Ein Praktikum mit Hindernissen

Alfons Schach, Olaf Schade, Uwe Schütz und Katrin Johanna Kügler freuen sich über das erfolgreich absolvierte Praktikum von Marcus Gesellchen. | Foto: Privat
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Der Einstieg ins Berufsleben ist für die meisten Jugendlichen mit anstrengenden Herausforderungen verbunden. Noch anstrengender wird es, wenn man ein Handicap hat.
Einfach vorwärts in den kleinen Fahrstuhl fahren und mal eben die Kreishausetage wechseln, kann Marcus Gesellchen nicht. „Mit meinem Rollstuhl muss ich mich schräg hinein manövrieren, sonst schließen die Türen nicht“, kommentiert er dennoch gelassen. Kleine Aufzüge, schmale Bürotüren und dunkle Flure stellen ihn vor Herausforderungen, sind letztlich aber keine unüberwindbaren Hindernisse für ihn. Als das Kreishaus gebaut wurde, war der Begriff „Inklusion“ noch ein Fremdwort. Dennoch habe er schon Schlimmeres erlebt, entgegnet Gesellchen. Mit der Bahn könne er beispielsweise nur fahren, wenn er vorher telefonisch um eine Rampe bittet.
Seit über zwei Monaten absolviert der 23-Jährige ein Praktikum im sozialpsychiatrischen Dienst des Fachbereiches für Soziales und Gesundheit. Vollgepackte Tage mit Teambesprechung, Telefondienst und Internetrecherche haben den jungen Mann trotz eingeschränkter Barrierefreiheit schnell ankommen lassen.
Vorurteile aufgrund seiner Behinderung sind ihm bei seinen ersten Schritten im Berufsleben nicht begegnet. Skeptisch seien lediglich die Kunden am Telefon. „Menschen mit psychischen Erkrankungen sprechen ungern mit Fremden über ihre Probleme“, kann Gesellchen nachvollziehen. „Wenn überhaupt, wollen sie mit ihren Vertrauenspersonen reden“. Seine Kollegen sind viel im Außendienst unterwegs. Am Telefon kann er sich zumindest die Kontaktdaten notieren und so einen Rückruf sicherstellen.
Das Praktikum ist Teil der Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation, die Gesellchen im Berufsbildungswerk der Evangelischen Stiftung Volmarstein macht. Noch ein Jahr, dann hat er seinen Abschluss in der Tasche. Sein größter Wunsch ist, einen festen Job in seiner Heimatstadt Köln zu finden. Vom Praktikum in der Kreisverwaltung erhofft er sich auch Vorteile bei der kommenden Jobsuche.
Leicht wird es für ihn wahrscheinlich trotzdem nicht, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Schon einen Praktikumsplatz zu bekommen, ist für Jugendliche mit Handicap nicht selbstverständlich, weiß Ausbildungsleiter Alfons Schach vom Berufsbildungswerk der Stiftung Volmarstein. „Die meisten Unternehmen geben diesen jungen Menschen erst gar keine Chance. Dabei sind Berufserfahrungen außerhalb der behüteten Atmosphäre in Volmarstein Gold wert und setzten oft ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten frei“, berichtet Schach über seine Erfahrungen.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis will auch in Zukunft Praktika für Jugendliche mit Handicap ermöglichen. „Bis jetzt haben wir ausschließlich beste Erfahrungen gemacht und als öffentliche Verwaltung wollen wir auch als gutes Beispiel voran gehen“, unterstreicht Astrid Hinterthür, Fachbereichsleiterin für Soziales und Gesundheit.

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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