Das Lied vom Satz I.!

Blick in Gutenbergs Buchdruckerey
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Frei nach Schillers Bimmel werde ich hier in nächster Zeit die Glockenverse in der Sprache der Redakteure, Schriftsetzer und Buchdrucker aus einem kleinen Büchlein aus meinem Fundus und des Urhebers Rudolf Köstenberger aus Graz, des Jahres 1928 einstellen. Dazu schrieb der Autor und Herausgeber folgenden Text als Vorwort : Einem vielseitigen Wunsch aus Kollegenkreisen entgegenkommend, habe ich mich nach sorgfältigen Vorarbeiten entschlossen, vorliegendes Spezialwerk herauszugeben, welches unverfälschten Buchdruckerhumor darstellt. Im Büchlein sind aus verschiedenen Regionen Texte eingebracht, wofür der Autor sich herzlich bedankt. Mögen diese Texte dazu beitragen, auch den Jüngern Gutenbergs in späteren Tagen heitere Stunden zu bereiten und den jungen Generationen den kollegialen Sinn zu festigen. - Graz, im Herbst 1928 -

Also, Schillers Glocke wird zum Lied vom Satz !
Festgelegt im Manuskripte
Ist des Autors Geisteskind,
Und gelöst, was ihn betrübte:
Ob sich ein Verleger find´t!
Aus dem Gänsesteiß
Riss mit Wucht und Fleiß
Er den Kiel und seines Geistes
Musenschar gab ihm ihr Meistes.

Das Werk, das nun in Druck zu geben,
Das der Verlag für sich gewann,
Soll werdend unsern Blick umschweben,
Wie sich´s vom Nichts zur Reife spann.
Es kann der Autor wohl uns schenken,
Was seinem Geiste hoch entklinkt,
Doch wir sind´s, die die Flügel lenken,
Dass es sich in die Welten schwingt.
Wir geben seinem Werk die Formen,
Das Kleid, das zum Erfolg es trägt,
Wir prägen ihm erst auf die Normen,
Wodurch´s das Aug´in Bande schlägt.

Nehmt die Zentimetermaße,
Zeilenmesser auch zu Rat,
Und steckt prüfend eure Nase
In das handegeschrieb´ne Blatt.
Rechnet, kalkuliert,
Wie stark´s es wird,
Ob wir´s Borgis, Garamond ließen,
Ob mit Vierteln wir´s durchschießen.

Was in des Kalkulators Zimmer
Der Fachmann aus dem Manuskript
Errechnet, werd´ zum Schaden nimmer
Der Firma, die heraus es gibt.
Hier stehn Profit und Wagnis Pate
Dem ungedruckten Autor hold,
Man zieht die Kalkulation zu Rate,
Wie man beim Buch verdienen sollt´.
Was später erst dem Erdensohne
Als Kaufpreis in die Augen springt,
Mit Tausendpreis und Druckerlohne
Es hier sich zum Entschlusse ringt.

Manche Schwierigkeiten zeigen
Selbst dem Fachmann sich zum Schluss,
Sieht er die Potenzen steigen,
Ist die Sache bald in Fluss
Und zur Setzerei
kommt das Werk, dass frei
es gefügt aus dem Metalle
Baldigst in die Menschheit walle.

Wird fortgesetzt!
Das Lied vom Satz II.
Das Lied vom Satz III.
Das Lied vom Satz IV.
Das Lied vom Satz V.
Das Lied vom Satz VI.

Blick in Gutenbergs Buchdruckerey
Der Gänsekiel als Schreibutensil für den Autor!
Autor:

Fritz van Rechtern aus Neukirchen-Vluyn

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