Unwörter und gerechte Sprache: Was darf man sagen – was nicht?

Können Wörter ungerecht sein? Auch der Schokokuss verbildlicht diese Debatte. | Foto: By Friedrich Haag (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
  • Können Wörter ungerecht sein? Auch der Schokokuss verbildlicht diese Debatte.
  • Foto: By Friedrich Haag (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
  • hochgeladen von Jens Steinmann

Es geht um das, was man ja wohl noch sagen darf. "Volksverräter", das hat die Jury der Aktion "Unwort des Jahres" nahegelegt, gehört nicht dazu. Es gibt im Deutschen viele weitere Wörter, die nicht mehr gesagt werden – weil sie beleidigend, diskriminierend oder sogar verhetzend sind. Wann müssen wir uns von Wörtern trennen?

In jedem Jahr wählt die Jury ein "Unwort" aus, das dem demokratischen Austausch in besonderem Maße schade. In ihrer <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.unwortdesjahres.net/fileadmin/unwort/download/pressemitteilung_unwort2016.pdf">Pressemitteilung</a>wehren sich die Juroren gegen Vorwürfe: "Es geht dabei nicht um einen Versuch der Zensur oder Sprachlenkung, sondern darum, für mehr Achtsamkeit im öffentlichen Umgang miteinander zu plädieren." Als Erbe von Diktaturen sei das Wort "Volksverräter" die richtige Wahl – auch um auf den "zunehmenden Sprachgebrauch mit faschistischem und fremdenfeindlichem Hintergrund" hinzuweisen. Auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken fand sich dafür Zuspruch, aber auch viel Kritik.

Was darf man sagen – was nicht?

Der Vorwurf ist immer derselbe: Zensur! Im Sinne einer vermeintlichen linksliberalen "Meinungsdiktatur" sollten Andersdenkende mundtot gemacht werden, so der Konsens vieler Kritiker. Und diese stammen nicht unbedingt aus dem konservativen oder gar rechtsextremen Lager. Die Frage: Warum sollten Worte geächtet werden, wenn der Sprecher sie nur nutzt, um seinen Hass zu versprühen? Dabei gibt es im Erbe der deutschen Sprache einige Worte, die nicht mehr benutzt werden. Dazu zählt vor allem das Propaganda-Vokabular der Nationalsozialisten: "Volksschädling", "Umvolkung", "Euthanasie" etc. Auch über die rassistischen Begriffe "Neger" und "Schlitzauge" gibt es eine Übereinkunft in Deutschland: Das sagt man nicht! Wie ist es aber mit "Studenten" (anstelle des "Studierenden"), dem "Behinderten" (anstelle des Menschen mit Behinderung) oder dem "Flüchtling" (anstelle des Geflüchteten)? Obwohl jedes dieser letzten Wörter schon auf der Goldwaage lag, hat sich kein gesellschaftlicher Konsens darüber ergeben.

Wann also ist ein Wort nicht mehr tragbar? Welche Wörter sind eurer Meinung nach zu belastet, um sie noch auszusprechen? Welche sind zu Unrecht verpönt? Wir sind gespannt auf eure Kommentare.

Hintergrund: die Frage der Woche
Einmal in der Woche stellen wir an die gesamte Lokalkompass-Community die <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.lokalkompass.de/themen/frage-der-woche.html">Frage der Woche</a>. Denn wir interessieren uns für Euer Wissen, Eure Meinungen, Eure Fantasie. Lasst uns Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen - und beim Plausch darüber ein wenig Spaß haben - los geht's!

Autor:

Lokalkompass .de aus Essen-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

80 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.