Gleich drei Mülheimer Karnevalsgesellschaften feiern ein rundes Jubiläum

Blau-Weiss-Präsident Thomas Straßmann (links) stellt bei einer Karnevalsveranstaltung im Herz-Jesu-Gemeindesaal die Tanzgarde seiner Gesellschaft vor. (Foto Emons)
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  • Blau-Weiss-Präsident Thomas Straßmann (links) stellt bei einer Karnevalsveranstaltung im Herz-Jesu-Gemeindesaal die Tanzgarde seiner Gesellschaft vor. (Foto Emons)
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Die 7 scheint es in sich zu haben, zumindest, was die Mülheimer Karnevalsgesellschaften angeht. Mit der MüKaGe (gegründet 1937), der KG Blau Weiß (gegründet 1947) und den Mölmschen Houltköpp (gegründet 1957) feiern in dieser Session gleich drei Narrenzünfte einen runden Geburtstag.

Ihre Geschichte zeigt: Zu allen Zeiten hatten Mülheimer das Bedürfnis nach fröhlicher Geselligkeit. Mitten in der Hitler-Diktatur und nur zwei Jahre vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges feierten Willi Enaux und seine närrischen Freunde 1937 in der Saarner Gaststätte Rosendahl die erste Sitzung der Ersten Großen Mülheimer Karnevalsgesellschaft. Politische Witze waren tabu. Stattdessen gab es harmlose Witze und Anekdoten aus der Stadtgeschichte zu hören. Nach dem Krieg, in dem es nichts zu lachen und zu feiern gab, bauten Karl Löber und seine Frau Lucy die MüKaGe wieder auf. Mit ihrer Tanzgarde und einem Musikzug, aber auch mit dem HBS-Musiktrio, alias Jochen Schwartz (Bass und Gitarre), Emi Boscheinen (Gesang) und Dieter Hasters (Akkordeon) machte die MüKaGe von sich reden. Ihr Hauptquartier wurde der Handelshof an der Friedrichstraße. Bis heute wird der karnevalistische Tanz bei der MüKaGe groß geschrieben, organisiert die Gesellschaft alljährlich in der Sporthalle an der Mintarder Straße ein Qualifikationsturnier zur Deutschen Meisterschaft im Karnevalstanz. Aber auch der Närrische Hausfrauennachmittag, zu dem die Müttergarde der MüKaGe einlädt, gehört zu den Vorzeige-Veranstaltungen der ältesten noch existierenden Mülheimer Karnevalsgesellschaft.

Auch der Hunger und die harte Wiederaufbauarbeit der ersten Nachkriegsjahre konnte die Kolpingfamilie Broich-Speldorf 1947 nicht davon abhalten in einer Gaststätte an der Ecke Ulmenallee/Maxstraße ihre erste Karnevalssitzung abzuhalten. Dafür hatten sich die Kolpingbrüder eigentlich bunte Narrenkappen bestellt. Doch es kamen blau-weiße Kappen. Und so nannten sie sich kurzerhand KG Blau Weiß-

"Komm doch zu uns in den Saal herein!"

Furore machte die Gesellschaft unter anderem mit ihren Büttenrednern Walter Hilbers und Josef Giersberg. Ab 1949 gönnten sich die karnevalistischen Kolpingbrüder auch eine Mädelgarde, die ab 1958 durch einen Musikzug flankiert wurde. Dem Gründer Josef Beyer sei Dank. Bis heute setzt die KG Blau Weiß, die in dieser Session das Kinderprinzenpaar stellt, nicht nur mit ihren Karnevalsfesten im Altenhof und im Herz-Jesu-Gemeindehaus an der Ulmenallee immer wieder besondere Akzente. Der heutige Präsident der der Karnevalsgesellschaft, Thomas Straßmann, machte sich in der Session 2001/2002 als singender Stadtprinz einen Namen. Unvergessen sind auch die Männergarde der Stoppelhoppser und eingängigen Schlager der Blue Moon Brothers (Thomas Straßmann, Joachim Pütz, Alfred Hamann und Herbert Hövelmann), mit denen sie ("Komm doch zu uns in den Saal herein") ab 1977 die Mülheimer Karnevalsbühnen erobert haben. Auch mit den originellen und aussagekräftigen Rosenmontagswagen, haben die Wagenbau der Blau-Weißen immer wieder den närrischen Ruhm ihrer Gesellschaft gemehrt.

Mit Handicap und Humor

Dass man auch mit einem Handicap Spaß an der Freude und am Leben haben kann, bewiesen die Mitglieder des Bundes der Hirnverletzten, die, mitten im westdeutschen Wirtschaftswunder, 1957, im Saalbau Huennecke an der Zeppelinstraße ihr erstes Kappenfest feierten. Erster Präsident der Gesellschaft war der heute Über-90-jährige Ehrenpräsident des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, Johannes Olbers.

Neben Olbers gehörten auch Röbken Wolf Horst Westerwinter und Horst Ludwig zu den Houltköpp der ersten Stunde, die mit ihren Büttenreden oder mit ihren lokal gefärbten Schlagern als Mölmsche Pööste für Stimmung sorgten. Ab 1958 kam mit dem damaligen Fanfarenzug der IG Bergbau für die Houktköpp noch mehr Musik ins Spiel. Die Gesellschaft, die in dieser Fünften Jahreszeit das Stadtprinzenpaar stellt, war übrigens auch die erste mölmsche Narrenzunft, die 1960 im Haus Kuhlendahl erstmals in einem Altenheim ein Karnevalsfest feierte und damit zum Vorbild für die anderen Mülheimer Gesellschaften werden sollte.

Bis heute feiern die Houltköpp, zum nächsten Mal am 18. Februar, ihre Prunksitzung im Festsaal der Stadthalle. Zu Horst Ludwigs besten Zeiten ging neben dieser Sitzung, an gleicher Stelle, auch ein Bürgerball über die Bühne, zu dem die Gesellschaft zusammen mit dem Sozialverband VDK einlud. Doch das ist Geschichte, ebenso, wie die Teilnahme der Houltköpp an der Steuben-Parade in New York, anno 1977.Thomas Emons

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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