Autos mit Seele

Handwerkliches Geschick: Heribert Büsgen und sein Team mit einem Alfa Romeo Giulia Spider aus dem Jahr 1963. Foto: Jarych
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Das Automobil hat sich im Laufe der Zeit zu einem mit ausgeklügelten technischen Hilfsmitteln ausgestattetem Fortbewegungsmittel entwickelt. Wer aber auf Navigationssysteme und co. verzichten kann und stattdessen den Geruch von Benzin und Öl bevorzugt, kommt beim Fahren eines Oldtimers auf seine Kosten.

„Fahrzeuge, die vor mindestens 30 Jahren erstmals in Verkehr gekommen sind, weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sind und zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen.“ So definiert der Gesetzgeber Autos, die als Oldtimer bezeichnet werden können.

Oldtimer bringen die Augen von Autoliebhabern zum Leuchten. „Meine Mitarbeiter freuen sich, traditionelle Arbeit durchführen zu können. Das erfordert viel handwerkliches Geschick“, sagt Heribert Büsgen, der in Schwelm ein Autohaus betreibt.

Büsgen und seine Mitarbeiter sind unter anderem auf Alfa Romeo spezialisiert. „Gerade bei Alfa Romeo ist es so, dass die über 100-jährige Geschichte immer wieder atemberaubende Fahrzeuge hervorgebracht hat“, erzählt Büsgen. „Alle – auch die alten Modelle – haben eine Seele.“

Oldtimer kann im Prinzip jeder fahren. Doch gilt es, einige Dinge zu beachten. „Man sollte, wenn man sich dieser Leidenschaft hingeben möchte, die einschlägige Fachliteratur studieren und mit Clubs Kontakt aufnehmen“, erläutert Büsgen. Außerdem sollte man ein Autohaus, dass die entsprechende Marke führt, besuchen, um im Bedarfsfall Reparaturen durchführen lassen zu können. Die Fachhändler können entsprechende Ratschläge geben, den ner kennt die Merkmale der Modelle. „Damit man keine unerwarteten Überraschungen erlebt“, wie Büsgen betont.

Ein gut gepflegter Oldtimer fährt sich genauso gut wie ein neues Fabrikat, „Grundsätzlich ist so ein Fahrzeug alltagstauglich“, sagt Büsgen. Natürgemäß sollte man ein solches Auto entsprechend behandeln. Schließlich handelt es sich bei Oldtimern um echte Liebhaberstücke. „Wenn man viel Zeit, Liebe und Leidenschaft in so ein Auto investiert, wäre es schade, wenn die Witterungsbedingungen im Winter das Fahrzeug unnötig strapazieren“, gibt Büsgen zu bedenken.

Ist doch einmal etwas defekt, lassen sich Schäden in der Regel beheben. Bei Oldtimern, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden sind, kommt man an Ersatzteile noch ran.

Einige Marken zeigen eine Kontinuität in der Modellbauweise und beweisen ein historisches Bewusstsein. „In jedem aktuellen Fahrzeug“, so Büsgen über Alfa Romeo, „finden sich Design-Merkmale der Geschichte der Marke wieder. So kann man mit gutem Gewissen bei jedem alten und neuen Modell von neinem Stück Geschichte Alfa Romeo sprechen.“

Ein richtiges Abenteuer kann man mit Oldtimern erleben, die wesentlich älter sind. „Die Autos haben alle ihre Macken, die lernt man während der Fahrt kennen“, erzählt Hans Walter Möller. Der Ennepetaler und seine Frau Christine fahren drei Oldtimer: einen BMW AM4 Baujahr 1932, einen Ford T Baujahr 1915 und einen zweiten Ford T Baujahr 1911.

Zu ihrem Hobby sind die beiden vor rund zehn Jahren gekommen. „Das war ein Zufall“, erinnert sich Hans Walter Möller. „Wir haben den BMW bei einem Händler im Schaufenster gesehen. Das Auto wollte kein Mensch haben.

Obwohl restauriert, passten viele der technischen Sachen nicht zum Original. „Leute, die heute Oldtimer kaufen, wollen einen aus den 50er, 60er oder 70er Jahren haben“, sagt Möller. Der Grund: Bei den älteren Modellen ist es schwierig, an Ersatzteile zu kommen. Das betrifft auch den BMW AM4. „Den Vergaser aus dem Jahr gibt es nicht mehr“, erläutert Möller.

Mit ihren Oldtimern sind die beiden Ennepetaler in Deutschland und in Österreich unterwegs, nehmen an Ausfahrten mit einem Club und auch an Charity-Veranstaltungen teil. „Tagestouren von 150 Kilometer Länge schafft so ein Fahrzeug schon“, erzählt Hans Walter Möller.

Fährt man ein 100 Jahre altes Automobil, muss man sich auf Überschungen gefasst machen. „Als wir den Ford T gekauft haben, wussten wir nicht, dass da Baumwollbremsen drauf sind“, erzählt Christine Möller. Bei einer Fahrt gab es mit den Bremsen plötzlich Schwierigkeiten. Nur durch Tricks mit dem Schalten der Gänge konnte ein Unfall verhindert werden. Mittlerweile besitzt das Auto Zusatzbremsen.

„Was die Sicherheit angeht, muss man bei der Originalität Abstriche machen“, meint Hans Walter Möller. Unfälle zu vermeiden ist im Straßenverkehr mit das Wichtigste. Bleibt der Wagen aus anderen Gründen liegen, ist Hilfe oft schnell da.
„Das Schöne, wenn man mit einem Oldtimer unterwegs ist, ist, dass immer Leute stehen bleiben und helfen“, sagt Möller. Kein Wunder. Wer kann schon von sich behaupten, dem Fahrer eines Ford T bei einer Panne geholfen zu haben?

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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