kohleabbau betreibt. Anfangs erfolgt die Förderung im Stollen und teilweise im sogenannten „Unterwerksbau“ auch unterhalb der Stollensohle. Ein großes Problem ist zu dieser Zeit die Bewältigung der Wasserzuflüsse, die durch das fehlende Deckgebirge teilweise besonders stark waren. Anfangs fördert man das Wasser noch manuell aus den tieferen Bereichen des Bergwerks. Die Bezeichnung „99-Pumper-Schacht“ zeigt deutlich, wie aufwendig die Wasserbewältigung damals ist.

Um 1800 geht die Zeche zum Tiefbau über, teuft senkrechte Schächte ab und läßt 1809 durch Dinnendahl eine Dampfmaschine aufstellen, die Pumpen zur Hebung des Wassers aus der Tiefe antreibt. Der Erfolg stellt sich jedoch leider nicht ein, denn es kommt immer wieder zu massiven Problemen mit der Wasserhaltung, die schließlich 1817 zur Stilllegung des Bergwerks führen. Doch dieses Ende der Zeche vor genau 200 Jahren ist nicht endgültig, denn schon bald beginnt ein Neuanfang als Tiefbauzeche.

Der Neuanfang als Tiefbauzeche

1841 schließen sich „Rosendelle“ und mehrere kleine Bergwerke zur Zeche „Vereinigte Rosen- und Blumendelle“ zusammen und beginnen 1856 mit den Teufarbeiten für einen neuen Schacht, der kurz darauf die Förderung aufnimmt. 1897 beginnen die Arbeiten für einen zweiten Schacht neben Schacht 1. Diese Schachtanlage bleibt bis zur Stilllegung der Zeche „Rosenblumendelle“ 1966 als Förderstandort in Betrieb.

Die Kohlenkrise und was vom Bergwerk blieb

Die in Mülheim geförderte Kohle findet vorwiegend im Hausbrand und bei der Eisenbahn Verwendung, wobei der sehr hohe Anteil an Feinkohle später in einer Brikettfabrik zu Eier-/ Nusskohlen verarbeitet wird, die in den heimischen Öfen Verwendung finden. Ab 1954 hat „Rosenblumendelle“ hierfür die modernste Brikettfabrik Europas in Betrieb.

Schon früh zeichnet sich jedoch die Kohlenkrise ab. Zahlreiche Rationalisierungs-maßnahmen sollen eine Stilllegung verhindern, ein wirtschaftlicher Betrieb wird jedoch u.a. durch schwierige geologische Voraussetzungen stark erschwert. 1952 schließt man die Bergwerke „Wiesche“ und „Rosenblumendelle“ zu einem Verbundbergwerk zusammen und zentralisiert die Förderung auf der Schachtanlage „Rosenblumendelle 1/2". Die Schächte der einstmals eigenständigen Bergwerke „Wiesche“, „Humboldt“ und „Hagenbeck“ dienen nur noch der Seilfahrt, Materialförderung, Wasserhaltung sowie der Bewetterung. Nachdem 1960 auf der Schachtanlage „Wiesche 1/2“ endgültig die Lichter ausgingen und die Schächte verfüllt wurden, war auch das Ende von „Rosenblumendelle“ absehbar.

Am 29.07.1966 wurde auf der Zeche die letzte Kohle gefördert und kurz danach mit dem Abbruch der ersten Gebäude begonnen. Nach der Verfüllung der Schächte wurden auch das Fördergerüst über Schacht 2 und der Förderturm über Schacht 1 abgebrochen und das Gelände für eine Folgenutzung vorbereitet. Einige Gebäude sind jedoch bis heute erhalten.

Mit der AMB die Zeche entdecken

Neben dem ehemaligen Kraftwerk sind auf dem Zechengelände u.a. noch die Kaue und die Lehrwerkstatt erhalten. Für den Laien sind diese – und weitere – Gebäude heute nicht mehr als Bergwerksanlagen erkennbar. Am Sonntag, 28.05.2017 lädt die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“ daher zu einer Bergbauführung, in deren Verlauf sie die Geschichte der Zeche erlebbar macht. Alte Fotos und Karten lassen die Bergwerksanlagen in ihrer alten Form noch einmal auferstehen und Anekdoten erzählen vom Abpfeifen, verbotenen Seilfahrten und vom Mutterklotz. Echtes Werkzeug aus dem Bergbau und andere alte Exponate runden die Erklärungen des Mülheimer Bergbauhistorikers Lars van den Berg ab. Teilnehmen kann nach vorheriger Anmeldung jeder, der mehr über die Geschichte der Zeche „Rosenblumendelle“ erfahren will.

Neben der kostenlosen Führung über die Zeche „Rosenblumendelle" bietet der Verein noch weitere Bergbauführungen an. Hier eine Übersicht über alle Veranstaltungen:

Sonntag, 28.05.2017 - Auf den Spuren der Kumpel…!
Bergbaurundgang über und rund um die Zeche "Rosenblumendelle" in Mülheim
Uhrzeit: 10.00 – 13.00 Uhr

Samstag, 26.08.2017 - Stempel, Streb und Kohlenflöz…!
Untertägige Führung durch das historische Bergwerk „Graf Wittekind“ in Dortmund
Uhrzeit: 8.45 – ca. 12.30 Uhr

Samstag, 03.09.2017 - Stollen, Schacht und Kohlenturm…!
Bergbauwanderung zur Geschichte der Zeche „Eintracht-Tiefbau“ in Essen-Freisenbruch
Uhrzeit: 10.00 – 13.00 Uhr

Montag, 16.10.2017 - Wo der Pott noch kocht…!
Führung durch das aktive Hüttenwerk Krupp Mannesmann in Duisburg-Huckingen
Uhrzeit: 15.00 – 18.00 Uhr

Sonntag, 22.10.2017 - Auf den Spuren der Zeche Wiesche…!
Bergbauhistorische Wanderung in Mülheim an der Ruhr
Uhrzeit: 10.00 – 13.00 Uhr

Samstag, 28.10.2017 - Bergmann für einen Tag…!
Führung im RAG-Trainingsbergwerk in Recklinghausen
Uhrzeit: 10.00 – 13.00 Uhr

Eine Übersicht aller Termine und Veranstaltungen, nähere Angaben zur Anmeldung zu den einzelnen Touren und Informationen über den Verein gibt es unter www.bergbauverein.de oder telefonisch unter 0157 / 77 24 64 83 (vorwiegend Mo-Sa 18.30 – 20.00 Uhr).

Die „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“

Innerhalb des „Initiativkreises Bergbau und Kokereiwesen e.V.“ entstand bereits in den Anfangsjahren das vereinseigene Projekt „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau", dass sich für die Dokumentation und Präsentation der Mülheimer Bergbaugeschichte einsetzt. In Zusammenarbeit mit ehemaligen Mülheimer Bergleuten wird durch Ausstellungen und geführte Exkursionen die Erinnerung an die Bergbaugeschichte wach gehalten. Doch auch der aktive Erhalt montanhistorischer Zeitzeugen gehört zum Aufgabenbereich.

Ziele der „Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Bergbau“

- Dokumentation der Geschichte des Mülheimer Bergbaus
- Darstellung der Rolle des Mülheimer Bergbaus für die Stadtgeschichte
- Zusammenarbeit mit Archiven, Behörden und themenbezogenen Vereinen
- Exkursionen zu montanhistorischen Orten für geschichtlich Interessierte
- Durchführung von Ausstellungen
- Erhalt montanhistorischer Relikte

Autor:

Lars van den Berg aus Mülheim an der Ruhr

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