Ruhrfestspiele: Vorfreude auf Bill Murray - Nina Hoss und John Malkovich begeistern

"New Worlds": Mit Texten und Musik sorgen Bill Murray und der Cellist Jan Vogler für einen kurzweiligen Abend. | Foto: www.peterrigaud.com
  • "New Worlds": Mit Texten und Musik sorgen Bill Murray und der Cellist Jan Vogler für einen kurzweiligen Abend.
  • Foto: www.peterrigaud.com
  • hochgeladen von Kerstin Halstenbach

Hier einige persönliche Eindrücke von denr aktuellen Ruhrfestspiele Recklinghausen.

 
Ute Lemper hat schon mehrfach bei den Ruhrfestspielen das Publikum bezaubert. Sie ist zweifelsfrei eine Ausnahme-Künstlerin, die spielt, singt, erzählt, tanzt und setzt auf bemerkenswerte Weise Literatur, Religionen, Kulturen und Philosophien miteinander in Beziehung. Mit "Lieder für die Ewigkeit" ist Ute Lemper am 27. und 28. Mai im Großen Haus live zu erleben.
Cate Blanchett, Juliette Binoche, Charlotte Rampling, Ethan Hawke, Michael Gambon, Jeff Goldblum und Kevin Spacey standen bei den Ruhrfestspielen schon auf der Bühne. 2018 ist es (neben John Malkovich) Bill Murray, dieser hinreißend kuriose Hollywood-Star, der so gar keinem Klischee entspricht. Er ist am 2. Juni in einer ungewohnten Rolle zu sehen: Murray macht Musik. Genauer: Er erzählt etwas in "New Worlds" darüber. Murray und der berühmte Cellist Jan Vogler präsentieren in einem amüsanten literarisch-musikalischen Dialog Beiträge von Ernest Hemingway, Mark Twain und Walt Whitman, Bach, Beethoven und Schostakowitsch. Leider gibt es im Großen Haus nur eine Vorstellung: Samstag, 2. Juni.
Michael Thalheimer gehört zu den Schwergewichten, die an den deutschsprachigen Häusern als Regisseure wirken. Er zeigt bei den Ruhrfestspielen mit dem Berliner Ensemble Brechts "Der kaukasische Kreidekreis". Unter den vielen namhaften Mitwirkenden ist Nico Holonics zu sehen, der letztes Jahr eine fantastische Leistung in dem Ein-Mann-Stück "Die Blechtrommel" nach dem Roman von Günter Grass hingelegt hat. Großes Haus, Vorstellungen vom 6. bis zum 9. Juni.

So doof können Musik-Kritiker sein

John Malkovich brillierte schon als Serienmörder Jack Unterweger und als alternder Casanova bei den Ruhrfestspielen. Der Hollywood-Star hat in "The Music Critic" am Pfingstmontag zusammen mit den Musikern Aleksey Igudesman, Corinne Chapelle,James Boyd, Thomas Carrol und Hyung-ki Jooüber einen hinreißend-komischen Streifzug über schlimme Verrisse von Komponisten und Musikern durch die Presse gezogen. Selbst solche Genies wie Beethoven, Schumann und Chopin wurden aufs Übelste angegangen. Das gilt auch für Malkovich und die genannten Musiker, die Kostproben vortrugen, wie mit ihnen umgesprungen wurde von selbstgerechten Vertretern der schreibenden Zunft. Es war einfach herrlich. Standing Ovations des Publikums, das einen der Höhepunkte der 72-jährigen Geschichte des Theaterfestivals miterleben durfte.
Zuvor hatte mittags Ausnahme-Schauspielerin Nina Hoss bei der ebenfalls ausverkauften Lesung im Kleinen Theater die Zuhörer restlos begeistert und sichtlich berührt. Sie las aus dem Roman "Nach der Flucht" von  Ilija Trojanow, der - sprachlich brillant und inhaltlich fesselnd - über Flüchtlinge aus eigener Erfahrung packend schreibt. Der Autor kam mit seiner Familie 1971 aus Bulgarien nach Deutschland. Wie ist das in der Fremde und dem Verlust, dem Ankommen, dem Anderssein und dem Vergessen, Ängsten, Ehrgeiz und Anpassung? Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. "Nach der Flucht" ist das richtige, das wichtigste Buch unserer Zeit und passt perfekt zum Gesamtthema der Festspiele, die unter dem Motto "Heimat" laufen.
Roland Zehrfeld ist ein wunderbarer Schauspieler, im Kino, im TV und auch auf der Bühne. Unter der Regie zu Peter Zadek war er schon live bei den Ruhrfestspielen zu erleben. Aber seine Aufgabe als Rezitator nahm er leider auf die leichte Schulter. Auf "Germinal" von Èmile Zola hatte er sich am Sonntag überhaupt nicht vorbereitet. Er bat um Verzeihung und kam auch menschlich-sympathisch 'rüber. Trotzdem: Wer Vortragskünstler wie den großartigen Christian Brückner (er las am 6. Mai aus Homers "Odyssee"), Nina Hoss, Andrea Sawatzki oder Ulrich Matthes (der hochverehrte Dauergast der Ruhrfestspiele wird am 3. Juni um 11 Uhr aus "Atemschaukel" von Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller lesen) erlebt hat, war entsetzt über diese Luftnummer. Sehr schade.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.