Jahrhundertbaustelle für den Deich

Auf eine Baufeld von 60 Hektar wird der Deich verlegt und erweitert 
(Foto: Dirk Kleinwegen)
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  • Auf eine Baufeld von 60 Hektar wird der Deich verlegt und erweitert
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600.000 Kubikmeter Erdbewegung auf 60 Hektar

Mit 60 Hektar ist die Deichverlegung zwischen Bienen und Praest die größte Baustelle in der Umgebung. Der Deichverband und die ausführende Baufirma veranstaltete am letzten Samstag eine öffentliche Baustellenbesichtigung der Jahrhundertbaustelle.

Zwischen Rees-Bienen und Emmerich-Praest wird auf einer Länge von 4 Kilometer der Deich erneuert. Auf 2,6 Kilometer wird der Deich zurückverlegt. Dadurch wird aus wasserwirtschaftlicher Sicht ein Zugewinn von 26,3 Hektar geschaffen. Das entspricht einem Volumen von 1,3 Millionen Kubikmetern.

Die Besucher der Jahrhundertbaustelle wurden im Bienener Bürgerhaus von Mitarbeitern des Deichverbandes Bislich - Landesgrenze und des ausführenden Unternehmens Maartens en Van Oord Aannemingsbedrijf b.v. aus Oosterhout in den Niederlanden begrüßt und mit vielen großen Zahlen konfrontiert.

Ein Deich wie aus Pudding

Nach einer kurzen Erklärung und einem Film mit Luftaufnahmen der Baustelle, wartete der Bus auf die neugierigen Besucher. Über die provisorische Baustraße fuhr der Bus die jeweils 20 Personen auf die Großbaustelle. Beim ersten Punkt der Route konnte Bart Hubbers von MvO genau den Aufbau des neuen Deiches erklären. Die alten Deiche bestanden homogen aus Lehm. Das ist zwar stabil, hat aber den Nachteil, dass sich bei langanhaltendem Hochwasser der Deich voll Wasser saugt und das Wasser nicht mehr abgeben kann. Dadurch verliert der Deich die Stabilität. Bart Hubbers verglich das mit der Konsistenz von Pudding.

Der neue Deich hat flache Böschungen und daher die doppelte Aufschlagsfläche wie bisher. Auf der Rheinseite erhält der Deich eine Dichtschürze aus Lehm, zur Sandseite jedoch ein Sand-Kies-Gemisch als Filterkörpermaterial. Hier kann das Wasser, dass in den Deichkörper eingedrungen ist, gezielt über ein Drainagesystem wieder austreten.

Jeder Besucher bekam im Vorfeld ein Blatt mit den Querschnitten vom alten und neuem Banndeich ausgehändigt. Am ersten Haltepunkt waren die drei Zonen, bis auf das Lehmfundament, noch genau zu erkennen: Der Stützkern aus Sand, die Dichtschürze aus Lehm zur Wasserseite und das Sand-Kiesgemisch zur Landseite. Bis zum Einbau der Deichkrone wird es noch einige Zeit dauern. Am zweiten Punkt der Baustellenbesichtigung, in Richtung Praest, ist der Bauzustand schon weiter fortgeschritten.

Arbeiten schon weit fortgeschritten

Bis auf die Ausgleichsschicht aus Sand und einem Meter an Filtermaterial sind die Grundarbeiten fast abgeschlossen. Noch in diesem Sommer soll begonnen werden, den Oberboden anzudecken. Auf der Wasserseite will man mit der Einsaat beginnen und der Schotter für den Wegebau soll gekippt werden. Im Herbst soll dann ein Subunternehmen den Asphalt ziehen und mit der Pflasterung beginnen.

Hubbers kann an diesem Bauabschnitt auf zwei Punkte hinweisen, die wohl auch dafür sorgen, dass die Baustelle vermutlich ein Jahr früher als geplant fertig wird. Zu einem fährt der Bus an über 20 Baufahrzeugen vorbei, die akkurat aufgereiht entlang der Baustraße stehen. Auf der Baustelle sind meist drei Raupen, eine Glattmantelwalze, zwei Schaffußwalzen, drei große Radlader, verschiedene 40-60-Tonnen-Bagger, zwei Dumper mit 30 Tonnen Nutzlast und einem Wasserfass zur Staubbekämpfung im Einsatz. Es wird mit sehr hohen Fahrzeugeinsatz gearbeitet. Auf rund 20 Mitarbeiter kommt die gleiche Anzahl an Fahrzeugen.

Der zweite große Vorteil ist die Verwendung von einer mobilen Baustraße aus 12 x 3,5 Meter großen und fünf Tonnen schweren Stahlplatten. Die Baustraße umfasst mittlerweile eine Länge von drei Kilometern und kann sehr schnell und flexibel angepasst werden.

Dennis Steffen von Deichverband lobte aber auch die ausgefeilte Baulogistik und das super erarbeitete Bauablaufkonzept des ausführenden Unternehmens.

3000 Verdachtsmomente auf Kampfmittel

In seinem Vortrag ging er auch auf die früheren Schritte zur insgesamt 24 Millionen Euro teuren Maßnahme ein. Das begann schon vor einigen Jahren mit dem Genehmigungsverfahren und dem Flurbereinigungsverfahren um die notwendigen Flächen für die Deichtrasse zu erwerben. Eine längere Zeit musste auch für die Kampfmittelräumung verwendet werden. Auf dem gesamten Baufeld wurden im Rahmen einer vorgezogen Kampfmitteluntersuchung 3000 Verdachtsmomente ausgegraben. Dabei wurden mehrere hundert Kilogramm an Munition gefunden. 30 Granaten mussten sogar vor Ort gesprengt werden.

Die 500-600 Baustellenbesucher waren sehr interessiert an der großen Baustelle zwischen Rees und Emmerich. Für den Deichverband sind solche Veranstaltungen wichtig um in Kontakt mit den Bürgern zu kommen. „Wir legen sehr viel Wert auf unsere Öffentlichkeitsarbeit. Die Reeser und Emmericher Bürger dürfen aber auch jederzeit beim Deichverband anrufen und nachfragen“, erläutert Dennis Steffen.

Autor:

Dirk Kleinwegen aus Rees

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