Vitamines in der Stema Bar auf Karpathos

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Wen es im Urlaub in die griechische Südägäis auf die Insel Karpathos verschlägt, der muss sich nicht fürchten, wenn er „Vitamines“ gereicht bekommt. Er oder sie sitzt dann weder beim Arzt oder steht in der Apotheke, man befindet sich in der Stema Bar in Arkassa auf der rauhen, windigen Westseite der Insel. Hier hat Manolo Diakomihalis mit der Stema Bar einen besonderen Ort geschaffen.

Arkassa ist durch einen Flusslauf in zwei Teile gespalten. Gehen die Touristen aus den alteingesessenen Unterkünften in Richtung Dorfplatz, so führt ihr Weg zwangsweise vorbei an der Stema Bar. Der Weg ist schmal, das nutzt Manolo in einer einzigartigen Art, Kontakt aufzunehmen. Gäste zu gewinnen, Gäste zu binden, aber sie auch immer im Blick zu haben. Dafür lieben sie ihn, „best Manolo in the world“, hört man. Schon eine Auszeichnung bei den unzähligen Griechen, die Manolo heißen. Das sagen aber auch die Griechen. Manolo, oder Manolis, „sag‘ wie Du möchtest“, ist hier geboren, „dies ist meine Insel“. In Arkassa erleben die Touristen einen Urlaub unter Griechen, es ist kein durch den Tourismus erst geschaffener Ort. Dementsprechend sieht man auch viele Griechen in der Stema Bar. Klar, man kennt sich.
Der heute 43-Jährige hat die Bar 2004 eröffnet. Mutig, so abseits von den Stränden. Aber mit einer Idee ausgestattet. Stema, das bedeutet im übertragenen Sinne so etwas wie ein besonderer Ort. Manolo spricht vom „little paradise“, was er seinen Gästen vermitteln will. Dazu gehören eben auch die Vitamines. Wer „two vitamines“ bestellt, erhält zwei Ouzo. Und zwischendurch gibt es neben Nüssen immer wieder kleine Vitamines vom Haus, Raki oder Ähnliches. Manolo selbst wirkt wie ein Magnet auf die Gäste. Das ist das Prinzip. Viele kommen, um ihn zu sprechen. Und er erkennt sie wieder, auch nach einem Jahr. Er möchte den Menschen eine gute Zeit schenken und sucht stets den persönlichen Kontakt, spricht von „my happiness“.

Offene Worte zur Krise

Dass dies gelingt und nicht in geschäftlicher Raffinesse endet, liegt auch daran, dass es durchaus im Gespräch mal über das „How was your day“ oder „enjoy your holiday“ hinausgeht. Manolo äußert sich auch zur Krise. Dass auf andere abzuschieben – zu viele Griechen hätten ihr Geld zur Seite geschafft. Doch das System könne nur funktionieren, wenn auch Steuern gezahlt würden. Auch im Tourismus hofften viele auf das schnelle Geld und er habe Sorgen, dass dieses Denken irgendwann einmal seine Insel zerstöre. Ob es besser werde? Manolo hat so seine Zweifel. Eine Frage des Kopfes, sagt er mit fragendem Blick.

Siga Siga

Zum „Sundowner“ trifft man sich in der Stema Bar bereits gerne am frühen Abend, im Hochsommer ist der Blick frei auf die untergehende Sonne, es gibt erste Cocktails, die Spezialität der Bar. Von innen schallt internationale Musik, aber auch spezielle Kompositionen wie „Siga Siga don’t worry“, auch auf youtube zu finden. „Siga Siga“, etwa mit „Alles in Ruhe“ übersetzt, ist das Motto der Insel, die sich zwar touristisch deutlich im letzten Jahrzehnt weiterentwickelt hat, aber noch herzlich wenig zu tun hat mit Massenzielen wie Rhodos oder Korfu. Alles in Ruhe, das gilt für Manolo nur bedingt, wenn er arbeitet. Dann ist er nur für seine Gäste da. Alleine ihn zu beobachten, ist bisweilen eine Show für sich. Tag für Tag bietet er dies seinen Gästen, irgendwann Mitte Mai öffnet er, Ende Oktober ist Schluss, wenn die letzten Touristen abgeflogen sind.

Winter in Dänemark

In diesem Jahr schließt die Bar wohl bereits Ende September. Seine Tochter wird eingeschult und das passiert in Kopenhagen. Manolo ist mit der dänischen Grafikdesignerin Iben verheiratet, den Winter und den Frühling verbringt er in Dänemark. In Arkassa hat die Familie ihre privaten Räume über der Stema Bar.
Fünf bis sechs Mitarbeiter hat Manolo, teils neu, teils seit Jahren. Thomas etwa, der mischt die fantastischen Cocktails wie den beliebten Mojito hinter dem Tresen schon länger.
Katarina hingegen, die die Drinks serviert, erlebt ihren ersten Sommer in der Bar. Sie ist herzerfrischend, tanzt mit den Gästen, lacht, ist immer gut gelaunt. Aber einfach ist der Job nicht. Als wir Katarina am späten Nachmittag in der Strandbar treffen, trägt sie eine große Sonnenbrille. Nur modisch bedingt? Katarina ist müde und gleich öffnet die Bar wieder. Der Abend sei eigentlich ruhig verlaufen, erzählt sie. Bis um zwei Uhr etwa 20 Gäste einliefen, so dass sie erst um sechs Uhr im Bett war. Fünf Stunden hat sie geschlafen.
Saisonarbeit in der Gastronomie ist auch unter griechischer Sonne kein Zuckerschlecken. Auch nicht für Manolo, der uns eingesteht, dass er seit seinem 15. Lebensjahr arbeitet und gerne mal anderswo im Sommer Urlaub machen würde. Mitarbeitergespräche in der Strandbar, ein Wellenbad nehmen, ein wenig beim Beachvolleyball zuschauen und dann entspannt zur Arbeit – was sich paradiesisch anhört für hiesige Bürohengste, bedeutet in Wirklichkeit fünf Monate harte Arbeit, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Und trotzdem gelingt es Monolo und seinem Team, dieses kleine Paradies zu schaffen, Jamas!

Autor:

Jörg Vorholt aus Oberhausen

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