Rowohlt Verlag

Beiträge zum Thema Rowohlt Verlag

Kultur

Paul Austers Roman „Baumgartner“
Mit dem Stift in der Hand

"Ich glaube, dass jeder Autor gewissen inneren Zwängen unterliegt. Ich jedenfalls verspüre den ständigen Druck, weiterzuschreiben, weiterzuarbeiten. Jedes Mal, wenn ich etwas abgeschlossen habe, fürchte ich, versagt zu haben", hatte Paul Auster in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" erklärt und uns 2017 ein ausladend umfangreiches Erzählwerk mit dem Titel „4321“ vorgelegt. Es war ein opulentes biografisches Verwirrspiel, ein höchst ambitioniertes literarisches Rätsel, ein...

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  • 09.11.23
  • 1
Kultur

Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel“
Er musste Filme drehen

Schon vor der Veröffentlichung hatte dieser Roman einen wahren Hype ausgelöst. Mit Superlativen wurde dabei nicht gegeizt. Das vehemente Rühren der Werbetrommel hält auch auf dem Büchermarkt immer mehr Einzug. Erinnern wir uns zurück. Schon 2005 hatte sich der heute 48-jährige Daniel Kehlmann in seinem Weltbestseller „Die Vermessung der Welt“ an Lebensläufen realer historischer Figuren abgearbeitet – damals waren es Alexander von Humboldt (1769-1855) und Carl-Friedrich Gauß (1777-1855), zwei...

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  • 17.10.23
Kultur

Valery Tscheplanowa: „Das Pferd im Brunnen“
Wir sind alle geliehen

„Ich habe einiges erfunden, einiges ist dazu gekommen aus anderen Familien. So habe ich ein Bild gebaut“, hat kürzlich die 43-jährige, in Kasan (Russland) geborene Valery Tscheplanowa, die mit acht Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland kam, in einem Interview erklärt. Ihr eigenes Leben hat sie einmal als Groschenroman bezeichnet. Bisher war Tscheplanowa als Schauspielerin in Erscheinung getreten, hatte in Heiner Müller-Stücken (unter Dimiter Gotscheff) und kürzlich in Salzburg im „Nathan“...

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  • 23.08.23
Kultur

Ulrike Sterblichs Roman „Drifter“
Vom Blitz getroffen

Wer ein Faible für schräge Figuren, für fantastische Handlungssequenzen und gedankliche Volten hat und sich überdies eine Prise jugendlichen Eigensinn bewahrt hat, der kommt im neuen Roman der 53-jährigen Berliner Schriftstellerin Ulrike Sterblich voll auf seine Kosten. Die studierte Politologin hatte zuletzt 2021 den Roman „The German Girl“ veröffentlicht. Die Autorin bricht mit allen Genreregeln, vermischt Sachbuchpassagen aus der Welt der Wirtschaft, schräge Milieuschilderungen und eine fast...

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  • 09.08.23
Kultur

Zum Tod des Schriftstellers Martin Walser
Großer Erzähler und kritischer Geist

Er hat bis zuletzt unermüdlich geschrieben. Seine Texte waren zwar deutlich kürzer geworden, aber seine dichterische Fantasie schien nicht zu versiegen. Zuletzt war zum 95. Geburtstag von Martin Walser ein Band mit Traumtexten erschienen, die durch Zeichnungen von Cornelia Schleime mehr als nur begleitet werden. „Mühelos führt der Traum ganz verschiedene Räume durcheinander, ohne dass sie einander verletzen oder auch nur stören“, schrieb Walser. Martin Walser war weit mehr als nur einer der...

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  • 28.07.23
  • 1
Kultur

Neues von Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss
Keine Pause, keine Ruhe, keine Kraft

„Welchen Faden ich auch immer aufnehme, hinter der nächsten oder spätestens der übernächsten Ecke führt er zu einem Massengrab“, hatte der 52-jährige Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss in seiner Dankesrede erklärt, als er 2019 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wurde. Bärfuss' Blick ist stets an den Rand unserer Gesellschaft gerichtet, er erzählt von den „Abgehängten“, die täglich Niederlagen einstecken müssen, weil sie nicht dazu gehören, weil sie Bildungsverlierer (in den Augen der...

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  • 04.05.23
Kultur

Tonio Schachingers Roman „Echtzeitalter“
Internat als Hölle

Auf der ersten Seite beschreibt der 31-jährige Autor Tonio Schachinger äußerst detailliert die Außenansicht eines bekannten Wiener Internats. Sein Tonfall schwankt dabei zwischen Bewunderung und Verachtung. Dieser disparate Grundtenor zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung des zweiten Romans des Wiener Schriftstellers, der 2019 mit seinem Debüt „Nicht wie ihr“ auf große Resonanz gestoßen war. Im Mittelpunkt der Handlung, die von 2010 bis in die Corona-Zeit reicht, steht der Schüler...

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  • 28.03.23
Kultur

Erinnerungen des Regisseurs Edgar Reitz
Heimat wehrt sich in uns

Der bekannte Filmregisseur Edgar Reitz ist fremdgegangen und hat pünktlich zu seinem 90. Geburtstag einen opulenten Band mit Lebenserinnerungen veröffentlicht. Selbstverständlich spielt in diesem Buch auch seine Arbeit als hochgelobter Filmregisseur eine zentrale Rolle. „Wir wollen ja nicht in der Enge des Horizontes, in den wir mal geboren werden, für alle Zeiten bleiben, vor allem wir modernen Menschen nicht. Aber die Heimat wehrt sich in uns, sie krallt einen, hält einen fest. Da entstehen...

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  • 29.10.22
Kultur

Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Peter Nádas
Schreiben mit einer Lupe

„Ich las in jungen Jahren Jung und Freud und rutschte dann in eine Selbstanalyse hinein. Das dauerte etwa vier, fünf Jahre, von denen anderthalb aus nichts anderem bestanden als aus dieser Arbeit und dem Erdulden ihrer Ergebnisse. Das war am Rande des Wahnsinns“, hatte der ungarische Schriftsteller Peter Nádas in einem Interview mit dem Digitalmagazin „Republik“ aus der Schweiz erklärt. Nádas ist ein Mann der Extreme und mit konventionellen Maßstäben kaum zu messen. Er liebt seine Geburtsstadt...

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  • 12.10.22
Kultur

Zum Tod des Schriftstellers F.C. Delius
Eigensinnig und offen

Mit zunehmendem Alter schien sein künstlerischer Blick immer weiter zurückzuschweifen. Eine Sekretärin aus den 1960er Jahren stand im Mittelpunkt von Friedrich Christian Delius' letztem Roman „Die Liebesgeschichtenerzählerin“ (2016). Auch die stark autobiografische Erzählung „Die Zukunft der Schönheit“ (2018) war in der gleichen Zeit angesiedelt und erzählte von einem jungen Mann aus der hessischen Provinz und dessen musikalischem Erweckungserlebnis in einem New Yorker Jazzclub. Melancholie...

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  • 31.05.22
  • 1
Kultur

„Traumbuch“ zum 95. Geburtstag von Martin Walser
Goldene Letter in Leder gebunden

Er schreibt und schreibt. Seine Texte werden zwar deutlich kürzer, aber seine dichterische Fantasie scheint nicht zu versiegen. Pünktlich zum 95. Geburtstag des Grandseigneurs der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, Martin Walser, ist nun ein Band mit Traumtexten erschienen, die durch Zeichnungen von Cornelia Schleime mehr als nur begleitet werden. Die Multi-Künstlerin aus Ost-Berlin, die 2008 selbst einen eindrucksvollen Roman („Weit fort“) über ihre Bespitzelung durch den Stasi vorlegte,...

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  • 15.03.22
  • 1
  • 1
Kultur

Zum 75. Geburtstag: Paul Auster „In Flammen“
Angst vor dem Versagen

“Schreiben ist für mich kein Akt des freien Willens, es ist eine Frage des Überlebens“, hatte der amerikanische Schriftsteller Paul Auster vor fünf Jahren in einem Interview bekannt und uns ein gewaltiges, ausladend umfangreiches Erzählwerk mit dem Titel „4321“ vorgelegt. Es war ein opulentes biografisches Verwirrspiel, ein höchst ambitioniertes literarisches Rätsel, ein ausschweifendes Zeitpanorama – vor allem aber auch die bilanzierende Selbstbefragung eines verdienstvollen Autors. Im...

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  • 28.01.22
  • 2
Kultur

Fernando Aramburus neuer verspielter Roman
Sammler von Glücksmomenten

Das ist alles andere als ein vielversprechender Romaneinstieg, wenn man zu Beginn liest: „Noch auf Höhe des Jadebusens hatte Clara einen ihrer Anfälle von Morgendepression bekommen. Morgens praktiziert Clara Niedergeschlagenheit, wie andere eine Joggingrunde.“ Diese etwas zäh und wenig erfreulich startende Reise eines Ehepaares, das Norddeutschland erkunden will, um Eindrücke für ein Buchprojekt zu sammeln, wird mit zunehmender Dauer unterhaltsamer und der Roman immer vielschichtiger. Fernando...

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  • 09.12.21
Kultur

Zum 75. Geburtstag der Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek am 20. Oktober
Ich fetz' halt herum

"Wenn man zu lange Zeit unterdrückt wird, wird man entweder aggressiv, oder resigniert. Damals war ich aggressiv, jetzt, wo ich alt bin und gesehen habe, dass sich fast nichts geändert hat, bin ich resigniert", hatte Elfriede Jelinek im letzten Jahr in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Republica" anlässlich der Neuveröffentlichung ihres Buches "Die Liebhaberinnen" in Italien erklärt. Zwischen Revolte und Resignation – in diesem emotionalen Zwiespalt bewegt sich Elfriede...

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  • 15.10.21
Kultur

Natascha Wodins Roman „Nastjas Tränen“
Klavier spielen auf dem Cello

„Die Treppe herauf kam eine sehr schmale, schüchtern wirkende Frau, die etwa fünfzig Jahre alt sein mochte, aber aussah wie ein Mädchen. Sie trug Jeans und einen Rucksack auf den Schultern.“ So beschreibt die inzwischen 76-jährige Schriftstellerin Natascha Wodin die Protagonistin ihres neuen Romans. Wodin, deren literarisches Werk durchgehend einen autobiografischen Background hat, war vor vier Jahren für ihren Roman „Sie kam aus Mariupol“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet...

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  • 29.09.21
Kultur

Martin Walsers Band „Sprachlaub“ kommt am Dienstag (23. März) in den Handel
Am Abend Schatten hacken

Martin Walser, der Grandseigneur der deutschsprachigen Gegen­wartsliteratur, schreibt unaufhörlich und mit einer bewundernswer­ten Energie. Noch immer gibt es jedes Jahr ein neues Büchlein aus der Feder des Großmeisters vom Bodensee, der am Mittwoch seinen 94. Geburtstag feiert. Keine ausuferndern Romane mehr, wie er sie früher geschrieben hat („Die Verteidigung der Kindheit“, „Ein springen­der Brunnen“, „Der Le­benslauf der Liebe“ oder „Muttersohn“), keine poli­tisch-gesellschaftlich bri­sante...

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  • 21.03.21
Kultur

„Krass“ - der neue Roman von Georg-Büchner-Preisträger Martin Mosebach
Ich bin ein Solitär

„Ich entstamme keiner Familie, ich gründe keine Familie, ich werde ohne Nachkommen sterben, ich bin ein Solitär.“ So beschreibt Martin Mosebach die Hauptfigur seines zwölften Romans „Krass“. Als "genialer Formspieler auf allen Feldern der Literatur" wurde er 2007 gepriesen, als ihm der Georg-Büchner-Preis verliehen wurde. Mosebach, der im Sommer seinen 70. Geburtstag feiert, gehört zu den eher leisen, aber dennoch deutlich vernehmbaren Stimmen im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Der...

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  • 08.02.21
Kultur

Hans Joachim Schädlichs Erzählung „Die Villa“
Das eisige Schweigen

„Das zweiflügelige hohe Parktor. Schmiedeeisern, alle Stäbe mit Zierspitze, Typ Lanze. Halbhohe Zwischenstäbe. Der Parkzaun zu beiden Seiten des Tores in gleicher Art.“ Die Rede ist von einer Jugendstilvilla im vogtländischen Reichenbach, die in Hans Joachim Schädlichs neuem, ohne Genrebezeichnung erschienenen Erzähltext „Die Villa“ mehr als nur ein Handlungsschauplatz ist. In dem prunkvollen Anwesen spiegelt sich die deutsche Geschichte zwischen 1935 und 2007 und Aufstieg und Fall der...

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  • 27.03.20
Kultur

Der neue Roman von Georg-Büchner-Preisträger Friedich Christian Delius
Kassandra verstummt nicht

„Jedes Buch entsteht aus neuen Fragen, aus neuen Erfahrungen heraus“, hatte Friedrich Christian Delius 2013 in einem Interview über seine eigene Arbeit erklärt. Ein spürbarer politischer Klimawechsel, gewaltige Veränderungen in der Medienlandschaft und handfeste Probleme mit dem Älterwerden sind die zentralen Motive im neuen, etwas sperrigen Erzählwerk des Georg-Büchner-Preisträgers von 2011. Der inzwischen 77-jährige Delius hat sich zeitlebens in der Rolle des unangepassten Querdenkers...

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  • 23.01.20
Kultur

Martin Walsers Erzählung „Mädchenleben“ (erscheint am 19. November)
Vertreibung ins Paradies

„Ich war ergriffen. Ich war bereit, für verrückt gehalten zu werden. Das heißt, ich war zu allem bereit. Vater Zürn beendete dieses Gespräch so. Kein Wort darüber zu Sirte.“ Mit diesen knappen Worten lässt sich das „Mädchenleben“ auf den Punkt bringen. Ich-Erzähler Anton Schweiger und Ludwig Zürn sind von dem Gedanken besessen, Zürns Tochter Sirte heilig sprechen zu lassen. Er schreibt und schreibt. Jedes Jahr legt Martin Walser ein neues Buch vor. Ein Leben ohne Schreiben scheint für den...

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  • 18.11.19
  • 1
Kultur

Zum Tod der Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison
Sehnsucht und Illusion

„Die Sehnsucht nach einem Zuhause existiert zwar nach wie vor, aber es handelt sich dabei lediglich um eine Illusion. Und natürlich gibt es in Amerika nicht eben wenige, die ihr ganzes Leben auf diese trügerische Sehnsucht bauen, die niemals Realität werden kann“, hatte Toni Morrison, Nobelpreisträgerin des Jahres 1993, vor fünf Jahren in einem Interview mit der „Welt“ Auskunft über ihr disparates Verhältnis zu ihrem Heimatland gegeben. Sie war umstritten und streitbar, aber nach ihr wurde...

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  • 06.08.19
  • 1
  • 1
Kultur

Fernando Aramburus Roman „Langsame Jahre“
Eisen weint nicht

Viele Schriftstellerbiografien könnten auch als reizvoller Romanstoff taugen. So auch die des wichtigsten zeitgenössischen baskischen Schriftstellers Fernando Aramburu, der seit 35 Jahren in Hannover lebt, aber literarisch immer wieder zu seinen Wurzeln ins Baskenland zurück kehrt. Der 60-Jährige Autor, dessen Bestseller-Roman „Patria“ (2016) in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurde, hat die Beschreibung des baskischen Lebensgefühls zu seinem großen Thema gemacht. Im nun vorliegenden,...

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  • 03.07.19
Kultur

Jeden Abend ruft Hegel an

Martin Walsers neuer Band "Spätdienst" erscheint am 20. November Martin Walsers Energie ist bewundernswert. Mit nun fast 92 Jahren legt er das zweite Buch binnen eines Jahres vor. Wieder keine lineare Erzählung mit konventioneller Handlung, sondern ein assoziatives, ausschweifendes Gedan­kenkonvulut mit lyrischen und aphoristischen Sen­tenzen. Mal bissig, mal melancholisch, mal pro­fund, mal kitschig. Genau so, wie in seinen beiden letzten Büchern "Gar al­les" (2018) und "Der letz­te Rank"...

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  • 18.11.18
  • 1
Kultur

Eisiges Schweigen

Natascha Wodins autobiografischer Band "Irgendwo im Dunkel" "Er saß in seinem mit Kissen und Windeln ausgepolstertem Sessel, klein, grau, entrückt in die Moränenlandschaft seiner zerstörten Gefäße, in denen er dem Tropfen einer unendlichen Zeit nachzuspüren schien." So beschreibt Natascha Wodin die letzten Tage ihres 1989 verstorbenen Vaters. Vor einem Jahr war sie für "Sie kam aus Mariupol", eine literarische Annäherung an ihre Mutter, mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet...

  • Wattenscheid
  • 09.11.18
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