Wie sich Hass und Missgunst in unserer Gesellschaft zeigen.

Das Elend begann am Abend des 1. Weihnachtstages. Die Wandlampe über meinem Bett ließ sich nicht ausschalten, wie oft ich auch an der Schnur zog. Nun, dann musste ich eben, wenn auch ungern, bei Licht schlafen.

Am Morgen des 2. Weihnachtstages war die Lampe aus, doch auch der gesamte Strom in der Wohnung weg. Ich schaltete die Hauptsicherung wieder ein und das Licht ging an. Kaum war der Kaffe durch, saß ich erneut im Dämmerlicht des Morgens und bekam Angst, dass meine Tiefkühltruhe abtauen würde. Ich suchte verzweifelt nach der Taschenlampe und der Nummer der OGM für Notfälle und gegen 10 Uhr kam der erste Arbeiter. Ich wies auf den Ausgangspunkt Wandlampe hin, doch er fand nichts und verkündete, dass sein Kollege, der Elektriker, gleich käme.

Der Elektriker kam, begann auf meinen Hinweis seine Suche in meinem Schlafzimmer, doch ohne Erfolg. Nun kamen stressige Stunden, denn er nahm alles ab, was nur entfernt mit Strom zu tun hatte: die Lampen, den Spiegelschrank im Bad, der Einbaukühlschrank wurde ausgebaut, die Tapete auf dem Flur aufgerissen um die Verteilerdose zu öffnen, usw.

Schließlich begann er wieder an meinem Hinweispunkt Wandlampe, um dann zu rufen: „Ja, um die Lampe ist ja auch die ganze Wand nass – ein Wasserschaden!“ Ich dachte, dass ein Fachmann das eigentlich hätte sofort bemerken müssen. Man riss die Tapetenbahn ab und sagte, man müsse die ganze Wand aufreißen, denn es sei ein Rohrbruch. Da kamen mir die Tränen, denn ich erinnerte mich an den Rohrbruch vor Jahren auf dem Flur, bei dem man ein Riesenloch hämmerte und alles voller Steine und Dreck war. Das ist für mich besonders schlimm, da ich mich durch Unfall seit meinem 11. Lebensjahr im Rollstuhl bewegen muss.

Der schlimmste Kelch ging an mir vorbei, denn man stellte am nächsten Tag fest, dass der Rohrbruch bei meinen Nachbarn war (die gerade eine neue Küche bekommen hatten) und es bei mir also nur trocknen müsse, was länger dauern könnte. Am Tag nach Weihnachten kam der Elektriker erneut, den Einbaukühlschrank auszubauen, weil er ein Kabel dahinter vergessen hatte, hoch zu holen.
Nun gaben sich Gutachter, Versicherungsleute und Anstreicher zur Begutachtung die Klinke in die Hand. Als die Wand getrocknet war, wollte der Elektriker die Wandlampe wieder anbringen, doch meine Tochter meinte, das hätte ja noch keinen Zweck, wenn noch erst der Tapezierer käme. Er gab mir seine Handynummer, ich solle mich dann melden.

Erst war die Rede davon, eine Bahn zu tapezieren, doch ich dachte an die Worte einer Rechtsanwältin, bei der ich mich damals erkundigte, dass man verlangen könne, dass der alte Zustand wieder völlig hergestellt werden müsse. In diesem Fall also, das nur sieben Quadratmeter Schlafzimmer tapeziert werden muss, denn von der Tapete war nichts mehr da und man hätte ja immer einen Unterschied zu den mehrmals gestrichenen Bahnen gesehen.
Der Flur mit der aufgerissenen Tapete musste ausgebessert werden und dann gestrichen, davon hatte ich noch Tapete.
Nun weiß jeder, dass eine Versicherung sich durchaus zu wehren weiß, wenn man unberechtigte Forderungen stellen würde und ich bekam also die Sachen gemacht. Für das kleine Zimmer von 7 qm mit einem Fenster und zwei Türen, sowie einen Flur von etwa 6 m Länge mit 5 Türen, brauchten zwei Anstreicher drei ganze Tage, was mich schon wunderte.

Dann kam das, was mich so bodenlos kränkte: Ich rief die Handynummer des Elektrikers an (seinen Namen hatte er mir nicht genannt) und bat darum, dass er nun die Wandlampe wieder anbringen könnte. Entsetzt hörte ich seine Worte: „Ihnen bringe ich gar nichts an, wenn sie so viel Kosten verursachen, es hätte auch eine Bahn zu tapezieren gereicht, außerdem ist die Lampe kaputt!“ Ich sagte, dass ich noch eine neue hätte, da giftete er weiter und schimpfte:

„Für sie mache ich nichts, demnächst verlangen sie noch, dass ich für sie einkaufen gehe!“

Ich hatte das Telefon auf laut gestellt und eine Bekannte hat es mitgehört, sie war ebenso empört und entsetzt, wie ich.
Da missgönnt ein Mensch einer Frau, die gar nichts anderes hat, als ihre vier Wände, das Bisschen Renovierung, als wenn es aus seiner Tasche ginge! Dabei hat er sich doch – mit Feiertagszuschlag – für seine 7 Stunden sicher eine dicke Scheibe vom Verdienst abgeschnitten.

Meine Tochter rief dann empört bei der OGM an und wollte den Namen der Firma wissen, den man ihr aber nicht nennen wollte. Ich meine, mal ein Auto Albert, oder so ähnlich, vorm Haus gesehen zu haben. Was haben die denn dem keifenden Rumpelstielzchen von Elektriker überhaupt zu erzählen, dass der Anstreicher so viel Kosten verursacht hat?

Das ist mal wieder ein Beweis: Man kann allen nur vor den Kopf schauen, was an Missgunst und Hass vorhanden ist, ahnt man nicht.

Autor:

Edith Schülemann aus Oberhausen

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