Rheinbergs starke Frauen

Anja Rupprecht (Mitte, in hellblau) ließ Rheinbergs starke Frauen lebendig werden.
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  • hochgeladen von Carmen Friemond

Rheinberg. Biertrinken ist Männersache. Bierbrauen auch. Von wegen. Denn wer in die Geschichte eintaucht, lernt, dass früher Bierbrauen Frauensache war. Nicht nur, dass sich nicht ein Abt, sondern mit Hildegard von Bingen erstmals eine Äbtissin mit dem Thema Bier und Hopfen auseinandergesetzt hat, im Mittelalter galt Bierbrauen salopp gesagt, als Arbeit der Frauen. Ein Braukessel gehörte zur Mitgift. Den dürfte auch Bela von Glinde bekommen haben, als sie heiratete. Sie lebte auf einer alten Wasserburg südwestlich von Rheinberg, und gehört zu den frühen starken Frauen der Stadt. Welche es noch gab und gibt, war jetzt Thema einer kleinen Exkursion, zu der die SPD-Bürgermeisterkandidatin Rosemarie Kaltenbach im Rahmen ihrer Reihe „Mein Rheinberg“ eingeladen hatte. Autorin Anja Rupprecht, die gerade erst ein Buch über Rheinberg im 1. Weltkrieg veröffentlicht hat, übernahm die sachkundige Führung durch die Stadt.
Station zum Beispiel war die Orsoyer Straße 8 bis 10, wo das erste Krankenhaus der Stadt gestanden hatte. Betrieben wurde es von den Clemensschwestern ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Am Standort selbst hatte sich ein so genanntes Gasthaus befunden, das Aufnahmestätte für ältere und gebrechliche Rheinberger war. Die Geschichte von Caroline Lombard ist eng mit dem Kamper Hof verknüpft. Ihr Vater war Jurist und Hofrat Andreas Stündeck, der letzte Anwalt der Abtei Kamp, bevor diese zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst wurde. Sie heiratete Wilhelm Lombard, zog nach Berlin, war bekannt mit Annette von Droste-Hülshoff und wird in deren Briefen oft erwähnt. Caroline Lombard übersetzte Werke aus dem Französischen und Lateinischen und veröffentlichte auch selbst Beiträge. Catharina Albrecht war die Begründerin der Underberg-Dynastie. Anna-Maria Gosses war Lehrerin an der Katholischen Mädchenschule in Rheinberg, deren Verlobter im 1. Weltkrieg fiel. Sie lebte im Haus Fischmarkt Nummer 4 bis zu ihrem Tod 1970. Geheiratet hat sie nie. Seit geraumer Zeit gibt es in Rheinberg den Maria-Kann-Weg. Maria, geboren 1899, war das 12. Kind einer Korbmacherfamilie, die in der Kamper Straße lebte. Sie ging, wie es damals üblich war, als junge Frau in die Hauswirtschaft, zu einer jüdischen Familie nach Wuppertal. Ihr ist es zu verdanken, dass die beiden Töchter dieser Familie mit einem der letzten Kindertransporte nach England fliehen konnten. Nach dem Krieg waren die Mädchen häufig in Rheinberg, um ihre Maria, die 1987 starb, zu besuchen.
Der spannende Nachmittag endete mit einer gemütlichen Runde in der SPD-Geschäftsstelle, wo die Teilnehmerinnen des Spaziergangs mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden und sich ausgehend von den historischen auch über aktuelle Themen austauschten.

Autor:

Carmen Friemond aus Dinslaken

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