Ab 6.54 Uhr geht's los: Michael Jansen ist Bahnhofsmanager und Berufspendler

Ausblick von Gleis 1 am Hauptbahnhof Essen. Michael Jansen lebt in Essen und arbeitet in Münster. Für die Bahnhöfe in Recklinghausen, Marl, Haltern und Dorsten ist er auch zuständig. | Foto: Renate Debus-Gohl
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  • Ausblick von Gleis 1 am Hauptbahnhof Essen. Michael Jansen lebt in Essen und arbeitet in Münster. Für die Bahnhöfe in Recklinghausen, Marl, Haltern und Dorsten ist er auch zuständig.
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Wer den Mann mit dem Rucksack, dem Laptop oder dem Sportteil der Zeitung im Abteil sieht, mag denken: Das ist einer wie ich, ein ganz normaler Mensch, der mit der Bahn zur Arbeit fährt. Stimmt, Michael Jansen ist ein Berufspendler - aber die Bahn ist sein Beruf.

Genauer: Der 54-Jährige ist Bahnhofsmanager. Nicht etwa von einer kleinen Klitsche in der Provinz, sondern Michael Jansen ist der Manager des Hauptbahnhofs Münster. Und damit zugleich der Chef der Bahnhöfe in unserer Region.
Wie sieht so ein normaler Arbeitstag aus? Täglich fährt er von Essen-Werden, wo er aufgewachsen ist und mit seiner Familie lebt, über den Hauptbahnhof Essen in sein eigenes Reich, in dem die Züge rollen, nach Münster, passiert dabei Recklinghausen, Marl, Haltern und Dorsten. "Um 6.54 Uhr starte ich. Ich brauche eine Stunde bis nach Münster". Im HBF Münster gibt es als erstes eine Dienstbesprechung mit denen, die über die Nacht berichten können und denen, für die jetzt die Arbeit beginnt. Bahnhof heißt 24-Stunden-Schicht, aber die wird auf mehrere Schultern in verschiedenen Bereichen aufgeteilt. "Unser Team umfasst 50 Menschen, die zum Service, zur Technik und zum Büro gehören. Mit Wachleuten und Mitarbeitern im Reisedienst, den Pächtern in den Shops, sind es rund 100 Leute."

Essen-Recklinghausen-Münster

Zu den Aufgaben des Bahnhofsmanagers gehört viel: Sicherstellung des Eisenbahnbetriebes im Bahnhof, Zustand der Bahnsteige, Treppen, Aufzüge und Reinigung sowie die Fahrgastinformation checken. Auf die Frage, was für ihn das Wichtigste sei, antwortet Michael Jansen wie aus der Pistole geschossen: "Die Kunden."
Der Hauptbahnhof Münster ist in Deutschland aktuell einzigartig: Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde an gleicher Stelle ein Bahnhof abgerissen und rundherum neu aufgebaut. Seit mehreren Jahren laufen diese Bauarbeiten - und das bei vollem Fahrbetrieb. Ende Juni wurde die große Neueröffnung gefeiert.
Es ist auch ein großer Bahnhof. Jansen erläutert: "Münster ist Kategorie 2. Die Größe wird unter anderem aus der Anzahl der täglichen Fahrgäste und des Zugaufkommens ermittelt."

Täglich 70.000 Reisende, 500 Züge

Münster nutzen täglich durchschnittlich 70 000 Reisende und wird von 500 Zügen angefahren. Wie ist das im Vergleich zu Essen?: "Der Essener Hauptbahnhof hat doppelt so viele Reisende und Züge wie Münster, Essen gehört zur Kategorie 1."
Der Recklinghäuser Hauptbahnhof ist Kategorie 3 mit rund 11.000 Reisenden, Recklinghausen-Süd ist Kategorie 5 mit rund 1000 Reisenden. Marl-Sinsen? Kategorie 5 mit rund 2000 Reisenden. Haltern ist Kategorie 4 mit rund 5350 Reisenden und Dorsten gehört zur Kategorie 4 mit rund 3000 Reisenden. Im Gebiet von Michael Jansen ist Recklinghausen-Süd die südlichste Station, nach Norden geht es bis Gronau, nahe an die niederländische Grenze.
Auf die Frage, wie man Bahnhofsmanager wird, muss Michael Jansen schmunzeln. "Na ja, studieren kann man das so nicht." Er ist von Hause aus Betriebswirt. "Ich habe bereits vorher viele Jahre für die Deutsche Bahn gearbeitet, war in der Abteilung Controlling in Düsseldorf tätig."
Also ein Mann der Zahlen, jemand, der exakt zu rechnen versteht. Doch Michael Jansen reizte die Veränderung. Als die Stelle des Bahnhofsmanagers von Münster vakant wurde, bewarb er sich darum erfolgreich. Seit September 2015 macht er diesen neuen und seltenen Job: "Ich liebe meine Arbeit, sie macht mir sehr viel Freude. Denn ich habe es jetzt mit Menschen zu tun, nicht mehr nur mit Zahlen. Meine Arbeit ist spannend."
Auch darum ist Autofahren für ihn Freizeitsache. Zur Arbeit fährt er mit dem Zug, hat selbst täglich Eindrücke von seinem "Reich". Würde er auch mit der Bahn in Urlaub fahren? "Das machen meine Frau und ich sehr gerne. Mit dem "Leonardo da Vinci" nach Südtirol zu fahren ist wunderbar."
Geboren wurde Michael Jansen in Hamburg, aber er wuchs in Werden auf, ging dort zur Schule. Werden, Essen, sind für ihn Heimat. Als kleiner Junge träumte er übrigens nicht davon, Lokführer zu werden. Michael Jansen: "Ich wäre gerne Pilot geworden."
Aber das ist eine andere Geschichte.


Was ihn ärgert

Es gibt etwas, was Michael Jansen ärgert: Vandalismus in Zügen und Bahnhöfen. "Wenn Ihnen etwas auffällt, melden Sie das bitte unter 0201 182 1055. Das geht rund um die Uhr."

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen

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