Holten macht dicht

Holtener Wahrzeichen und Namensgeber der Kastellschule: das Kastell.
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So ein in die Jahre gekommener Stadtteil wie Holten hat es nicht leicht. Man blickt auf eine mehr als 700-jährige Geschichte seit dem Erhalt der Stadtrechte im Jahr 1310 zurück, aber der Ausblick in die nahe Zukunft ist alles andere als erbaulich.

Bereits seit Jahren beklagen die Holtener den Niedergang des Einzelhandels und damit den faktischen Verlust eines nennenswerten Stadtteilzentrums. Die Attraktivität des Holtener Marktes, auf den sich einmal pro Woche eine Handvoll Händler verirrt, ist unter aller Würde. Das wahre Leben spielt sich längst auf dem Parkplatz bei Aldi oder einem der anderen Supermärkte in den Randzonen ab. Die Politik hat darauf keine Antwort.

Bildungsplan als Todesurteil

Die neueste Nachricht kündet nun von der laut Bildungsplan empfohlenen Auflösung der Holtener Kastellschule, die als einzige Gemeinschaftsgrundschule den kompletten Stadtteil versorgt - eine Empfehlung die in Anbetracht der geringen Anmeldezahlen der letzten Jahre nicht wirklich überraschend kommt, aber doch Bestürzung hervorruft.

Tatsächlich würde eine Schließung der Schule den Stadtteil eines weiteren Stücks seiner Identität berauben. Man stelle sich bloß vor, dass demnächst keine Schulkinder mehr auf den Holtener Straßen zu sehen sind, weil sie alle mit dem Bus nach Schmachtendorf unterwegs sind, wie es in dem Bildungsplan auf der Grundlage eines Gutachtens von Dr. Ernst Rösner (eh. Institut für Schulentwicklungsforschung der Technischen Universität Dortmund) als zumutbar ausgewiesen ist.

Neben der Grundversorgung mit Allgemeinbildung leistet eine Grundschule immer auch einen wichtigen Beitrag zur Einbindung des Kindes in seine vor Ort verankerte Lebenswelt, d.h. zur Identifikation mit dem Stadtteil, in welchem es aufwächst. Mit der kollektiven Abwanderung der Holtener Grundschüler nach Schmachtendorf oder auch nach Dinslaken bzw. Duisburg ginge dem jetzt schon gebeutelten Holten ausgerechnet dieses belebende Element komplett verloren.

Es wirkt ein bisschen so, als schnitte man die Holtener von ihrer eigenen Zukunft ab. Zumindest nähme man ihnen die Aussicht auf eine Gesundung des Stadtteils aus eigener Kraft.

Holtener Ausblicke

Was kommt dann wohl als Nächstes? Wird Holten zur naturnahen Überflutungszone der renaturierten Emscher erklärt? Oder zum Reservat der vom Aussterben bedrohten Spezies des Holtener Ureinwohners? In den Überlegungen der Oberhausener Politik scheint Holten als Stadtteil keine Rolle mehr zu spielen.

Wenn aber Holten in Oberhausen keine Zukunft mehr hat, wäre es dann nicht Zeit für eine radikalere Maßnahme? Wie wäre es - ganz ernsthaft - mit einer Abspaltung Holtens von Oberhausen, verbunden mit einem Anschluss an das von Norden her lockende Dinslaken? Vielleicht ist ja die Holtener Zugehörigkeit zu Oberhausen bloß ein vorübergehender Irrtum, der mit einer letzten gemeinsamen Anstrengung korrigiert werden kann.

Autor:

Marco Schwinning aus Oberhausen

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