Schermbecker Athleten beim Ironman in Klagenfurt

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Schermbeck/Klagenfurt. Carsten Klein-Bösing, Stefan Lankes und Rainer Schikora legen 226 Kilometer schwimmend, Rad fahrend und laufend im wunderschönen Kärnten zurück.

2011 absolvierten die drei Leichtathleten des SV Schermbeck einen Langdistanz Triathlon an der Ostsee. Damals besprachen Sie, dass Sie in Ihrem Nuller-Jahr eine ähnliche Herausforderung meistern wollen. 2017 war es dann soweit, Carsten wird 40, Stefan 50 und Rainer 60 Jahre.

Mit dem Ironman in Klagenfurt meldeten sie sich für einen der landschaftlich schönsten Veranstaltungen an. Von da an stand fest, dass der Trainingsaufwand wieder stark erhöht werden muss, um die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen bewältigen zu können. Zumal in Österreich die Radstrecke mit knapp 2.000 Höhenmetern bespickt ist.

Freitag ging es los mit der Abholung der Startunterlagen, ein richtiges kleines Zelt Dorf ist am Wörthersee entstanden, um die 3.000 Teilnehmer(innen) einen ansprechenden Rahmen zu bieten. Mehrere Beutel, eine Startnummer und Startnummernaufkleber bekamen die Athleten.

Einen blauen Beutel, um die Sachen zu verstauen, die für das Rad fahren nötig sind und einen roten Beutel für die Laufsachen. Ein weiterer weißer Beutel konnte mit Sachen für nach dem Rennen gefüllt werden.

Samstagmittag musste dann das Rad mit den Wechselbeuteln in der Wechselzone platziert werden. 3.000 hochwertige Fahrräder stehen dann aufgereiht eine Nacht und warten auf den Einsatz. Dann beginnt auch das erste kribbeln. Ein letzter Blick in die Beutel, sind die Radschuhe drin, habe ich an alles für das Laufen gedacht. Danach noch einmal zum Rad, sind die Reifen genügend aufgepumpt, aber auch nicht zu hart, dass sie in der Sonne platzen. Wie kann ich mir den Standort meines Rades am besten merken. Die Wettkampfstimmung lag in der Luft. Am Ausgang der Wechselzone bekamen die Teilnehmer einen Zeitmesschip, den sie am Wettkamptag am Fußgelenk tragen mussten. Die drei Schermbecker Athleten machten den Chip direkt am Bein fest, um ihn ja nicht am nächsten Morgen zu vergessen.

Dann war es soweit der längste Tag des Jahres stand an. Um 4:00 Uhr ging der Wecker, noch mal ordentlich frühstücken, um eine ordentliche Grundlage für den Tag zu schaffen. Um 5:00 Uhr ein letztes Mal zum Rad, die Getränkeflaschen anbringen, Luftdruck erneut prüfen. Dann langsam die Wettkampfkleidung anziehen und die Straßenkleidung in den weißen Beutel verstauen. Es ist mittlerweile kurz nach 6:00 Uhr und das Strandbad von Klagenfurt (Startbereich) füllt sich mit Athleten und Zuschauern. Der Neoprenanzug wird angezogen, die Badekappe übergestreift, der Sitz der Schwimmbrille kontrolliert, dann muss man sich in verschiedene Startbereiche begeben. Je nach angestrebter Schwimmzeit wird man nach und nach ins Wasser gelassen, der Rolling Start.

6:40 Startschuss für die Profimänner. Die spannungsgeladene Stimmung unter den Altersklassenathleten ist deutlich spürbar. 6:42, die Profifrauen machen sich auf den Weg. Und ab 6:50 folgt der Lindwurm der Altersklassentriathleten. Alle 10 Sekunden werden 12 Athleten ins Wasser gelassen, um die Gefahren der früheren Massenstarts zu entgehen. Langsam wird man in der Schlange wartend näher Richtung Strand geschoben und plötzlich steht man direkt vor dem Start und die große Uhr zeigt den Countdown an. 5, 4, 3, 2, 1 und los noch etwas ungläubig über die Startmatte laufend ist man dann im Renngeschehen. Punkt 7 Uhr läuft so Carsten als erster Schermbecker ins Wasser des Wörthersees. Türkisblau ist es und mit fast 24 Grad angenehm warm. Stefan und Rainer hatten sich, als etwas langsamere Schwimmer weiter hinten eingereiht. 1,2 Kilometer in den Wörthersee hinein, einmal links und nach weiteren 500 m nochmals links. Nach 1,1 Kilometern Richtung Ufer begann der Lendkanal, der erste Hotspot des Tages. Der ca. 10m breite Kanal war links und rechts gesäumt von Zuschauern, die einen die letzten 1000 Schwimmmeter nach vorne peitschten. Am Ausstieg beim Strand des Seehotels griffen viele helfende Hände nach den Schwimmern, um diese in die senkrechte Position zu bringen. Die ersten Schritte noch leicht wankend, ging es für Carsten Klein-Bösing bereits nach 1:05 Std. über den knapp 500m langen roten Teppich das erste Mal in die Wechselzone. Den blauen Beutel geschnappt, Neoprenanzug aus, Radschuhe an, Helm auf, Startnummer um und den Neoprenanzug im Beutel verstauen. Dann zum Rad um am Ende der Wechselzone aufzusteigen. Keine 7 Minuten nach dem Ausstieg aus dem Lendkanal war Carsten schon auf dem Rad. Nach weiteren 6 Minuten hatte Stefan das Ufer erreicht und konnte dem Rad entgegenlaufen. Rainer Schikora erlebte in seiner schwächsten Disziplin einen Kampf mit seiner Schwimmbrille, erst wurde sie ihm im Getümmel vom Kopf geschlagen, nach dem erneuten Aufsetzen war eine Seite undicht, nach erneuter Korrektur Beschlug eine Seite, so standen für Rainer beim Erreichen der Wechselzone schon 1:39 Stunde auf der Uhr.

Die 180 Kilometer lange Radstrecke ist landschaftlich unheimlich schön, hat es aber auch in sich. 2 Mal ist der 90 Kilometer lange Rundkurs zu durchfahren. Die ersten 18 Kilometer sind nahezu flach am Südufer des Wörthersees, bevor ein erster kleiner Anstieg in Velden daran erinnert, dass man in Österreich ist. Ab Kilometer 30 gibt es keinen Zweifel mehr, dass die kleinen Gänge gebraucht werden. Es geht hinauf zum Faaker See einem weiteren traumhaften Gebiet im Kärntener Land. Es folgt eine schnelle Abfahrt. Der letzte Blick auf den Tacho macht Carsten Klein-Bösing bei knapp 62 km/h, danach wendet er den Blick nicht mehr von der Straße. Eine spätere Kontrolle weist eine Höchstgeschwindigkeit von 74 km/h aus. Die nachfolgenden Kilometer sind wieder leicht ansteigend aber gut zu fahren. Erst der Rupertiberg bei Kilometer 65 sieht wieder zum Fürchten aus. Von da an geht es in leichten Wellen wieder zurück Richtung Klagenfurt. Nach dem Passieren der 90 Kilometer Marke geht es Richtung Wechselzone und um einen Wendepunkt, bevor man die Runde ein zweites Mal in Angriff nehmen darf. Mit zunehmenden Kilometern in den Beinen erscheinen die Hügel aus der ersten Runde mittlerweile auch wie Berge. Zweifel kommen auf, ob man den Rupertiberg ein zweites Mal fahrend schaffen kann, oder ob er einen zum Absteigen und schieben zwingt. Konsequentes runterschalten bei Anstiegen bewahrt die drei Schermbecker Athleten vor Schiebeeinheiten. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 30 km/h erreicht Carsten nach 6:09 Std. auf dem Rad ein zweites Mal die Wechselzone. Den roten Beutel mit der Startnummer 1817 vom Haken neben den anderen 2.999 Beuteln gesucht und gefunden, Laufschuhe und frische Socken raus, Helm rein und weiter geht es auf den abschließenden Marathon. Carstens Befürchtung, dass wegen der mangelnden Trainingskilometer seine beiden Vereinskollegen aufholen könnten bestätigten sich nicht, doch Stefan Lankes war dicht auf den Fersen exakt vier Minuten mehr als Carsten benötigte er für den Radsplit. Rainer Schikora hatte mit den Bergen deutlich mehr zu kämpfen, erledigte die 180 Radkilometer mit einem ansprechenden Schnitt von 26 km/h.

Die Laufstrecke führte durch den schönen Europapark und anschließend am Wörthersee entlang Richtung Krumpendorf. Auf dem gleichen Weg ging es dann zurück zum Europapark und weiter am Lendkanal entlang Richtung Klagenfurter Innenstadt. An gut duftenden Restaurants vorbei auf den Marktplatz, der den Wendpunkt für den Bereich der Strecke markierte. Auch hier ging es auf dem gleichen Weg zurück, so dass man vielen Athleten begegnete. Beim erneuten Erreichen des Parks am Seeufer waren 21,1 Kilometer und damit die Hälfte des abschließenden Marathons absolviert. Nun war mentale Stärke gefragt und es mussten positive Gedanken in den Kopf, um die Beine weiter in Bewegung zu halten. 205 Kilometer hatte man zu diesem Zeitpunkt schon schwimmend, fahrend und laufend absolviert, doch die letzten 21,1 Kilometer sind auch die schwersten. Mit kleinen Zielen, von einer Verpflegungsstation zur nächsten konnte man die letzten Kilometer in kleine Ziele teilen. Alle 2,5 Kilometer gab es Getränke und andere Verpflegung. 10 Kilometer vor dem Ziel feuerte Carstens Familie nochmal an. 216 Kilometer geschafft, nur noch 10, ein ganz normaler kleiner Volkslauf also trennen noch vom großen Ziel. Zwischendurch übermannen einen die Freude und der Stolz über das, was man bis dahin schon geschafft hat. Mit Tränen und Grinsen im Gesicht geht es weiter, wieder in die Klagenfurter Innenstadt. Die Füße kleben am Pflaster von der am Verpflegungsstand verschütteten Cola. Ein letztes Mal um den Wendepunkt und nur noch 5 Kilometer zurück. Euphorie macht sich breit, jedem Zuschauer und Helfer wird ein Dankeschön für die Unterstützung zugerufen. Dann der einmalige Zieleinlauf, bei dem hunderte Menschen auch 4 Stunden nach dem der Sieger Jan Frodeno über die Ziellinie gelaufen ist noch jubeln. Carsten Klein-Bösing läuft nach 12:18 Stunden über die Ziellinie. Stefan Lankes folgt nach 12:41 Gesamtzeit. Rainer, der den schnellsten Marathon der drei Schermbecker läuft, folgt knapp eine Stunde später mit 13:38 Stunden.

Name AK Platz Pl. Männer Pl.gesamt Swim Bike Run Finish
Klein-Bösing, Carsten 344 1487 1609 1:05:14 6:09:23 4:51:12 12:18:07
Lankes, Stefan 187 1637 1781 1:18:34 6:13:26 4:57:22 12:41:45
Schikora, Rainer 31 1891 2088 1:39:09 6:56:22 4:45:41 13:38:05

Text und Fotos: Carsten Klein-Bösing

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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